Torsten Woywod gefällt es auch in Marbach gut. Foto: avanti

Die Buchhandlung Taube hat Torsten Woywod eingeladen, der die schönsten Buchhandlungen in Europa kennt.

Marbach - Nein, die Buchhandlung Taube ist nicht unter den Genannten. Aber sie war Gastgeber für einen Mann, der durch eine besondere Leidenschaft auffällt: Er reist durch die Welt, um sich Buchhandlungen mit besonderer Ausstrahlung anzuschauen. Meterhohe Regalwände, liebevolle Details und Orte, wo Touristengruppen regelmäßig einfallen; all das findet Torsten Woywod in den Läden.

Was Marbach betrifft, so sei er neidisch, dass „sie eine so schöne Buchhandlung in ihrer Nähe haben“, begrüßte er die zahlreichen Gäste seiner Lesung. Sein Buch „In 60 Buchhandlungen durch Europa. Meine Reise zu den schönsten Bücherorten unseres Kontinents“ spart Deutschlands schöne Büchertempel nämlich komplett aus. Schließlich solle sich das Buch hier im Land verkaufen lassen und kein Buchhändler Konkurrenz-Gefühle verspüren, argumentierte Woywod, als er im Verlauf des Abends danach gefragt wurde.

Eines war dem Publikum, das die Buchhandlung in der Wendelinskappelle an dem Abend zum Überquellen gebracht hat, rasch klar: Torsten Woywod hat ein Faible für das Thema Buch. Nur vier Wochen Vorbereitungszeit hat er sich gegönnt, dann ist der Autor losgefahren und hat sich in Städten wie Lissabon, Paris, Bratislava, London, Bukarest oder sogar auf der Insel Santorin von Buchhandlungen magisch anziehen lassen, die im Verdacht stehen, zu den schönsten Bücherorten in Europa zu zählen. Herausgekommen ist ein Werk, das mit viel Liebe und Verve jene 60 Buchhandlungen präsentiert, die in Woywods Ranking ganz oben stehen.

Bei der Lesung am Freitag, die vielmehr faszinierender Erlebnisbericht war, sprudelte es aus ihm heraus. Der Autor, der sein Herz in erfrischender Weise auf der Zunge trägt, lebt die Erinnerung an das Gesehene in seinen Buchpräsentationen emotional nach. „Bookshops made in heaven“, betitelte auch „The Guardian“ eines der von ihm besuchten Objekte in Maastricht. „Es ist ein Ort, wo man Stammkunden und Neukunden auf Anhieb unterscheiden kann“, beschreibt Woywod die ehemalige Dominikanerkirche, bei der Neuankömmlinge fasziniert stehenblieben und nach oben blicken: zu einem riesigen, begehbaren Regal. 30 Meter lang und knapp 18 Meter hoch, verfügt es über drei Etagen, die ein umfassendes Bücherangebot bereithalten.

Doch es sind nicht die nackten Fakten, die Woywods Reiseerzählungen so anrührend machen. Es sind vielmehr die Zwischentöne, die menschlichen Begegnungen, die Kuriositäten und Woywods Liebe zum Buch. Und es sind die Bemühungen Anderer, die der vielen hochengagierten und fantasievollen Buchhändler, die diesem Buchabend so viel Farbe und Nachhaltigkeit geben.