Für die eigenen Hallen schafft die Stadt pro Jahr rund 40 fair gehandelte Bälle an. Foto: Avanti

Vereine bekommen zehn Euro pro Spielgerät. Kommune selbst geht mit gutem Beispiel voran.

Marbach - Die Stadt Marbach treibt ihre Bemühungen, die Welt ein kleines bisschen gerechter zu machen, weiter voran. So strebt die Kommune an, den Titel einer Fairtrade-Town tragen zu dürfen (wir berichteten). Den Beschluss dazu fasste der Verwaltungsausschuss am Donnerstag. In derselben Sitzung gab das Gremium außerdem grünes Licht für einen Antrag der Gruppe Puls, der in eine ähnliche Richtung zielt: Fortan sollen Vereine für die Anschaffung eines jeden Balls, der unter gerechten Bedingungen produziert wurde, einen Zuschuss von zehn Euro erhalten.

Der Bürgermeister Jan Trost machte allerdings in seinen Ausführungen zu dem Thema klar, dass momentan nur wenige Clubs überhaupt in den Genuss der Förderung kommen können. Bei den Handballern sei es beispielsweise so, dass im Grunde jeder Spieler sein eigenes Sportgerät mitbringe. Und vom Verwaltungsaufwand sei es für die Stadt nicht zu leisten, dann bei jedem einzelnen Kauf zehn Euro gutzuschreiben. Eine Möglichkeit könne aber unter Umständen sein, dass die Handballer mit einem Bündel an Bestellungen auf die Kommune zugehen, um dann doch eine Förderung zu erhalten. Bei Tischtennisbällen lasse sich hingegen gar nichts machen. „Das weiß ich selbst noch. Die Bälle kommen einfach alle aus China“, sagte der Rathauschef, der früher selbst oft hinter der Platte stand. Basketbälle könnten wohl ebenfalls nicht mit Fairtrade-Siegel erworben werden. Entsprechende Modelle seien auf dem Markt nicht erhältlich, sagt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim auf Nachfrage.

Eine Gruppe gibt es aber, die durchaus auf fair gehandelte Bälle umsteigen könnte: die Kicker vom FC Marbach. „Sie wären bereit, zu den genannten Konditionen fair gehandelte Bälle anzuschaffen“, sagte Jan Trost. Eine Anfrage der Stadt beim Verein hat ergeben, dass jährlich rund 100 Spielgeräte für Jugendkicker aus gerechter Produktion gekauft werden könnten. Der langjährige FC-Vorsitzende und SPD-Rat Jürgen Schmiedel schränkte aber sogleich ein, dass die Sache vonseiten des Clubs noch nicht in trockenen Tüchern sei. „Sie wissen bislang nur, dass ein fair gehandelter Ball zehn Euro mehr kostet“, betonte er. Bevor tatsächlich ein größeres Paket bestellt wird, müsse getestet werden, ob die Bälle die gewünschten Qualitätsstandards erfüllen und so lange halten wie herkömmliche. Kurzum: „Es ist also nicht sicher, dass die Bälle angeschafft werden. Der FC wird es aber zumindest in Erwägung ziehen“, meinte Jürgen Schmiedel.

Schon sicher ist, dass die Stadt in der Angelegenheit mit gutem Beispiel vorangeht. Die Marbacher Sporthallen sollen künftig mit fair gehandelten Bällen ausgestattet werden. Die Verwaltung schätzt, dass pro Jahr etwa 40 der runden Spielgeräte ausgetauscht werden müssen. Inklusive des Zuschusses, der eventuell an den FC überwiesen wird, würden also für die Kommune unterm Strich durch den Umstieg auf fair gehandelte Bälle Mehrkosten von rund 1400 Euro entstehen.