Die Heizung in den einzelnen Gebäuden des Schulzentrums hat sich monatelang nicht steuern lassen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Für städtische Gebäude ist 2015 mehr Strom und Wärme benötigt worden als 2014. Hauptgrund ist, dass die Regelung im Schulzentrum ausgefallen ist.

Marbach - Die Stadt Marbach hat sich einst ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Ausgehend vom Jahr 1999 sollte bis 2040 der CO2-Ausstoß pro Quadratmeter um 80 Prozent zurückgefahren werden. Rein rechnerisch hat sie diese Vorgabe schon jetzt erreicht – oder besser gesagt: übererfüllt. Zumindest dann, wenn man den Solarpark Königsbronn mit einkalkuliert, an dem die Stadt beteiligt ist. Marc Leissner vom Backnanger Büro Bauphysik 5 erklärte den Räten am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik jedoch, dass sich die Kommune auch ohne dieses bilanzielle Manöver auf einem guten Weg befindet. Denn selbst ohne den Solarpark wurden Einsparungen von 60 Prozent erreicht. Allerdings musste der Fachmann den Räten auch Wasser in den Wein gießen: 2015 wurden mehr Strom und Wärme verbraucht als im Vorjahr.

Bei der Heizenergie habe sich der Zuwachs witterungsbereinigt bei 5,9 Prozent bewegt, in puncto Strom liegt das Plus bei 2,6 Prozent. Marc Leissner stellte auch klar, was für den Anstieg beim Wärmeverbrauch hauptsächlich verantwortlich ist. „Einen ganz großen Batzen macht das Schulzentrum aus“, berichtete er. Dort sei die Regelung für einen längeren Zeitraum ausgefallen, sodass sich die Heizung in den einzelnen Gebäuden nicht mehr steuern ließ. Erschwerend sei hinzugekommen, dass ein Eins-zu-Eins-Ersatz für die defekten Geräte nicht mehr auf dem Markt erhältlich war, was einen schnellen Austausch verhinderte. Zudem konnte die Umrüstung auch erst in den Ferien erfolgen, damit Schüler und Lehrer nicht plötzlich in kalten Klassenzimmern stehen. Das Problem sei erst um Ostern 2016 herum behoben worden – womit die Bilanz für 2015 aber schon längst verhagelt war. „Das zeigt, wie sehr man von der Technik abhängig ist“, stellte Marc Leissner fest. Wobei in die Bilanz auch hineinspielte, dass die Gemeindehalle in Rielingshausen erstmals nach ihrer Generalsanierung wieder für volle zwölf Monate genutzt werden konnte.

Das ist auch ein Grund dafür, dass der Stromverbrauch 2015 angestiegen ist. Zudem frisst auch eine neue Lüftungstechnik in vielen Klassenzimmern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums eine Menge Strom.

Was nichts daran ändert, dass die Tendenz unterm Strich positiv ist. So wurde der Heizenergieverbrauch seit 1999 um 32 Prozent zurückgefahren – obwohl die Nutzfläche um zwölf Prozent größer wurde. Der Stromverbrauch reduzierte sich im selben Zeitraum um 14 Prozent, wenn man die Energie berücksichtigt, die auf städtischen Dächern via Fotovoltaik erzeugt wurde. Marc Leissner betonte zudem, dass man auch das Klimaschutzziel auf eigener Gemarkung erreichen könnte, wenn jedes Gebäude nach dem Vorbild der Gemeindehalle auf Vordermann gebracht würde. Dort steht nun mehr Fläche zur Verfügung und doch seien Strom- und Heizenergieverbrauch um je 41 Prozent gedrosselt worden. Außerdem scheint es sich bezahlt zu machen, in ökologische Techniken zu investieren. So hat die Stadt zwar für die Holzheizung am Schulzentrum alles in allem bis dato 718 000 Euro investieren müssen, mit diesem Modell aber zugleich fast eine Million Euro seit dem Bau 2004 gespart.

Martin Mistele von den Freien Wählern schlug vor, fürs Schulzentrum auch über ein Blockheizkraftwerk nachzudenken. Nicht zuletzt angesichts des hohen Anteils der Stromkosten an den gesamten Energieausgaben, die dadurch vielleicht reduziert werden können. Mistele erwähnte das auch im Hinblick auf eine mögliche Energie-Versorgung der Altstadt über eine Zentrale vom Schulzentrum aus. Das werde geprüft, versicherte der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. Und zwar im Zusammenhang mit der Sanierung des Pfundhauses. Da müsse man sich ohnehin überlegen, wie die Beheizung funktionieren soll.

Ernst Morlock von der SPD wünschte sich zudem, die Nutzer der Gebäude und dabei insbesondere der Schulen fürs Thema Energieverbrauch zu sensibilisieren, um weitere Einspareffekte zu erzielen. Dafür plädierte auch Jochen Biesinger von der CDU, dem zudem wichtig ist, die CO2-Ziele auch ohne den Solarpark Königsbronn zu erreichen. „Auch wenn das schwierig wird“, wie er einräumte. „Wir dürfen uns auf den Lorbeeren nicht ausruhen“, pflichtete Jürgen Waser von den Grünen bei, der zugleich anmahnte, die Technik nicht veralten zu lassen. Hendrik Lüdke von Puls rät dazu, den Stromverbrauch weiter zu reduzieren. Der habe nur einen Anteil von 16,5 Prozent am Gesamtenergieverbrauch, mache aber 49 Prozent der Kosten aus.