Die Pumptrackanlage in Steinheim bietet durch eine anspruchsvolle Modellierung jede Menge Abwechslung Foto: Ralf Poller/avanti

Die Urmenschstadt nimmt in allen drei Orten eine RegioRad-Station in Betrieb und eröffnet außerdem die Pumptrack-Anlage in der Nähe des Mineralfreibads.

Radeln liegt im Trend – und dem folgt auch die Stadt Steinheim. Deren Bürgermeister Thomas Winterhalter eröffnete kürzlich drei RegioRad-Stationen im Kernort, in Höpfigheim und Kleinbottwar. Das Fahrrad spielt auch eine zentrale Rolle bei der Pumptrackanlage in der Nähe des Freibads. Beide Projekte sollen die Lebensqualität in der Urmenschstadt verbessern.

Wie kam es zur Pumptrackanlage?

Das Auf und Ab von Wellen spielt nicht nur im nahen Wellarium eine Rolle, sondern auch für junge Leute auf der Pumptrackanlage. Mit ihren Bikes tauchten einige Jugendliche bei der offiziellen Eröffnung am Donnerstag in die modellierte Asphaltlandschaft ein. „Die Anlage ist schon ein Geheimtipp und wird sehr gut angenommen“, erzählte Thomas Winterhalter. Der Gemeinderat habe im September 2019 den Beschluss gefasst – acht Monate später habe das Landratsamt die Baugenehmigung erteilt. „Es gab aber viele Herausforderungen“, so Winterhalter. Dies sehe man am Holzzaun, der Tieren aus dem Umfeld des Riedbachs genügend Platz zum Durchschlupf unter ihm lassen musste.

Wie verzögerte der Zaun die Einweihung?

Der TÜV hatte das Fehlen von fünf Millimetern zwischen den Sparren moniert. Jugendliche könnten daran hängen bleiben, lautete die Begründung. Vom Frust war Thomas Winterhalter jetzt nichts mehr anzumerken. „So kam ich zu meinem ersten Radio-Interview“, witzelte er. Eine Querlatte hatte das Problem gelöst. Der Bürgermeister ist überzeugt, dass das Projekt mit Fördermitteln von maximal 50 000 Euro aus dem Landschaftspark-Projekt des Verbands Region Stuttgart zieht: „Die Bahn ist keine normale, es sind schon einige Besonderheiten dabei“.

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Was macht die Anlage so besonders?

Der Clou der Pumptrackanlage besteht in ihren Elementen. Zwei kreisrunde Bowles ermöglichen Freestylefiguren. Wer es gemächlicher angeht, fährt über Links-rechts-Kombinationen oder einen weniger welligen Table auf der Hauptbahn. Mutigere können über Schanzen oder Wellen mit Zusatztreppe das Gelände auskosten. „Wir leben von der Vielseitigkeit“, sagt Florian-Gert Radu, Vorsitzender des BMX-Clubs Stuttgart. Radu hat das Unternehmen Sievers aus Freiberg beim Bau der Anlage beraten, es beziffert die Gesamtkosten auf rund 150 000 Euro. Für ihn sei es neu, Bahnen nicht selbst bauen zu müssen. „Wir sind früher als Sportart nicht ernst genommen worden.“

Wie hat sich das BMX-Fahren entwickelt?

Das BMX-Fahren hat im Laufe der Jahre an Bedeutung und an Seriosität gewonnen. Der Sport sei seit 2008 als Rennen olympisch, seit 2020 als Freestyle-Wettbewerb, so Radu. Die sportlich ambitionierte Szene sei vor allem auf den BMX-Anlagen in Kornwestheim und Ingersheim im Landkreis Ludwigsburg aktiv. Der Experte Radu bietet Trainings an den Anlagen und reist im Bus mit Equipment an. Obwohl es auch um Talentsichtung gehe, sieht der Kornwestheimer den Sport als Chance für die Jugendlichen, sich ohne übertriebenen Ehrgeiz zu entspannen. Darum geht es auch Michael Bokelmann, der als Freie-Wähler-Stadtrat für die Anlage mehrere Anläufe unternahm. Nicht nur er hofft nun, dass es an dem Treff nicht mehr so oft zu Fällen von Vandalismus kommt.

Worum geht es beim Projekt RegioRadStuttgart?

Die blaue Flotte von Regio RadStuttgart wächst. In Steinheim ist die 253. Anlage im Gebiet des Verbands Region Stuttgart (VRS) in Betrieb gegangen. Die Zahl hatte der VRS-Verbandsvorsitzende Thomas Bopp deshalb präsent, weil er am selben Tag in Backnang die 250. Station präsentierte und anschließend in Winnenden und Leutenbach nachlegte, bevor er nach Steinheim weiterfuhr. Es gehe um eine gute Anschlussmobilität: „Wir wollen die S-Bahn-Nutzer nicht ins Nichts entlassen.“ Am Anfang habe der VRS an Berufspendler gedacht. In Bietigheim-Bissingen habe man gesammelt – die zeigten aber, dass die Räder eher zu touristischen Zwecken genutzt würden. Letztlich sei der Mix der Motivationen entscheidend.

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Welche Fortschritte macht das Netz?

An den 120 Stationen in Stuttgart würden die E-Bikes mit der Bezahlkarte polygoCard gut angenommen, so Bopp. In der Peripherie hingegen mit seinen 130 Anlagen gebe es noch Luft nach oben. Das Netz wachse jedoch derzeit dynamisch. Erst vor einem Monat hatte er im Stuttgarter Stadtteil Weilimdorf die 200. Anlage in Betrieb genommen. „Bis Ende des Jahres sollen es 300 sein.“ Mit dem Förderprogramm „Zwei für eine“ finanziere der VRS die Radstationen mit 50 Prozent der Gesamtkosten bis zum Jahr 2026.

Für wen lohnt sich die Nutzung?

Die Steinheimer müssen wie andere Nutzer drei Euro Jahresgebühr bezahlen. Es gibt verschiedene Tarife. Bei den meisten kostet zum Beispiel die Nutzung eines Pedelecs zwölf Cent pro Minute. Die ersten 30 Minuten auf dem Fahrrad und 15 Minuten auf dem E-Bike sind mit polygoCard jeweils kostenlos. „Wenn jemand hier am Bahnhöfle eine schlechte Busverbindung hat, kann er das Rad nehmen“, sagt Thomas Winterhalter. Die Stadt wolle einen Beitrag zur Vernetzung leisten. Deshalb werden in Steinheim zwei Fahrräder und drei Pedelecs, in Höpfigheim an der Melchior-Jäger-Halle zwei Räder und zwei Pedelecs und in Kleinbottwar an der Bottwartalhalle in einer virtuellen Station ohne Auflademöglichkeit ein Fahrrad und drei Pedelecs nutzbar sein. Wer will, kann das Rad auch über Nacht mit nach Hause nehmen. In den meisten Tarifen kostet das von 18 bis 9 Uhr zwei Euro. Es muss mindestens sechs Stunden ausgeliehen worden sein und an der gleichen Station zurückgegeben werden.