Die Werkstatt von Felix Martin ist von einem Feuer hinweggefegt worden. Sein Geschäft läuft aber weiter. Er ist interimsweise in Affalterbach untergekommen. Foto: Werner Kuhnle

Die Werkstatt von Felix Martin ist vor Fronleichnam komplett abgebrannt. Der Schock war riesig – doch die Hilfsbereitschaft danach ebenfalls.

Marbach-Rielingshausen - Es war ein Feuer, wie es Rielingshausen seit Jahren nicht erleben musste. Lichterloh brannte die Werkstatt von Felix Martin am Mittwoch vor Fronleichnam. Die Flammen fegten in kurzer Zeit alles hinweg: Gebäude, Material, Werkzeug. „Mir zog es komplett den Boden unter den Füßen weg“, sagt der Treppenbauer. Kein Wunder, stand doch seine wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Und im ersten Moment wusste er auch nicht, wie es weitergehen soll. Doch die Verzweiflung wich schnell neuer Zuversicht. Und inzwischen hat sein Betrieb auch wieder die Kurve gekriegt – weil Felix Martin selbst darum kämpfte, aber auch, weil er eine schier unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft erfuhr.

„Bedanken möchte ich mich vor allem bei der Feuerwehr. Die haben wirklich tolle Arbeit geleistet“, sagt Felix Martin und erinnert daran, dass die Floriansjünger bei dem Einsatz in der Kirchberger Straße ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbargebäude verhindern konnten. Eine große Unterstützung sei ihm auch der Rielingshäuser Pfarrer Eberhard Weisser als Notfallseelsorger gewesen. Nicht zu vergessen der Affalterbacher Holzbauspezialist Helmut Rikker.

Der Unternehmer meldete sich am Sonntag nach dem verheerenden Brand und bot Felix Martin an, auf seinem geräumigen Firmenareal seine Zelte aufzuschlagen. „Das war großartig“, betont der 27-Jährige. Damit hatte er wieder eine Werkstatt und konnte die Geschäfte am Laufen halten. Wobei die Hilfsbereitschaft bei den Kollegen insgesamt riesengroß gewesen sei. „Da war ich sehr gerührt, wie man in so einer schwierigen Situation doch zusammenhält“, sagt Felix Martin.

Er selbst trug ebenfalls seinen Teil dazu bei, dass nicht alles den Bach runterging. Nach dem ersten Schock war für ihn nämlich recht schnell klar, den Betrieb wieder aufbauen zu wollen. „Wir wollten kämpfen, dass es die Firma weiter gibt. Da hängen ja auch ein paar Arbeitstellen dran“, erklärt er. Zugute kam ihm dabei, dass er am Abend des Feuers relativ viel Werkzeug in seinen Sprinter gepackt hatte. Das dort verstaute Material konnte folglich nicht den Flammen zum Opfer fallen. Dazu standen größere Maschinen wie eine Kreissäge bei Rikker für ihn bereit. Dennoch blieb Martin im Grunde keine andere Wahl, als einen größeren Eurobetrag in die Hand nehmen, um sein Arsenal an Geräten wieder auf einen angemessenen Stand zu bringen. „Man muss erst das Investment machen und in den sauren Apfel beißen. Nur dadurch kann wieder Geld reinkommen“, erläutert er.

Dass er sich einmal um den Wiederaufbau seiner Firma würde kümmern müssen, hätte er sich vor der Schreckensnacht wohl nur in einem schlimmen Albtraum ausmalen können. Und auch am Mittwoch vor dem Feuer waren solche Dinge natürlich kein Thema. Im Gegenteil. Die Stimmung war gut. Am Freitag stand Felix Martins Hochzeit bevor. Das Team saß abends in Vorfreude auf das Fest zusammen, ließ den Arbeitstag draußen vor der Werkstatt gemütlich ausklingen. Gegen 19 Uhr schloss Martin ab und machte sich auf den Heimweg nach Auenstein bei Ilsfeld. Als er zuhause schon am Einschlafen war, klingelte gegen 23.45 Uhr das Telefon. Die Nummer eines benachbarten Handwerkers blinkte auf. Angesichts der vorgerückten Stunde drückte er den Anrufer aber weg. Kurz darauf läutete es wieder. Dieses Mal war der Vater am Apparat – und Felix Martin nahm ab und erfuhr, dass seine Werkstatt brennt. „Erst habe ich gedacht, das ist ein Scherz. Am Ernst der Stimme habe ich dann aber schnell erkannt, was Sache ist und es kein Witz ist“, berichtet der Zimmerermeister. Kreidebleich setzte er sich mit seiner Partnerin ins Auto und fuhr nach Rielingshausen, wo ihm das ganze, fürchterliche Ausmaß des Unglücks schnell deutlich wurde.

Natürlich ging ihm auch gleich durch den Kopf, wie es dazu kommen konnte. „Es gibt so viele Dinge, die man da falsch machen kann“, stellt er fest. Schließlich hätten sich von Spänen über Holz bis zu Lacken nur brennbare Materialien in der Werkstatt befunden. Da reiche ein Funke und alles gehe in Flammen auf. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass sich weder Felix Martin noch irgendjemand aus seinem Team etwas vorzuwerfen haben. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass ein Sicherungskasten durchgeschmort sei, sagt der Jungunternehmer. „Es war ein technischer Defekt“, bestätigt Peter Widenhorn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg.

Das ändert nichts daran, dass Martin nun ein neues Quartier für sein Unternehmen sucht. Am besten im Raum Marbach, idealerweise wieder in Rielingshausen. „Dort bin ich aufgewachsen“, sagt er. Und zwar direkt neben der Werkstatt – von der wegen einer bösen Laune des Schicksals nun nichts mehr übrig ist. Von diesem Nackenschlag ließ sich Martin übrigens eines nicht vermiesen: Die Hochzeit, die unmittelbar nach dem Feuer anstand. Die Feier habe er voll genießen und den Brand für diesen Tag ausblenden können.