Weggeworfene Kippen sind für viele Städte ein Ärgernis. Foto: Archiv (dpa)

Marbach setzt auf Reinigungspflicht und neue Kippenbehälter, Steinheim auf Kehrmaschine.

Marbach/Steinheim - Die Stadt Stuttgart fährt scharfe Geschütze gegen Raucher auf, die ihre Glimmstängel achtlos in die Landschaft schnippen. 75 Euro plus Verwaltungsgeld werden inzwischen für denjenigen fällig, der auf frischer Tat ertappt wird. Die Kommune nutzt damit aus, dass das Land im Dezember den Bußgeldrahmen für derartige Vergehen deutlich nach oben korrigiert hat. In Marbach und Steinheim ist man hingegen skeptisch, dass dieser harte Kurs zum Erfolg führt. Damit das Ganze fruchtet, müsse man auch entsprechend überwachen, sagt der Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Heißt: Es bräuchte Personal, das auf Umweltsünder ein Auge wirft. „Die Praxis zeigt, dass sich mit höheren Bußgeldern nicht viel bewegen lässt“, ergänzt sein Steinheimer Amtskollege Rolf Englert. In beiden Kommunen wird deshalb nicht daran gedacht, dem Stuttgarter Beispiel zu folgen.

Mit den weggeworfenen Kippen sei es im Grunde wie mit den Hundehaufen, die in die Landschaft gesetzt und von den Haltern nicht beseitigt werden, stellt Englert fest. Wer sich nicht beobachtet fühle, neige im einen wie im anderen Fall eher dazu, sich nicht an die Spielregeln zu halten. „Und die Gefahr, erwischt zu werden, ist gering“, sagt der Steinheimer Ordnungsamtschef. Insofern wirkten höhere Bußgelder auch nicht so abschreckend. Und selbst wenn man jemanden in flagranti erwische, müsse ein Verfahren mit Anhörung durchgezogen werden. „Das ist ein nicht zu unterschätzender bürokratischer Aufwand, mit dem dann am Ende oft das Ziel gar nicht erreicht wird“, sagt der Ordnungsamtsleiter.

Was also stattdessen tun? Vor allem in Marbach, wo die Fußgängerzone regelmäßig mit Kippen übersät ist und wo sich die Glimmstängel in den Ritzen des Pflasters verkeilen? Im Rathaus der Schillerstadt setzt man auf zwei Wege. Zum einen geht man über die Schiene Reinigungspflicht. In Bereichen, in denen sich die Zigarettenstummel auffällig häufen, spreche man die Leute an, die an dieser Stelle für Ordnung sorgen müssen, sagt Andreas Seiberling. Zum anderen versucht die Stadt zu verhindern, dass die Kippen überhaupt auf dem Boden landen: Indem neue Behälter aufgestellt werden.

Zwei dieser Auffangbecken für ausgerauchte Zigaretten möchte man zunächst versuchsweise in der Fußgängerzone platzieren, sagt der Bauamtsleiter Dieter Wanner. Zunächst müsse man aber Informationen zu den möglichen Modellen einholen. Sollte sich das System am Ende bewähren, werde man die Kippensammler im Zuge der anvisierten Sanierung der Fußgängerzone im großen Stil installieren, kündigt Dieter Wanner an.

In Steinheim ist man hingegen in der glücklichen Lage, auf solche Maßnahmen verzichten zu können. Das Problem mit weggeworfenen Glimmstängeln sei aktuell nicht mehr so drängend, wie es schon einmal war, erklärt Rolf Englert. Die Stadt habe vor einiger Zeit eine Kehrmaschine angeschafft, mit der sich auch die unliebsamen Rauchrückstände beseitigen ließen. Damit könne dafür gesorgt werden, dass der Marktplatz, der laut dem Ordnungsamtsleiter so etwas wie das Wohnzimmer von Steinheim ist, saubergehalten wird. Rolf Englert will das aber auf keinen Fall als Aufforderung verstanden wissen, dass man nun in der Urmenschstadt nach Herzenslust seine Zigaretten wild entsorgen kann. Im Gegenteil. „Das ist natürlich nach wie vor verboten und nicht erwünscht“, stellt er fest.