Im Kindergarten im Gässle soll eine weitere Gruppe entstehen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Eltern müssen mit längeren Wartezeiten rechnen. Stadt tüftelt an Zwischenlösung.

Marbach-Rielingshausen - Vor einigen Jahren ging die Angst in Rielingshausen um, dass die Grundschule mangels Kindern früher oder später geschlossen werden muss. Inzwischen hat sich der Wind gedreht. Die Geburtenrate ist zuletzt gestiegen – was die Grundschule perspektivisch wieder auf sichere Beine stellt, aber auch einen Nebeneffekt hat, der die Stadt vor eine große Herausforderung stellt: Die Betreuungsplätze gehen zur Neige. Wie dramatisch die Situation ist, verdeutlichte eine Frau am Montag im Ortschaftsrat. „Es ist jetzt einfach so, dass Kinder keine Kindergartenplätze bekommen, weil beide Kindergärten bis zum Anschlag voll sind“, sagte sie. Man schaue selbst dann in die Röhre, wenn der Nachwuchs lange im Voraus angemeldet wurde.

Die Bürgerin hat auch wenig Hoffnung, dass sich die Situation schnell entspannt. Die Eltern von Kindern, die im Juni oder sogar schon im Mai drei Jahre alt werden, würden auf den September vertröstet. Doch dann wechselten nur 16 Mädchen und Jungs in die Schule. „Das wird brutal knapp, auch im September“, betonte sie. All das habe zudem zur Folge, dass Kinder mit einem Handicap nur einen Platz erhalten. Üblich sei, für diese Mädchen und Jungs rechnerisch zwei Plätze zu reservieren – wegen des besonderen Betreuungsumfangs. Vor diesem Hintergrund fragte sie, wie es nun weitergehen werde und wann vor allem der anvisierte Anbau an den Kindergarten im Gässle stehen soll.

„Die Situation ist so, wie Sie sie dargestellt haben“, sagte der Bürgermeister Jan Trost in Richtung der Zuhörerin. Deshalb arbeite die Stadt an einem Konzept, wie die Situation mit einer Interimslösung entspannt werden könnte, um so die Zeit bis zur Fertigstellung des Anbaus ans Gässle zu überbrücken. „Da ist aber noch nichts spruchreif“, betonte Trost. Außerdem wolle man in der Asylbewerberunterkunft eine Spielgruppe einrichten, „damit die Kinder dort auch ein gewisses Bildungsangebot haben“, erklärte er. Die Sorge um einen Betreuungsplatz wird bei den Eltern aber wohl erst Anfang 2020 in Rielingshausen verflogen sein. Bis dahin soll die Erweiterung des Kindergartens im Gässle um eine weitere Gruppe in trockenen Tüchern sein, sagt Trost auf Nachfrage dieser Zeitung.

Er macht aber auch klar, dass der Engpass nicht nur Rielingshausen betrifft. „In Marbach ist es genauso“, sagt er. Deshalb wolle man auch ein neues Kinderhaus mit drei Gruppen in der Kernerstraße errichten – für das aber kein adäquates Bauangebot einging, weshalb mit dem günstigsten Bieter nochmals das Gespräch gesucht werden sollte. „Da sind wir noch am Verhandeln“, sagt Trost. Bis zum Gemeinderat an diesem Donnerstag werde man das Thema aber noch nicht auf die Tagesordnung nehmen können.

Dafür wird dort über einen Antrag der SPD diskutiert, der ebenfalls frische Kapazitäten schaffen würde: die Etablierung eines Waldkindergartens. „Damit könnte die Spitze, die wir gerade haben, ohne Neubau und mit relativ geringen Investitionen abgefedert werden“, sagte Jens Knittel von den Freien Wählern im Ortschaftsrat. Jan Trost hatte sich zuvor schon „als großer Fan“ eines solchen Projekts geoutet. „Es muss aber das Interesse der Eltern da sein, damit man eine Gruppe bilden kann, und man braucht Erzieherinnen, die diese Pädagogik unterstützen und dort auch arbeiten wollen“, schränkte der Bürgermeister ein. Es sei ja nicht jedermanns Sache, sich bei Wind und Wetter im Freien aufzuhalten. Knittel fragte, ob man tatsächlich warten wolle, bis sich Mütter und Väter bei der Stadt melden. „Da ist natürlich nichts zu erwarten“, sagte er. „Wenn Eltern wirklich Interesse haben, merkt man das schnell“, hielt Trost dagegen. Bei der Diskussion um die Sperrung der Marbacher Altstadt habe sich gezeigt, dass sich Gruppen rasch formieren, wenn sie für ein bestimmtes Anliegen eintreten. „Das wäre hier genauso“, glaubt der Rathauschef.