Der Kanal vor dem Ferienhaus Foto:  

Peter Steinmüller hat sich auf einen Urlaub in seinem Haus in Florida gefreut. Erwartet hat ihn eine Umweltkatastrophe.

Marbach/Cape Coral - Peter Steinmüller, der Chef von EgeTrans, ist derzeit in Cape Coral in Florida. In der Nähe mündet der Caloosahatchee River in den Golf von Mexiko. Normalerweise gibt es in der Region eine Vielzahl von Wasserbewohnern. Dazu gehören außer Fischen auch Delphine, Seekühe, Blaukrabben und anderes. Dieses Jahr jedoch herrscht dort eine Umweltkatastrophe.

Was erleben Sie gerade in Florida?

Seit Mitte Juni bilden sich im Süßwasser Blau- und Grünalgen, im Meer Rotalgen, die sogenannte Red Tide, Rote Tide, die giftige Gase absondert. Fische treiben tot an der Wasseroberfläche oder an die Strände. Meeresschildkröten, Delphine, Seekühe - alles stirbt. Das Wasser stinkt wie eine Kloake – im Fluss, im Kanal und im Meer. Auf mehr als 160 Kilometern sind die Strände gesperrt.

Haben Sie vor Ihrem Urlaubsantritt etwas davon gewusst?

Mein Freund und Nachbar hatte mir schon Anfang Juli mitgeteilt, dass der Kanal vor unseren Häusern komplett grün ist, weil dicke Algenteppiche darin treiben. Bis letzte Woche haben sich diese teilweise aufgelöst, sind aber vermutlich abgestorben und haben braune Klumpen gebildet. Die stinken bestialisch, etwa wie eine Kläranlage.

Was haben Sie seit Ihrer Ankunft selbst gesehen?

Wir haben versucht, an verschiedenen Stellen ans Meer zu fahren. Beim Delnor Wiggins State Park kam gleich ein Mitarbeiter heraus, der sich ein Handtuch vor Mund und Nase hielt und uns fragte, was wir hier wollten. Ich fragte, ob wir an den Strand könnten. Er meinte, der sei zum Baden wegen der Red Tide gesperrt. Wir könnten zwar dort hin, aber es könnte sein, dass wir Hustenreiz oder allergische Reaktionen bekämen. Wir sind daraufhin umgekehrt. An den Stränden und im Wasser habe ich unzählige tote Fische und auch Pfeilschwanzkrebse gesehen.

Was sind die Ursachen für das starke Algenwachstum? Sind die giftigen Gase der Rotalgen der einzige Grund für das Sterben der Wassertiere?

Die Leute hier sagen, es sei schon lange bekannt, dass die Zuckerrohrplantagen in Zentralflorida sehr stark gedüngt werden. Nitrate und Phosphate werden dann ausgeschwemmt und gelangen so in den Lake Okeechobee. Von dort sei das Wasser bisher meist Richtung Atlantik abgelassen worden. Angeblich sei dagegen erfolgreich geklagt worden, weshalb das Wasser jetzt in den Caloosahatchee River abgeleitet wird. Dann kommen noch die hohen Temperaturen von derzeit über 30 Grad dazu, die Algen wachsen wie wild und der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt. Die Tiere sterben an den giftigen Gasen oder ersticken. Auch Wasserpflanzen sterben ab, weil durch den Algenteppich kein Licht mehr zu ihnen dringt.

Was denken Sie, wenn Sie so etwas sehen?

Es ist sehr traurig. Die Zuckerindustrie (und vermutlich nicht nur sie) zerstört hier nicht nur die Natur, sondern auch die Existenzen vieler Menschen. Wie kann man diesen Umweltwahnsinn stoppen? Oder Herrn Trump dazu bewegen, sein Versprechen einzulösen und Amerika wieder groß zu machen? So klappt das sicher nicht. Abgesehen von der Umweltkatastrophe sind die wirtschaftlichen Folgen für diese Tourismusregion noch gar nicht absehbar. Schon dieses Jahr ist es auffällig ruhig.