Die Stadt will den fairen Handel forcieren. Foto: dpa

Beim zweiten Treffen von „Marbach handelt fair“ sind neue Projekte wie eine Schiller-Schokolade vorgestellt worden.

Marbach - Alles steht und fällt mit der Steuerungsgruppe. Wenn sich kein dreiköpfiges Team findet, das bei Aktionen rund um das Thema gerecht gehandelte Produkte die Fäden zusammenhält, wird sich Marbach niemals offiziell Fairtrade-Stadt nennen können. Denn das gehört zu den Grundvoraussetzungen, wie Birgit Mayer vom Verein TransFair am Mittwochabend bei ihrem Vortrag im Rathaus verdeutlichte. Insofern suche man händeringend Leute, die sich eine Beteiligung an der Gruppe vorstellen könnten, erklärte Andrea von Smercek, die das Projekt für die Stadt koordiniert. Sie hob beim zweiten Treffen von „Marbach handelt fair“ vor gut 30 Interessierten aber auch hervor, dass niemand zu seinem Glück gezwungen werde und alles komplett auf freiwilliger Basis geschehe. Außerdem zeigte der Termin, dass auch ohne Siegel und Steuerungsgruppe in Marbach schon eine ganze Menge in Sachen fairer Handel läuft und laufen wird. Das ist umso erstaunlicher, da seit der Auftaktveranstaltung im März erst zwei Monate vergangen sind.

Besonders fleißig waren in der Zwischenzeit die Jugendlichen vom Seminarkurs Nachhaltigkeit am Friedrich-Schiller-Gymnasium. So arbeiten Hanna Schleihauf und Jana Kamp an einem Einkaufsführer, der fair gehandelte Waren verzeichnet. „Wir hatten noch kein Projekt, waren ein bisschen unzufrieden, weil wir auch etwas verändern und nicht in der Theorie darüber schreiben wollten“, erklärte Hanna Schleihauf. Also habe man Geschäfte in Marbach nach den entsprechenden Produkten durchforstet, ergänzte Jana Kamp. Ziel ist, eine Liste für eine App zu erstellen.

Doch das ist längst nicht alles, was die Schüler auf die Beine gestellt haben. Sophia Henninger hat beispielsweise auf dem Pausenhof in Steinheim eine Spielstraße aufgebaut. Bei den einzelnen Stationen wurde eine Verknüpfung zu den Nachhaltigkeitszielen der UN erstellt. Die Kids mussten beispielsweise Plastikmüll aus einem Wasserzuber fischen. „Das Projekt hat für großes Aufsehen in der Presse gesorgt“, lobte von Smercek. Nun soll die Spielstraße nach Möglichkeit auch auf dem Bürgerfest in Marbach angeboten werden. Zudem organisieren die Schüler für Mittwoch, 31. Mai, eine Podiumsdiskussion zum kommunalen Klimaschutz. Mit dabei werden der Marbacher Bürgermeister Jan Trost sowie ein Vertreter des Landratsamts sein, berichtete der 17-jährige Tim-Jonas Pfingstler.

Wobei nicht nur vom FSG, sondern auch aus anderen Ecken pfiffige Impulse zu den Bereichen Nachhaltigkeit und fairer Handel kommen. Der BUND ist am morgigen Samstag auf dem Markt mit einer Pflanzentauschbörse am Start. Zudem würden ausrangierte Handys entgegengenommen, kündigte Andrea Lehning aus dem Vorstand des Bezirksverbands Marbach-Bottwartal an. Tanja Rieger vom Elternforum hatte schon zuvor mitgeteilt, dass das Repair-Café, mit dem der Wegwerfmentalität entgegengewirkt wird, am Samstag ausnahmsweise im Rathaus zu Gast sein wird.

Wie facettenreich das Engagement in der Schillerstadt für die nachhaltige Sache ist, belegt zudem die Idee von FSG-Musiklehrer Wolfgang Jauch und Musikerin Sarah Neumann. Die beiden möchten einen Fair-Trade-Song für Marbach entwickeln, wie Andrea von Smercek bekannt gab. Claudia Freude vom Jugendhaus regte zudem an, die schon kursierenden Shirts mit Schiller-Sprüchen aus fair gehandeltem Stoff zu produzieren oder für die Abschlussklassen künftig T-Shirts zu ordern, die unter gerechten Bedingungen entstanden sind. Wobei die Schüler gleich zu bedenken gaben, dass das wegen der hohen Stückzahlen schwer zu organisieren sei.

Leichter dürfte es werden, eine Idee umzusetzen, die Andrea von Smercek vorstellte: eine Schiller-Schokolade auf den Markt zu bringen. Selbstverständlich aus fairem Handel. Das Design könnte über einen Wettbewerb entwickelt werden, der sich an alle Bürger, speziell aber an Schüler richtet. Das Ganze soll in Zusammenarbeit mit der in Marbach ansässigen Naturata AG forciert werden, die sich Bio-Produkten verschrieben hat. „Wir sind gerne bereit, gemeinsam etwas zu bewegen“, sagte der Prokurist Bernd Rühle. Darüber hinaus schwebt Andrea von Smercek vor, dass die Marbacher Vereine sich für fair gehandelte Bälle mit Vereinslogo entscheiden. Dazu müsste aber erst der Bedarf eruiert werden.