Der Wechsel von Feuchte und Wärme kommt den Reben an sich zu Gute – allerdings sorgt der Klimawandel auch für ungewohnte Herausforderungen.Der Klimawandel stellt die Winzer vor ungewohnte Herausforderungen: Temperaturen um die 40 Grad haben die Trauben eintrocknen und verdorren lassen. Foto: KS-Images.de

Dem Trollinger ist es im Sommer zu heiß geworden. Insgesamt sieht es in den Weinbergen aber gut aus.

Marbach/Bottwartal - Die Natur will dieses Jahr wissen, ob der Chef es drauf hat. Matthias Hammer, der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Weingärtner Marbach, nimmt die Herausforderung, vor der er und die Mitglieder der Genossenschaft in diesem Jahr stehen, mit einer gesunden Portion Humor. Denn die Trauben gesund zu halten, sei angesichts der klimatischen Verhältnisse nicht einfach. „Der Anspruch an die Bewirtschaftung war und ist groß“, sagt Hammer. Dennoch: Draußen in den Weinbergen sieht es sehr gut aus. Der WG-Chef ist zufrieden. Der Wechsel von Feuchte und Wärme kommt den Reben an sich zugute.

Allerdings stehen die Wengerter im Ländle durch den Klimawandel vor ungewohnten Herausforderungen. Vor allem die Traditionssorte Trollinger tut sich schwer. Ihr ist es buchstäblich zu heiß. Temperaturen von um die 40 Grad sowie immer trockenere Böden setzen die Reben unter starken Stress. Auch den Riesling und den Burgunder, aber der Trollinger ist offenbar am empfindlichsten. Hermann Hohl, Präsident des Weinbauverbands Württemberg, spricht von flächendeckenden Schäden. An vielen Rebstöcken hängen rosinenartige, verschrumpelte Trauben, eingetrocknet und verdorrt.

Auch Immanuel Gröninger, Zweiter Vorstandsvorsitzender bei den Bottwartaler Winzern, berichtet von Schäden durch Sonnenbrand an Trollingertrauben in den Weinbergen der Mitglieder. „Aber die Schäden sind zu kompensieren“, gibt er sich gelassen. Ansonsten sehe es sehr gut aus in den Weinbergen. „Der Regen kam nach der Trockenheit im Juni und Juli gerade noch rechtzeitig.“ Auch Dieter Waldbüsser, Seniorchef des gleichnamigen Kleinbottwarer Weinguts, vermeldet Schäden durch Sonnenbrand. „Der Trollinger ist durch seine dünne Haut am empfindlichsten.“ Zwischen zehn und 15 Prozent der Trauben sind kaputt, schätzt er. Von Hand muss das geschädigte Lesegut, das nicht schon von alleine vom Rebstock gefallen ist, herausgeschnitten werden. Das bedeutet Mehrarbeit. Nach der Blüte nicht so stark entlauben wäre eine Möglichkeit, die Trauben besser vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Allerdings sorgen eine bessere Lichteinwirkung und Durchlüftung am Ende ja auch wieder für eine bessere physische Qualität der Traube.

Außerdem hätten beim Reduzieren der Entlaubung die Kirschessigfliege und die Fäulnis ein leichteres Spiel. Und besagte Kirschessigfliege bereitet wiederum WG-Chef Matthias Hammer etwas Sorge.

Um ein Monitoring durchführen zu können, sind bereits Fallen aufgehängt worden. In Poppenweiler beispielsweise am Ende einiger Weinberge in der Nähe von Brombeerhecken, denn „da gefällt es der Fliege am besten“, weiß Hammer. Dieter Waldbüsser bleibt mit Blick auf einen möglichen Befall durch die Kirschessigfliege bislang noch gelassen. „Natürlich könnte sie wieder kommen. Die aktuelle Witterung kommt ihnen entgegen, aber wirklich etwas sagen kann man wohl erst in ein paar Wochen.“ Auf den Verlauf der kommenden zwei Wochen verweist auch Immanuel Gröninger. „Wobei man von den Obstbauern hört, dass sie bisher keine großen Probleme haben.“

Apropos ein paar Wochen: Mitte September wird die Weinlese des Jahres 2019 wohl beginnen. Also etwas später als im Vorjahr aber insgesamt gesehen im langfristigen Mittel.