Elias Manea-Roman und Friedemann Kaleschke (von links) sind erfolgreich für das Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium im Kreishaus Ludwigsburg angetreten. Foto: Werner Kuhnle

Friedemann Kaleschke und Elias Manea-Roman sind beim Vorlesewettbewerb erfolgreich.

Marbach - Es ist erstaunlich, wie ruhig Sechstklässler sein können. Mucksmäuschenstill ist es im Großen Sitzungssaal des Landratsamts. Wäre nicht der Teppichboden, könnte man eine Stecknadel fallen hören. Die Spannung ist fast mit Händen zu greifen. Vierzehn Schülerinnen und Schüler, die an ihrer jeweiligen Schule zum Sieger im Vorlesen gekürt worden sind, sind angetreten, um vor dem Publikum aus Eltern, Großeltern, Geschwistern, Freunden, Lehrern und der fünfköpfigen Jury ihre Künste vorzuführen. Unterstützt werden sie dabei von der Landratsamtsleseratte Laura, die auf dem Pult sitzt. Aber die Kinder sind so auf ihre Bücher konzentriert, dass sie sie kaum wahrnehmen.

Um ihnen die Nervosität zu nehmen, schlüpft nach der Begrüßung durch die neue Kreisjugendpflegerin Maren Bieberich Jugendbuchautor Günther Bentele selber in die Rolle des Vorlesers und trägt ein Stück aus einem Mittelalterroman vor. Dann geht es richtig los, die Kinder werden von Landratsamtsmitarbeiterin Simone Maes in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Buchs, aus dem sie vorlesen, folgt der von ihnen im Vorfeld ausgewählte Absatz, für den sie drei Minuten Zeit haben.

Manchen Kindern hört man die Aufregung ein wenig an. Doch zum Glück hat Maren Bieberich vorab betont: „Wenn ihr euch mal verhaspelt oder ins Stocken kommt, ist das gar nicht schlimm; einfach Luft holen und weitermachen.“ Tatsächlich hat die Jury, darunter auch Suzana Krahl von der Bücherei Oberstenfeld, die Vorgabe, Versprecher nicht zu werten. Stattdessen achten die fünf Fachleute darauf, ob der Text sicher und flüssig gelesen wird, ob die Aussprache deutlich ist, das Lesetempo angemessen und die Betonung sinngemäß sind.

Bei manchen Kindern merkt man, dass sie Hörbucherfahrung haben. Fast wie die Profischauspieler sprechen sie die Dialoge lebendig und mit viel Ausdruck. Vielleicht haben sie aber auch nur besonders gut mit Eltern und Lehrern geübt.

Die Kinder, die ihren Auftritt hinter sich haben, werden von ihren Begleitern beglückwünscht, dann lauschen alle aufmerksam dem nächsten Vortragenden. Und überlegen wohl im Stillen, ob der oder die besser ist als man selbst. Insgesamt 48 Schülerinnen und Schüler haben sich im Landkreis Ludwigsburg qualifiziert. Für den Bezirk Nord, der am Mittwoch den Abschluss des Kreiswettbewerbs bildet, nehmen unter anderem Kinder aus Benningen, Mundelsheim, Steinheim, Pleidelsheim, Marbach und Affalterbach teil.

In diesem Jahr sahnen die beiden vom Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium entsandten Schüler ab – wegen der Größe der Schule sind es anders als sonst zwei Teilnehmer. Der Mundelsheimer Elias Manea-Roman gewinnt den dritten Preis, Friedemann Kaleschke aus Marbach den ersten. Das Buch „Der kleine Nick und die Schule“, aus dem er vorgetragen hat, sei eines seiner Lieblingsbücher: „Das hab’ ich bestimmt fünfmal gelesen“, sagt er. Und ist überzeugt, dass er es auch noch bis zum Bundeswettbewerb nach Berlin schafft.