Marbach kann womöglich bald mit einem Zusatzschild werben. Foto: dpa/Harry Melchert

Die Stadt möchte sich offiziell Schillerstadt nennen dürfen. Dann könnte der Zusatz auch auf dem Ortsschild untergebracht werden. Der Verwaltungsausschuss empfahl, einen entsprechenden Antrag einzureichen.

Marbach - Geht es nach den Mitgliedern im Verwaltungsausschuss, soll Marbach offiziell den Titel Schillerstadt tragen – auch auf den Ortsschildern. In der Sitzung am Donnerstag sind sie dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt, einen entsprechenden Antrag beim Innenministerium zu stellen und damit ein Vorhaben aus dem Jahr 2008 zu einem glücklichen Ende zu bringen. Im Schillerjahr war derselbe Antrag vom Ministerium aufgrund einer strengen Auslegung der rechtlichen Vorgaben abgelehnt worden. Jetzt könnte es klappen, denn der Landtag hat am 2. Dezember die Gemeindeordnung geändert. Das letzte Wort hat der Gemeinderat am 11. Februar.

Ein solcher Zusatz würde für die Stadt neue Möglichkeiten eröffnen, ist sich SPD-Rat Heinz Reichert sicher. CDU-Chefin Heike Breitenbücher sieht in dem Antrag einen schönen Schritt in die richtige Richtung. Wenn sie gefragt werde, woher sie komme, und sie sage „aus Marbach“, dann erlebe sie meist kein großes Aha-Erlebnis, berichtete Breitenbücher. „Aber wenn ich Schillerstadt Marbach sage, dann schon.“

Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern brachte den Vorschlag ein, sollten viele andere auch den Zusatz Schillerstadt beantragen, beispielsweise auf den Zusatz Schillers Geburtsstadt umzuschwenken. „Als Abgrenzung zu anderen Wirkungsstätten Schillers.“ Allerdings hänge dies davon ab, wie viele Schillerstädte es am Ende gebe. „Wenn es 20 sind, wäre es gut.“ Sebastian Engelmann von den Grünen könnte mit einer Konkurrenz Jena oder Weimar leben. „Ich glaube, dass wir die einzige Schillerstadt in Baden-Württemberg sind.“ Darüber hinaus sei die Bezeichnung längst eine Marke. „Ich wäre zurückhaltend beim Aufweichen dieser Marke durch Wortgirlanden“, sagte Engelmann mit Blick auf Herzogs Vorschlag. Über allem stehe jedoch die Verpflichtung, die Schillerstadt mit Leben zu füllen. „Abseits der bekannten Institutionen, die wir kennen und schätzen.“

Zustimmung für den Antrag der Verwaltung kam auch von Hendrik Lüdke von der Gruppe Puls, der daran erinnerte, dass Marbach eben nicht nur Schiller sei und seine Bedeutung zurückgehe – das würden auch die Besuchszahlen im Geburtshaus zeigen. Nichtsdestotrotz präge der Dichter die Stadt. Lüdke erinnerte an einen Brief, den der damalige Bürgermeister Herbert Pötzsch 2008 an das Innenministerium schrieb, in dem er dafür kämpfte, am Ende trotz eines Neins der Behörde doch noch ein Ja zu bekommen. Schiller sei in der Stadt in breiten Bevölkerungsschichten noch ungewöhnlich präsent. Ohne Schiller seien die literarischen Gedenkstätten, die den Ruf Marbachs als Stadt der deutschen Literatur begründen, nicht denkbar, so Pötzsch in seinem Schreiben. „Sie haben die Befürchtung geäußert, andere Städte könnten einen gleichartigen Antrag wie Marbach stellen, weil Schiller auch dort gelebt hat. Die Frage muss erlaubt sein, welchen Einfluss Schiller auf die Entwicklung dieser Städte hatte und hat. Ist irgendeine andere Stadt oder Gemeinde in Baden-Württemberg durch die Geburt einer berühmten Persönlichkeit – von denen es zum Glück so viele bei uns gibt – in ihrer Entwicklung so stark beeinflusst worden wie Marbach?“ Dies zu beurteilen, sei Aufgabe des Ministeriums. Falls ja, dann hätte auch diese Stadt das Recht, einen solchen Namenszusatz zu beantragen und zu führen, befand Pötzsch.

Doch am Ende brachte bekanntlich auch dieser Brief nichts. Und für Lüdkes Vorschlag, in die Rebellenrolle zu schlüpfen und die Schilder unerlaubt aufzustellen und zu schauen, was passiert, fand sich damals keine Mehrheit.