Vincent Klink hat in der Stadthalle bewiesen, dass er auch etwas von Humor versteht. Foto: avanti

Vincent Klink zeigt sich in der Stadthalle knitz und bodenständig, aber auch angriffslustig.

Marbach - Vincent Klink kommt genau so auf die Bühne der Stadthalle, wie sich viele einen erfolgreichen Koch vorstellen – wie einer, dem gutes Essen sehr schmeckt. Ob von ihm zubereitet oder nicht, dürfte dabei erst einmal egal sein. Hauptsache, reell und lecker. Sterne nämlich „kann i gar net leida und eigentlich mach i au koi Sterneküche“, überrascht der Sternekoch und Feinschmecker selbstkritisch-kokettierend zu Beginn die Besucher der bis in die letzte Reihe vollbesetzten Halle. Bodenständig, knitz und in breitem Schwäbisch macht er angriffslustig klar, dass er keinen „Augenbetrug“ duldet und kein „Tellertätowierer“ ist, dem die Optik eines dargebotenen Gerichts mehr Wert ist als sein Geschmack. Klink ist einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Seine Ansichten teilt er unmissverständlich mit. Dies tut er auf unnachahmliche Weise, und das Publikum reagiert prompt und wohlgefällig auf seine meist staubtrockenen oder herzhaft-abwatschenden Kommentare, etwa der Futter- und Lebensmittelindustrie gegenüber. Deren verbrecherische Machenschaften prangert er offen an.

Das Publikum bekommt bei der Lesung am Sonntagabend auf Klink’sche Weise ein Verbal-Menü serviert, das mit moralischen Auffassungen, geistreichen Schlussfolgerungen oder pointierten Betrachtungen aus dem Privatleben des Feinschmeckers die Ohren äußerst unterhaltsam nährt. Vieles davon ist auch in seinem neuesten Werk, ein Tage- und Rezeptebuch mit dem Titel „Angerichtet, herzhaft und scharf!“, verarbeitet, aus dem der Gourmetkoch mit Schwabenschläue und Gelassenheit liest. Das Buch verrät viel über den Charakter des Töpflesmagiers, der seine Geradlinigkeit, trotz großen Erfolgs, nicht aus den Augen verloren hat. Den Humor freilich auch nicht. Zwar bekommen ihn die Zuhörer insgesamt nur eine gute Stunde lang zu hören, aber eine Gaumenfreude aus der Nouvelle Cuisine begeistert ja auch nicht durch Masse, sondern durch gezielte Geschmacks-Impulse. Solche setzt Klink sinnbildlich viele: Charmant-kernig verrät er etwa, dass sich der IQ in seiner Gastro-Küche verdoppelt habe, seit dort die Frauen mitmischen, und attestiert dem hochkarätigen Köche-Verbund, dem er vorsteht, „eine relative Testosteron-Unterversorgung“. Er erklärt, dass Gulasch eines seiner Lieblingsspeisen sei. Er spricht über die „gewitterartigen Zurechtweisungen“ seiner Frau, die sizilianisches Temperament habe und eigentlich nur Maccheroni und Spaghetti richtig gut kochen könne. „Aber des mit mer guta Sößle . . .“ Klink lästert über Köche ab, die meinen, sich in fremden Gefilden zuhause fühlen zu müssen, dabei sei die kantonesische Küche, die er als Beispiel anführt, für einen Fremden in einem Leben gar nicht erlernbar. Er erzählt davon, welche Mühe es gekostet habe, seiner Küchencrew beizubringen, dass ein Kartoffelsalat nicht schön aussehen, sondern lediglich gut schmecken soll und führt aus, dass es bei ihm lediglich eine Winter- und eine Sommerküche gebe.

Doch auch Anerkennung kann Klink in gelungener Form äußern. Etwa dem Duo Bittergreen gegenüber, das den musikalischen Rahmen zur Lesung beigesteuert hat. Beeindruckt zeigte er sich von der Fingerfertigkeit der Gitarristen, die mit Cover-Songs von Gordon Lightfoot und Jim Croce sehr zum Hörgenuss des Abends beitrugen.