Die Neubürger haben auch an einer Stadtführung teilnehmen können. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Räte bemängeln vor allem, dass das Programm zu lange gedauert habe. Das sei zu Lasten der Vereine gegangen.

Marbach - Man hat es ein paar Jahre schleifen lassen. Vor wenigen Wochen stellte Marbach aber wieder einen Neubürgerempfang auf die Beine. Rund 200 Frauen, Kinder und Männer tummelten sich dabei in der Stadthalle. Und alle sind sich im Grunde einig: Ein solches Ereignis sollte regelmäßig über die Bühne gehen. Fast genauso einhellig sagen aber viele, die dabei waren: Man müsste das Konzept optimieren.

Im Mittelpunkt der Kritik steht vor allem, dass das Programm zu lange gedauert habe. Darauf wurde auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung hingewiesen. „Das Format ist schlicht und einfach ungünstig“, erklärte Hans Martin Gündner von der SPD. Viele hätten mit kleinen Kindern vorbeigeschaut, die eineinhalb Stunden mit Begrüßung, Präsentation und anderem mehr unterhalten wurden. Anschließend hätten die Familien mit ihren inzwischen längst quengelnden Sprösslingen noch 15 Minuten in der Schlange gestanden, um sich ein Leberkäsweck zu sichern. „Die waren dann platt und konnten die Stände der Vereine nicht mehr besuchen“, hat Gündner beobachtet. „Man kann sich auch über die Sinnhaftigkeit eines Gottesdienstes unterhalten“, sagte er im Hinblick auf die Tatsache, dass auch eine solche Zeremonie noch in diesem Rahmen angeboten wurde.

Der SPD-Mann regte zudem an, den praktischen Zweck der Veranstaltung zu hinterfragen. „Und der ist nicht, Wissen über die Stadt zu vermitteln“, betonte er. Wichtig sei doch, die Leute in Kontakt zu bringen und ihnen aufzeigen, wo sie sich engagieren können, wenn sie hier bereits Fuß gefasst haben. Den Teil mit den Präsentationen würde er indes so weit es geht eindampfen. Seine Fraktionskollegin Ute Rößner schlug zudem vor, die Leute schon eine Stunde früher in den Saal zu lassen, um die Stände der Vereine besuchen zu können. Hans Martin Gündner fand zudem „den Termin ungeschickt“, nachdem am selben Tag auch noch Erlebnistag, SPD-Altstadtfest und Töpfermarkt stattfanden.

All diese Kritikpunkte bemängelt auf Nachfrage auch Heinz Reichert, der Vorsitzende des TV Marbach. „Es war gar nicht gut, wie es gelaufen ist“, sagt er. Das Programm habe er als deutlich zu lang empfunden. Leidtragende seien die Vereine gewesen. „Die Leute sind nach zwei Stunden gegangen“, berichtet Heinz Reichert. Beim Stand des TV hätten sich letztlich nur 20 bis 30 Leute verloren, obwohl man lange Präsenz gezeigt habe. „Die Veranstaltung an sich ist gut und wichtig“, fasst er zusammen, beim Programm müsse man indes abspecken. Wobei für den Turnverein auch so etwas beim Empfang abgesprungen ist: eine neue Übungsleiterin.

Ähnliches hatte sich Alexander Schroth, der Marbacher Feuerwehrchef, für seine Truppe erhofft. Doch am Ende des Tages hat die Veranstaltung weder für die Aktiven noch für die Jugendfeuerwehr einen neuen Mitstreiter gebracht. Nur einige Besucher hätten sich für den Stand der Feuerwehr interessiert, berichtet Alexander Schroth. Nach dem Programmteil seien die Leute nach draußen geströmt, um etwas zu essen und zu trinken. „Anschließend war das Interesse an den Vereinen und Organisationen nicht mehr so groß“, sagt der Feuerwehrchef. Woran das genau gelegen hat, könne er schwer beurteilen. Aber das Ganze sei schon etwas lang gewesen. „Ich denke, manchmal ist weniger mehr“, erklärt er, ohne das Angebot kritisieren zu wollen. Die Frage sei jedoch, was man erreichen wolle. Und Ziel sei ja gewesen, zu zeigen, was die Stadt zu bieten hat, um sich wohlzufühlen und seine Freizeit zu gestalten.

Dass bei der Wiedereinführung des Neubürgerempfangs nicht alles perfekt lief, ist auch dem Bürgermeister Jan Trost bewusst. „Wir müssen das Programm deutlich straffen“, betonte er im Gemeinderat. Eine Stunde sei das höchste der Gefühle, was man Familien kleinen Kindern abverlangen könne. „Wir müsse also sicher kritisch hinterfragen, wie wir das in Zukunft machen sollen“, erklärte der Rathauschef. Einverstanden ist er schon jetzt mit dem Vorschlag von Ute Rößner und Hans Martin Gündner, die Veranstaltung alle zwei Jahre anzubieten. „Das ist auch meine Idee“, erklärte er.

Bei der Nachbesprechung des Geschehens, die gestern Abend anberaumt war, saß auch Jochen Berger aus dem Vorstand des Stadtmarketingvereins mit am Tisch – der die Kritik am angeblich zu langen Programm nicht ganz nachvollziehen kann. „Ich sehe das nicht so dramatisch“, erklärt er. „Man muss ja auch schauen, was für ein Aufwand dahintersteht. Ich fand die Veranstaltung im Großen und Ganzen super und kurzweilig“, betont er. Nur über den Zeitpunkt könne man sich streiten. Man habe im Vorfeld gedacht, dass die Neubürger sehen sollen, was alles geht in der Stadt mit Erlebnistag und Töpfermarkt. Andererseits hätte man den Festplatz eventuell für den Neubürgerempfang nutzen können.