Jürgen Keppeler hat seine Skulptur mit der Kettensäge angefertigt. Foto: Werner Kuhnle

Der Künstler Jürgen Keppeler hat seine Holzskulptur „Wollust 2018“ vor der Wendelinskapelle installiert. Keppeler ist in Marbach ein alter Bekannter.

Marbach - Am Hauseck der Wendelinskapelle steht eine neue Skulptur. Galeristin Monika Schreiber wechselt dort regelmäßig die Kunstobjekte. Aktuell ist Jürgen Keppelers Holzskulptur „Wollust“ an der Stelle zu entdecken

Wie andere Menschen auch, verkörpert Jürgen Keppeler nicht nur eine Rolle in seinem Leben, die des Olivenverkäufers. Denn als freundlichen Marktbeschicker und Fachmann in Sachen Oliven und Antipasti dürften ihn die meisten Marbacher samstags auf dem Wochenmarkt bislang wahrgenommen haben. Seit 25 Jahren ist der Pliezhausener um seine Kunden in der Schillerstadt bemüht. Doch jetzt möchte der 52-Jährige gerne auch eine andere Seite von sich bekannter machen: die als Künstler.

Jürgen Keppeler nämlich stellt zuhause in seinem Atelier Holzskulpturen her. Mit der Kettensäge rückt er den groben Holzklötzen und Baumstämmen zu Leibe. Einige davon finden bisweilen auch den Weg nach Marbach. So weist etwa vor der Stadtbücherei ein hölzernes, aufgeschlagenes Buch auf den Lesetempel hin. Keppeler hat es auf Wunsch von Manfred Knappe gesägt, denn der Innenarchitekt hat das „Schillerbuch“ der Stadt geschenkt. Jürgen Keppelers neuester Hingucker jedoch ist knapp drei Meter hoch, aus Kirschholz gefertigt und ragt gen Himmel. Sein Titel „Wollust“ ist die Idee eines Freundes, die der Künstler begeistert aufgegriffen hat. Im Gegensatz zu den sprudelnden Ideen, was aus einem Holzstück, das vor ihm steht, herauszuholen ist, tut sich Jürgen Keppeler mitunter schwer, die passenden Namen für seine Holzobjekte zu finden. Da die Skulptur auf manchen Betrachter erotisch wirke, habe er den spontanen Ausruf seines Freundes gleich als Titel genommen. Dass es überhaupt zu der Holzskulptur kam, die als Leihgabe vor der Wendelinskapelle steht, ist Monika Schreiber zu verdanken. Sie hatte den Künstler aufgefordert, ein Werk vor das Haus in der Marktstraße zu stellen. Als sie nachgefragt hatte, hatte der Künstler mit der Arbeit noch nicht begonnen. Doch innerhalb von zwei Wochen stand die Skulptur schließlich fertig vor ihm. „Wenn ich es im Kopf habe, geht es schließlich schnell“, so der „Säger“, wie man Keppeler, der über Umwege zu seinem Werkstoff fand, mit Spitznamen nennt.

Ein begonnenes Architekturstudium und die Tätigkeit als Schreiner halfen ihm dabei, große Ausdrucksfähigkeit im Umgang mit dem Material zu entwickeln. Darunter fielen immer wieder auch Möbelobjekte. Inspiriert fühlt sich Jürgen Keppeler, der sich als Olivenmann in Marbach nach inzwischen 25 Jahren Marktpräsenz übrigens „als regelrechte Institution sieht“, freilich auch von seiner Frau Julia. Die arbeitet ebenfalls als Künstlerin und zeichnet mit Bleistift, Füller oder Kuli. Gelegentlich treten ihre Exponate bei den seltenen Gemeinschaftsausstellungen dann in den Dialog mit den Künsten ihres Mannes.

Und vielleicht kann sich Jürgen Keppeler in Zukunft mit seinen Kunden ja auch über die Kunst unterhalten. Intensive Gespräche führt er bisweilen ohnehin mit ihnen. „Denn manchmal erfahre ich hier Geschichten, die mich sehr berühren“. Das wird sicherlich auch durch seine Skulptur weiter befördert werden.