Die Jugendlichen kamen im November 2017 erstmals zusammen, um sich über ihre Anliegen auszutauschen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Nachwuchs kann im Herbst wieder Themen setzen. Seit dem letzten Forum hat sich einiges getan.

Marbach - Marbach fährt bei der Jugendbeteiligung ein Modell, das weit und breit ziemlich einzigartig sein dürfte. Zum einen dürfen die Kids pro Jahr über eine Summe von 5000 Euro plus x befinden. Das X hängt davon ab, wie viel Geld Sponsoren über den Grundbetrag der Stadt hinaus zusätzlich beisteuern. Zum anderen werden die Mädchen und Jungs alle zwei Jahre zu einem großen Stadtjugendforum zusammengetrommelt, bei dem sie ihre Wünsche und Anliegen formulieren können. Der nächste Termin für die Veranstaltung steht inzwischen auch schon fest. Am Donnerstag, 24. Oktober, ist es wieder so weit, kündigte Georg Stenkamp nun im Marbacher Verwaltungsausschuss an.

Der Leiter des planet-x machte bei seinen Ausführungen jedoch klar, dass in einem andauernden Prozess daran gearbeitet wird, auf die Bedürfnisse der Heranwachsenden einzugehen. So seien im Schulzentrum und an der Uhlandschule inzwischen Hotspots für freies Wlan eingerichtet – und damit der wichtigste Wunsch aus dem Jugendtopf 2016 realisiert worden. Georg Stenkamp betonte, dass man auch andere Themen aus der damaligen Top-Ten-Liste der Marbacher Schüler auf der Agenda habe. Handy-Ladestationen seien im Jugendhaus gleich 2016 installiert worden. „Eine Graffiti-Wand konnten wir im letzten Jahr realisieren“, sagte der Koordinator der Jugendbeteiligung. Wobei es dabei zuletzt einen Rückschlag zu verkraften gab. Vandalen haben das Bushaltehäuschen, an dem sich die Sprayer vor der Stadionhalle austoben konnten, zerstört (wir berichteten). „Das wird wieder hergestellt. Da kommen deutlich stärkere Platten rein, die vandalismussicherer sind“, erklärte Georg Stenkamp.

Der Leiter des Jugendhauses berichtete ferner, dass derzeit an einer weiteren Herzensangelegenheit der Heranwachsenden gebastelt werde: dem Aufstellen von Trinkwasserspendern. „Nach den Faschingsferien soll am FSG der erste Spender den Betrieb aufnehmen“, sagte Georg Stenkamp, der andererseits nicht verhehlte, dass die Mühlen mitunter etwas langsam mahlen. Bis das Wlan tatsächlich seinen Betrieb aufnahm, gingen 16 Monate ins Land, bei der legalen Sprühwand waren von den Kids sogar 28 Monate Geduld gefragt.

Die Jugendlichen scheinen sich davon nicht in ihrem Engagement bremsen zu lassen. Einige der Teenager hätten sich bei dem derzeit laufenden Prozess zur Entwicklung der Marbacher Innenstadt eingebracht, sagte Stenkamp. Zudem sei er noch in der Nacht, in der die Bushaltestelle demoliert wurde, vom Stadtschülerrat informiert worden. „Die waren auf Zack“, betonte Georg Stenkamp. Besagter Schülerrat besteht aus acht Mitgliedern und entscheidet, was jährlich mit den 5000 Euro plus x aus dem Jugendtopf geschehen soll. Zudem hat das Gremium ein Anhörungs- und Vorschlagsrecht zu Jugendthemen in Politik und Verwaltung. „Im Prinzip finde ich das echt super. Das sollte aber vermehrt in Anspruch genommen werden. Dann wäre es noch besser“, stellte Hendrik Lüdke von Puls fest.

Ferner interessierte Lüdke, wie viel Geld aktuell im Jugendtopf liegt. Es seien noch etwas mehr als 8000 Euro übrig, erwiderte Georg Stenkamp. Das Geld werde dazu verwendet, die Wasserspender anzuschaffen und die Grafitti-Wand wieder auf Vordermann zu bringen.

Großer Aufwand

Der planet-x-Leiter Georg Stenkamp ist mit 25 Prozent freigestellt, um die Jugendbeteiligung in der Schillerstadt zu moderieren. Im Verwaltungsausschuss betonte er nun, dass die Aufgabe mit diesem Job-Umfang „sehr, sehr schwer zu leisten“ sei. „Jedes Projekt zieht einen Rattenschwanz hinter sich her“, erklärte er. Oft müsse er sich auch um Dinge kümmern, die er als Sozialarbeiter nicht von der Pike auf gelernt habe – wie die Betreuung des Wlan-Hotspots an den Schulen. Dazu müsse er viel kommunizieren und Berichte abliefern. Auf seinen durch die Blume vorgebrachten Hilferuf ging im Gremium aber nur Hendrik Lüdke von Puls ein. „Sie hätten wohl möglicherweise gerne eine halbe Stelle, um sich dem adäquater widmen zu können“, sagte er. Ob sich dafür eine Mehrheit findet, wisse er aber nicht