Eine seltene Ansammlung von Feuersalamandern haben Tierfreunde in einem Waldstück zwischen Rielingshausen und Kirchberg entdeckt. Foto: privat

Etliche Lurchis drohten in einem Tümpel zu verenden.

Marbach-Rielingshausen - Nur ein paar Menschen haben davon überhaupt etwas mitbekommen. Und doch war es ein Naturdrama, das sich an Ostern und in den Wochen danach in einem Waldstück zwischen Rielingshausen und Kirchberg abgespielt hat. Eine ganze Armada von Feuersalamandern war dort in einem Tümpel gefangen und drohte bitterlich zu verenden – ehe in Person von Silke Schönborn doch noch Rettung nahte. Bei einer Wanderung erkannte sie, dass die Tiere in großer Not waren und startete mit ihrem Mann und einem Bekannten eine Rettungsaktion. „Insgesamt haben wir innerhalb von drei Wochen um die 60 Salamander herausgeholt“, sagt Silke Schönborn. Nachdem sie und ihre Mitstreiter die Tiere eingefangen hatten, entließen sie die Amphibien kurz darauf einige hundert Meter von dem Teich entfernt an einem Bachlauf wieder in die Freiheit.

Die Rielingshäuserin ist seit Jahren dem Charme der außergewöhnlich schönen Tiere verfallen und weiß folglich, an welchen verborgenen Ecken sie nach ihnen Ausschau halten muss. Doch eine solche Ballung an Lurchis wie in dieser Gegend hat auch die Kennerin erstaunt. Vor allem wenn man dazu noch bedenkt, dass die Tiere sehr selten geworden sind und unter besonderem Schutz stehen. Das Problem bei der ganzen Geschichte war, dass die Folie in dem Teich porös gewesen und angesichts der damaligen Trockenheit das Wasser nach und nach versickert sei. „Da waren nur noch rund fünf Zentimeter drin“, sagt Silke Schönborn. Deshalb konnten die Feuersalamander nicht mehr selbst aus dem rund zwei Meter tiefen Tümpel herauskrabbeln. An den glatten Wänden fanden sie zu wenig Halt. „Mein Mann hat dann versucht, Äste hineinzulegen“, berichtet die Natur- und Tierliebhaberin. Doch diese Hilfsbrücken nahmen die Lurchis nicht an, sodass die Amphibien letztlich per Netz und Eimer befreit werden mussten. Andernfalls, betont Silke Schönborn, wären die nachtaktiven Tiere gestorben, weil sie der Sonne mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert waren und im Grunde keine Rückzugsmöglichkeiten hatten.

Die Mission der Tierfreunde ist mittlerweile beendet, bei einem Check der Lage vor Ort konnte Silke Schönborn zuletzt jedenfalls keinen ausgewachsenen Salamander mehr aufspüren. Dafür tummelten sich neben einer Ringelnatter mehrere kleine Exemplare in einem Gewässer in der Nähe, die die Rielingshäuserin mit großem Interesse beobachtete. Ihre Faszination für alles, was kreucht und fleucht, wurde ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt. „Ich war schon immer gerne in der Natur unterwegs. Vor allem Frösche haben es mir angetan. Die fange ich, mache ein Foto und lasse sie wieder springen“, sagt sie. Und schon als Kind beobachtete sie Salamander.

Über ihren Mann wurde dann die Begeisterung für die Lurchis neu und richtig befeuert. Er bewahrte in Markgröningen, wo sie vor ihrem Umzug nach Rielingshausen wohnten, etliche Lurchis vor dem Tod auf der Straße und brachte sie in ein Naturschutzgebiet. Dort waren die Tiere in Sicherheit und gut aufgehoben. Silke Schönborn griff ihm bei der Aktion unter die Arme und war vollends angefixt von den schwarz-gelben Amphibien. In Markgröningen erlebte Silke Schönborn auch etwas, das sie komplett mit dem Salamander-Virus infizierte: Die Nacht der Nächte, in der nach einem Regenguss und steigenden Temperaturen die Tiere im Frühjahr ihre Jungen lebend zur Welt bringen. Mehr als 20 Exemplare hätten sich in einem Tümpel versammelt. Dann konnte Silke Schönborn sehen, wie bei einem Weibchen eine Blase herauspurzelte, gegen die das Muttertier mit dem Schwanz schlug – und damit zwei Dutzend jungen Salamandern das Leben schenkte.