Nora Boeckler hat das Publikum im Schlosskeller begeistert. Foto: Avanti

Die Kabarettistin Nora Boeckler hat am Samstagabend im vollen Schlosskeller das Publikum begeistert. Boeckler lebt in Köln, ging aber in Marbach zur Schule.

Marbach - E

s ist der Stoff, aus dem wahre Kabarettisten Säle zum Lachen bringen können: der Alltag mit seinen ach so sonderbaren Charakteren. Nora Boeckler aber schafft es mit ihrem ersten Soloprogramm, dass all jenes, was uns normalerweise auf den Geist geht, in ein schillernd-skurriles Farbbad getaucht wird und zum herzhaften Lachen animiert. Das fängt damit an, dass sich die Wahlkölnerin bei ihrem Heimspiel – sie ist in Marbach zur Schule gegangen – in bester Weise auch über sich selbst lustig machen kann. So nutzt sie die eigenen Eckdaten, um in der Rolle der Mutter, auf die Bühne zu treten: 35 Jahre, keinen Mann, keine Kinder, keinen Mercedes. Da muss sich was ändern. Meint jedenfalls die Mutter, die in Rothaarperücke und Brille, auf der Bühne schnell noch mal nach dem Rechten schauen will.

Mit ihrem blondem Pferdeschwanz schließlich erscheint Nora, die dem Publikum erklärt, warum es so schwierig ist, den Erwartungen gerecht zu werden und weshalb es „mit den Männern nicht rund läuft“. Schuld an allem sei zuerst einmal, dass sie im „sozialbehinderten“ und sparsamen Schwabenland aufwachsen habe müssen. Dort bekam sie statt Babynahrung, pürierte Maultaschen zu essen und erfuhr etwa, dass es besser sei, sich zehn Minuten zu schämen, als etwas Teures zu schenken.

Auch die Schauspielschule, ebenfalls ein Merkmal, das ihrer Biografie entstammt, muss bühnentechnisch Einiges einstecken. Dabei läuft Nora Boeckler zur Hochform auf. Sie tanzt ausdrucksstark die Wechseljahre, mimt eine Schildkröte sowie diverse Schauspiellehrer. Es wird ein Feuerwerk der Grimassen. Auch stimmlich variiert sie in bewundernswerter Fülle und Garstigkeit und verhilft ihrer exakten Persönlichkeits-analyse zu Hochglanz. Die scheint mit jedem Gesichtsmuskel zu zaubern. Sie zeigt ein behändes Spiel, bei dem sie in Windeseile und mit verblüffender Körpersprache, in neue Rollen schlüpft, um diesen einen unverwechselbaren Charakter zu geben. Vom Publikum werden sie begeistert aufgenommen.

Klar, dass sich beim Thema Männer auch Frivoles einschleicht. Frech und ungeniert baut sie dies in ihre köstlich aufbereiteten Gags und Wortspiele ein. Verflossene Liebhaber ziehen über die Bühne – nicht ohne sie ihrer Macken wegen, humoristisch zu schmähen. Einer sei „solch ein Hypochonder gewesen, dass er, wäre er eine Frau, nicht mal die Entjungferung überlebt hätte“. Auch ihre Erfahrungen beim Kellnern setzt Boeckler zwerchfellerschütternd ein. „Liebkoseintoleranz“ kommt dabei ebenso zum Vorschein, wie Esoterik gebeutelte Kunden oder Mamas, die durch falsche Erziehung, kleine Tyrannen erzeugen. All das greift sie auf und lässt es hier und da, mit einem Song, eindrucksvoll auf der Zunge zergehen.