Wolfgang Schorlau liest aus seinem Buch „Der große Plan“. Foto: Timo Kabel

Wolfgang Schorlau liest am Montag im DLA aus seinem neuen Buch. Er findet, „die südlichen Länder Europas werden ausgeplündert“.

Marbach - Die Arbeit an seinem neuen Buch habe seine Einstellung zur deutschen EU-Politik verändert – nicht zur EU an sich, das steht für den in Stuttgart lebenden Autor Wolfgang Schorlau jedenfalls fest: „Die südlichen Länder Europas auszuplündern und ins Elend zu treiben, wird die europäische Integration nicht fördern“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Überrascht habe ihn bei seinen Recherchen, wie leichtfertig wir der Medienkampagne geglaubt hätten, die faulen Griechen seien das Problem – „und wie skrupellos wir mit dieser Kampagne belogen wurden“.

Brandaktuell ist dieser zweite, der literarische Auftakt des Marbacher Forum Zeitgeschehen „Europa – Wohin?“ unter dem Titel „Europa als Kriminalstück“ also, und das nicht nur wegen seines Inhalts. Denn am Montag, 12. März, liest der Autor im Humboldt-Saal des Deutschen Literaturarchivs (DLA) aus seinem neuen Buch „Der große Plan“, das dann erst ein paar Tage vorher, nämlich am 8. März, erschienen ist. Musikalisch umrahmt wird diese Lesung vom Sänger und Blues-Gitarrist Werner Dannemann.

Im Buch arbeitet der Stuttgarter Privatermittler Georg Dengler an seinem neunten Fall und droht daran zu scheitern. Er ermittelt in der Entführung einer EU-Beamtin und muss der Frage nachgehen, was sie mit der sogenannten Griechenlandrettung zu tun hat und wo die Milliarden europäischen Steuergelder wirklich gelandet sind. Während seiner Recherche hat der Autor Schorlau nicht nur alles gelesen, was zum Thema veröffentlicht wurde: „Ich sprach mit Leuten, die darüber mehr wissen als ich – und ich schaute mich vor Ort um.“

Wolfgang Schorlau lebt und arbeitet als freier Autor in Stuttgart und hat neben den acht bereits erschienenen Dengler-Krimis die Romane „Sommer am Bosporus“ und „Rebellen“ veröffentlicht, genauso wie den Band „Stuttgart 21. Die Argumente“. Im Jahr 2006 wurde er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet – und im Jahr 2012 und 2014 erhielt er den Stuttgarter Krimipreis.

Die Lesung mit Musik von Wolfgang Schorlau ist nach dem Vortrag von Thomas Diez von der Universität Tübingen mit dem Titel „Die Wiederbesinnung Europas – Integrative Antworten auf die Krise“ der zweite Auftakt der dann folgenden zweitägigen Veranstaltung in der Stadthalle, bei der hochkarätige Referenten sechs Vorträge mit anschließender Diskussion anbieten. Insgesamt acht Veranstaltungen umfasst also das diesjährige Marbacher Forum Zeitgeschehen unter dem Titel „Europa – Wohin?“, das das ehrenamtliche Planungsteam gemeinsam mit dem Leiter der Schiller-VHS, Jürgen Schmiedel, auf die Beine gestellt hat. Zum Planungsteam gehören die ehrenamtlich engagierten Marbacher Horst Engelmann, Hans Martin Gündner, Gisela Hack-Molitor als Sprecherin und Armin Hüttermann.

Aktuelle Themen nimmt sich der Autor Wolfgang Schorlau immer wieder in seinen Büchern vor, so kam er auch bereits vor zwei Jahren zu einer Lesung mit Musik seines sogenannten NSU-Krimis nach Marbach. Die Frage, ob der Euro – oder auch die Währungsunion innerhalb der EU – zu retten ist, beantwortet Schorlau äußerst kritisch: „Wenn die Folgen der hohen Überschüsse, die Deutschland und Frankreich im Handel mit dem europäischen Süden erzielen, nicht durch eine Art Zahlungsausgleich gemildert werden, wird Europa scheitern.“