Hanna Weber (links) und die Klinikpfarrerin Susanne Digel helfen Mens Foto: Oliver von Schaewen

Wer alleine dasteht, kann ehrenamtliche Unterstützung anfordern.

Marbach - Etwa 20 Menschen haben in diesem Jahr bereits die Hilfe des Projekts „einKLINKen“ der Klinikenseelsorge im Landkreis Ludwigsburg in Anspruch genommen. Das Angebot richtet sich an Menschen, die nach einem Aufenthalt im Krankenhaus wieder in die eigene Wohnung zurückkehren, dort aber in den ersten zwei bis drei Tagen alleine nicht klarkommen würden.

Die Zahl der Hilfesuchenden ist in diesem Jahr hoch. „Sonst melden sich bei uns das ganze Jahr über rund 20 Personen“, berichtet Susanne Digel, Klinikenpfarrerin in Ludwigsburg. Warum es in diesem Jahr mehr als sonst sind, sei schwer zu sagen. „Die Zahlen schwanken auch sonst.“

Die Situation, ohne nahestehende Menschen einen Klinikaufenthalt zu bewältigen, betreffe ältere Menschen in den Städten, so Digel. Die Anfragen kämen vor allem aus Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, Kornwestheim oder Marbach. „Im Dorf hat man sich eher im Blick und hilft sich in solchen Situationen.“

Probleme tauchen auf, wenn ein Operierter geschwächt das Krankenhaus verlässt und er weder mit Verwandten, Freunde noch Nachbarn in Kontakt steht, die ihm zur Hand gehen. „Wer uns anfragt, weil er glaubt, die ersten Tage daheim nicht zu schaffen, dem vermitteln wir eine Kontaktperson in den Orten des Landkreises“, erzählt Susanne Digel. Derzeit gebe es 44 solcher ehrenamtlicher Helfer, die den Dienst mit Leben füllen, der von der evangelischen und der katholischen Kirche getragen und von der Kreisdiakonie und den Kliniken unterstützt werden.

Eine der Helfer ist die Marbacherin Hanna Weber. Sie ist für Patienten da, die in der Schillerstadt zum Beispiel den ersten Einkauf nur mit fremder Hilfe bewältigen. Auch beim ersten Arztbesuch ist Hanna Weber zur Stelle oder wenn es darum geht, dass Medikamente zeitnah aus der Apotheke abgeholt werden müssen. „Uns ist bewusst, dass die Menschen uns ein großes Vertrauen entgegenbringen, wenn sie uns in den privaten Bereich ihrer Wohnung hereinlassen“, erklärt die Rentnerin, die in sechs Jahren bisher dreimal angefordert wurde. „Wenn die Verwandten weit weg wohnen, kann es lange dauern, bis sie hier sind“, weiß die Helferin, die auch schon mal einem frisch entlassenen Mann den Koffer für die unmittelbar bevorstehende Reha packen musste. „Es kann auch wichtig sein, sich abzugrenzen, wenn auf einmal verlangt wird, dass wir den Hausputz übernehmen.“ Dies sei bei einem Treffen erzählt worden, bei denen sich die Ehrenamtlichen regelmäßig austauschen und dabei auch einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren.

Meistens reagierten die Menschen mit einer gewissen Zurückhaltung, doch am Ende seien sie sehr dankbar. „Das Angebot scheint aber nicht allzu bekannt zu sein“, vermutet Hanna Weber. Einmal habe ihr eine Patientin gesagt, sie wäre mit weniger Sorgen ins Krankenhaus gegangen, wenn sie gewusst hätte, dass es diese Hilfe gibt. „Frühzeitiges Bescheidgeben erleichtert uns natürlich die Aufgabe“, ergänzt Susanne Digel, die den Dienst auch für die katholischen Kollegen mitkoordiniert.