Der Berg- und Talbus verkehrt am Wochenende zwischen Backnang und Prevorst. Foto: avanti

In der Serie „Urlaub daheim“ geht es diesmal mit dem E-Bike von Marbach über Erdmannhausen nach Backnang sowie mit dem Berg- und Talbus zur Burg Lichtenberg. Von dort ist es spannend, ins Hinterland der Schwäbisch-Fränkischen Waldes zu radeln.

Oberstenfeld - Mein Ausflugstag an diesem Samstag soll vor allem eins werden: nicht heiß! Deshalb wähle ich die Early-Bird-Variante von 8  bis 14 Uhr. Laut Wetterbericht droht einer der heißesten Tage des Jahres. Ich nehme mir vor, mich mit meinem E-Bike dem ersten Ziel gemütlich anzunähern, um den Berg- und Talbus am Backnanger Bahnhof um 11  Uhr stressfrei zu erreichen.

Auf der Opa-Bank in Erdmannhausen – wohl der schönste Platz zwischen Marbach und Erdmannhausen – begrüße ich schon gegen 5.50 Uhr den Tag. Es ist wunderbar still, und die Morgenröte verbreitet in mir Dankbarkeit fürs Dasein. Ich nehme mir vor, offen für die kleinen Dinge am Wegesrand zu sein. Tipp: Auf der Opa-Bank kann man unter einem Apfelbaum auch sonst wunderbar schmökern.

Nach dem Frühstück und weiteren Vorbereitungen fahre ich gegen 8 Uhr los. Ein angenehmer Wind begleitet mich bei 20  Grad, als ich in Erdmannhausen die Pferdekoppeln passiere und in Affalterbach erst nach Kirchberg abbiege, dann aber rechts hinunter durch ein Seitental und weiter an Birkhau vorbei nach Wolf-sölden gelange. Ich durchfahre das Buchenbachtal mit seinen grünen Auen – ich treffe Spaziergänger, die von dem malerischen Tal schwärmen. Schön ist es . . .

In Steinächle klettere ich mit dem E-Bike hoch bis zum Kirschenhardthof, und im Heidehof mit seinen beiden Hofläden kaufe ich mir zur Stärkung erst mal einen Korb süßer, dunkler Kirschen. Dann geht es weiter nach Erbstetten. Ein Tipp: Die Vereinsgaststätte mit Terrasse zum Sportplatz ist zur Mittagszeit eine Rast wert. Auch das Freibad in Erbstetten kann für eine längere Pause genutzt werden, es ist sogar frisch saniert. Tipp für die Route: In der scharfen Rechtskurve der Durchfahrtsstraße gerade aus. Der Radweg durchs Wohnviertel ist angenehmer als die Hauptstraße.

Ich atme tief durch, als es temporeich vom Kreisel in Erbstetten hinab nach Backnang geht. Ganz unten aufpassen, man biegt links ins Murrtal ab, und schon ist man in der Stadt. Backnang mit seinem Markt präsentiert sich am Samstagmorgen gegen 10 Uhr im Stadtkern gemütlich und lebendig zugleich. Bei Tchibo gibt’s Kaffee und ein Stück Kuchen für 2,67  Euro, und es ist interessant, in der Stadt ohne Fahrrad zu flanieren. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich an einer historischen Stadtführung teilnehmen. Sie findet jeden ersten Samstag im Monat um 11  Uhr und jeden dritten Sonntag um 14.30 Uhr statt, dauert 90 Minuten und kosten 4 Euro pro Person.

Ich schaue auf die Uhr und bin überrascht, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es ist 10.45 Uhr, und ich erreiche den Busbahnhof am S-Bahnhof. Ich treffe auf Andreas Schönhals, einen sehr freundlichen Busfahrer, der den Berg- und Talbus an diesem Tag betreut. Er schnallt mein E-Bike auf den Anhänger – wenig später starten wir, und ich finde es genial, dass ich den ganzen Bus mit einem Spottpreis von 2,60 Euro für Mann und Rad für mich alleine habe. „Heute ist es heiß, da fährt wohl niemand Rad“, vermutet Schönhals, der auch schon mal 15 Fahrräder gleichzeitig auf dem Hänger unterbringen muss. „Ich bin dann froh, wenn die Leute mithelfen.“ Allerdings sei das die Ausnahme – das touristische Angebot des Busses, der an den Wochenenden zwischen Backnang und Prevorst hin und her pendelt, sei noch viel zu wenig bekannt. „Vielleicht fahren die Leute auch lieber mit dem E-Bike dort hoch, als den Bus zu nehmen“, vermutet Schönhals, der beobachtet hat, dass sonntags mehr Fahrgäste im Bus sind als samstags. Die Gemeinde Oberstenfeld beabsichtigt, die Buslinie wochentags auszubauen, damit Berufstätige in Backnang besser zu einem S-Bahnhof kommen.

Ich vermute, dass der Berg- und Talbus an Beliebtheit gewinnt, wenn irgendwann der geplante Biergarten der Burg Lichtenberg in Betrieb geht. Wir erreichen die Burg nach etwa 20-minütiger Fahrzeit gegen 11.20 Uhr. Ich verabschiede mich vom Busfahrer und ein Freund stößt dazu, der von Erdmannhausen aus mit dem Rad durch das Otterbachtal und den Wald zur Burg hochgekraxelt war.

Ab hier dürfte für viele Radtouristen Neuland beginnen. Das Radnetz erstreckt sich weit in den Schwäbisch-Fränkischen Wald hinein, man hat viele Möglichkeiten. Wir fahren in Richtung Altersberg, und die kleine Straße durch den Wald in Richtung Oppenweiler entpuppt sich als kaum befahrene Radlerautobahn mit breitem Asphalt. Wir treffen ein Pärchen aus dem Westerwald, das bei Andrea Berg im Sonnenhof in Kleinaspach Urlaub macht, weil dort abends getanzt werden kann.

Irgendwann düsen wir bergab nach Kleinaspach, das Gefälle ist so stark, dass ich mit 57 Stundenkilometern auf dem Tacho einen neuen Rekord verzeichne. Ein Getränk im Biergarten des Hotels Sonnenhof, dann geht es zurück über Rielingshausen nach Erdmannhausen. Es ist 14 Uhr, und die Tour war wirklich schön. Wenn ich aus Stuttgart wäre, könnte ich mit dem Berg- und Talbus vom Sonnenhof aus prima um 14.22 Uhr zurück an den Backnanger S-Bahnhof gelangen. Fazit: Der Berg- und Talbus ist für eine E-Bike-Tour eine nette Abwechslung, und er ist ein gutes Sprungbrett für eine vertiefende Radtour durchs Hinterland.