Foto: Phillip Weingand

Zwei junge Männer aus Marbach wollen beim Jugendfilmpreis des Landes erfolgreich abschneiden. Sie haben mit einer 86-Jährigen einen Kurzfilm gedreht.

Marbach - Die Marbacher Altstadt eignet sich mit ihren Fachwerkhäusern und verwinkelten Gassen hervorragend als Filmkulisse. Das haben sich Hagen Veit und Ilija Popic zunutze gemacht: Für ihren Kurzfilm „Edeltrudis“ ließen die beiden jungen Filmbegeisterten am Torturm und in der Unteren Holdergasse die Vergangenheit auferstehen.

Der Sechsminüter basiert auf den Erinnerungen von Edeltrudis Ruf. Durch ihre Erzählungen ist der 19-jährige Regisseur Hagen Veit erst auf die Idee zum Film gekommen: „Ich habe nach dem Abitur ein Soziales Jahr im Seniorenstift gemacht. Was Frau Ruf dort aus ihrem Leben erzählt hat, fand ich sehr interessant.“

Die 86-Jährige war nicht nur Inspirationsquelle, sondern hat auch als Schauspielerin mitgewirkt. Sie spielt sich selbst, wie sie in einem Tagebuch schreibt. Bei Rückblenden, etwa in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, übernehmen jüngere Darstellerinnen ihre Rolle. „Die Dreharbeiten waren nicht anstrengend“, sagt Ruf. Und auch damit, ihre persönlichen Erinnerungen als Basis für einen Film zu sehen, habe sie kein Problem. Jedoch: „Eigentlich bin ich gar nicht fotogen. Ich habe doch so viele Falten“, findet die Marbacherin.

Die beiden Nachwuchsfilmer Hagen Veit und Ilija Popic sind da anderer Meinung – und mit dem Ergebnis so zufrieden, dass sie sich Chancen beim Jugendfilmpreis Baden-Württemberg ausrechnen. Für den haben sie ihren Film nämlich gedreht. Ende Juli entstand das Drehbuch, am 31.  August war Abgabetermin für das fertige Werk. Viel Zeit blieb ihnen also nicht. Zwar hatten die Nachwuchsfilmer schon einige Erfahrungen mit Musikvideos gesammelt. Doch sie wollten ihr Hobby mit dem Film auf eine ganz neue Ebene bringen. Im wahrsten Wortsinn: Veit besorgte sogar eine Kameradrohne für Luftaufnahmen. „Vor dem Dreh war ich nicht oft damit geflogen. Zum Glück ist alles gut gegangen“, erzählt er. Eine Sequenz, in der zufällig Vögel das Fluggerät passierten, schaffte es sogar zum Einstiegsbild. Abgesehen vom Fluggerät und der Kameraausrüstung kamen die beiden Filmer mit dem Nötigsten aus: Sieben Schauspieler und Kostüme aus dem Gromusle reichten aus, um die 1930er- und 50er-Jahre auferstehen zu lassen.

Im Dezember wird sich herausstellen, ob der Film eine Auszeichnung bekommt. „Ich habe ihn Kollegen und meinem Chef gezeigt. Die waren begeistert“, sagt der 20-jährige Murrer Ilija Popic. Damit die Begeisterung für den Film nicht auf die Region beschränkt bleibt, wollen die Filmemacher ihn auch auf internationale Festivals schicken.