Gute Laune beim Nachwuchs-Darsteller . Foto:  

Der Schüler Benedikt Neuhoff glänzt seit Oktober 2016 in der Rolle des Michael Banks bei „Mary Poppins“.

Marbach - Alles, was wir wollen, kann passieren“, singen die Darsteller im letzten Teil der Bühnenshow von Mary Poppins. Verheißungsvoll klingt der Refrain und setzt sich markant in den Köpfen der Zuschauer fest. Denn er kündet davon, an die eigenen Träume zu glauben. Ähnlich einer Zauberformel scheinen diese Worte auch das Leben von Benedikt Neuhoff zu bestimmen. Für den zwölfjährigen Marbacher nämlich ist ein bedeutender Wunsch in Erfüllung gegangen: Benedikt ist Teil der Crew, die auf der Bühne des Stage Apollo Theaters in Stuttgart steht und die Geschichte von Mary Poppins erzählt. Dabei verkörpert der Siebtklässler, der sonst eifrig das Friedrich-Schiller-Gymnasium besucht, einmal pro Woche den Jungen Michael Banks. Die Auftrittshäufigkeit ist begrenzt: Denn die Kinder, die bei dem opulenten und effektreichen Musical mitmischen, sollen auch in der Schule ihr Bestes geben können. Rund ein Dutzend „Geschwisterpaare“ stehen dem Musical-Veranstalter deshalb zur Verfügung, um die acht Shows pro Woche, die jeweils drei Stunden dauern, mit den Kinder-Darstellern zu sichern. Mädchen und Jungen also, die in die Hauptrollen der ungezogenen Kinder Jane und Michael schlüpfen und so jede Szene aussagekräftig bereichern.

Mit dem aufgeweckten Benedikt, der vor seinem Engagement im Stuttgarter Knabenchor Collegium Iuvenum gesungen hat, kommt regelmäßig auch Zina Strunz auf die Bühne. Die 13-jährige spielt in dem international preisgekrönten Musical die ältere Schwester: äußerst selbstbewusst und ziemlich aufsässig. Dass die Rolle vorgibt, frech sein zu dürfen, finden die beiden Darsteller, die sich auch hinter der Bühne prächtig verstehen, „ganz toll“. Und sie leben sich darin entsprechend aus. „Der Spaß steht im Vordergrund“, sind sich die beiden einig. Das Publikum wiederum zeigt sich begeistert über die enorme Leistung der Schüler und spendet regelmäßig tosenden Applaus. Übrigens „der schönste Lohn“ für Benedikt, der dann am liebsten „die Zeit anhalten würde, weil ich das tiefe Glücksgefühl und die aufkommende Entspannung sehr genieße“.

Der erfolgreiche Jung-Darsteller beschreibt sich privat aber eher so: „Ich bin einfach ausgeglichen, geduldig und kann gut die Nerven behalten“. Vielleicht waren es zusätzlich diese Eigenschaften, die ihn vielen anderen Mitbewerbern gegenüber in die Gunst gehoben haben, ausgewählt zu werden. „Das war krass“, erinnert sich der Schüler an den Tag, als er Bescheid erhalten hat. „Ab dem zweiten Casting hatte ich die Reichweite des Ganzen erkannt“, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung und zeigt immer noch deutliche Spuren der Freude. Dass er dann ab Ostern 2016 tanzen, singen und schauspielern sollte, leitete einen Prozess ein, der viel von ihm verlangt hat. „Ich will nämlich irgendwie immer alles perfekt machen“, sinniert Benedikt selbstkritisch. Die Bühne freilich ist groß und unübersichtlich: sich die Abläufe und Positionen zu merken, wo sie bei jeder Szene inmitten des Ensembles agieren müssen, ist eine immense Herausforderung für die Kinder.

Und dann hüpfen, tanzen, steppen und singen die „Geschwister“ auch noch zu dem umfangreichen Text, den sie beherrschen müssen. Das alles hat Benedikt bravourös gemeistert. Er, der damals von seiner Musiklehrerin motiviert wurde, sich für die Rolle zu bewerben, sagt heute von sich, dass er kaum noch Lampenfieber habe.

Menschlich toll aber findet Benedikt jenen Moment, in dem der Vorhang fällt und „wir uns alle froh und erleichtert in die Arme fallen“. Denn auch bei Routiniers gibt es immer wieder mal Zwischenfälle und Pannen, die nicht eingeplant waren. „Die haben wir aber bisher alle so gut überspielt, dass es wohl nicht auffiel“, sagt Benedikt und sieht das weitaus größere Problem darin, dabei nicht zu lachen. „Da muss man sich schon ordentlich im Griff haben“. Überhaupt ist der Kontakt zu den Erwachsenen etwas, das Benedikt sehr schätzt: „Alle verstehen sich hier gut und es gibt niemanden, den ich nicht mag“, sagt der Junge, der privat gern Tennis spielt.