An dieser Stelle wird von Frühjahr an kein Durchkommen sein. Die Holdergässler fürchten, dass die Autos dann vor ihrer Haustür vorbeifahren werden. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Holdergässler wehren sich gegen Pläne der Stadt, die wegen Arbeiten am Pfundhaus nur in der Niklastorstraße eine Sperrung einrichten will.

Marbach - Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass die Umgestaltung des Pfundhauses zu einem zweiten Rathaus nicht nur einen finanziellen Kraftakt für die Stadt darstellt. Eine große Herausforderung wird auch sein, den Verkehr während der Arbeiten in möglichst sinnvoller Weise zu lenken. Bislang war angedacht, nur das Nadelöhr an der Baustelle für Autos zu sperren. Doch gegen diese Pläne regt sich zunehmend Widerstand. Zum einen bei den Grünen und Puls. Beide Fraktionen pochen darauf, die ganze Niklastorstraße für Karossen auf der Durchfahrt zu schließen, um die Bürger in den Holdergassen nicht über Gebühr mit Ausweichverkehr zu belasten (wir berichteten). Zum anderen wächst der Unmut unter den Anwohnern selbst. Die Holdergässler haben eine Unterschriftenaktion angeleiert, in der sie sich ebenfalls für ein Durchfahrtsverbot in der Altstadt aussprechen.

„Wir wollen keine Versuchskaninchen sein“, betont Peter Zell, der Vorsitzende des Holdergassenvereins. Damit spielt er auf den Umstand an, dass die Stadt die besonderen Umstände mit der vorübergehend dichtgemachten Niklastorstraße auch für eine Analyse nutzen will. So soll untersucht werden, wie viele Fahrzeuge sich aktuell auf welchen Pfaden durch die Altstadt wälzen – um die Bestandsaufnahme dann während der Sperrung zu wiederholen. Auf diese Weise soll ergründet werden, welche Auswirkungen eine Blockade der Niklastorstraße auf den Verkehr hat. Schließlich gibt es immer wieder Anträge, in denen eine dauerhafte Sperrung der Gasse gefordert wird.

Doch für solche Experimente wollen sich die Anwohner nicht hergeben. Ihnen wäre es lieber, wenn während der rund eineinhalbjährigen Baustelle beim Pfundhaus nur Anlieger in die Altstadt einbiegen dürften. „Und wenn diese Regelung schon mal da ist, kann sie ruhig auch dauerhaft bleiben. Wir brauchen keinen Durchgangsverkehr“, betont Peter Zell. Es lebten viele Kinder in den Holdergassen, die es gewohnt seien, im Freien zu spielen. Insofern sei es gefährlich, ab dem Frühjahr mit dem Spatenstich beim Pfundhaus den Bypass für Autofahrer durch die Altstadt auf diese schmale Sträßchen zu verlegen. Zumal die Gassen nicht einmal mit einem Trottoir ausgestattet seien. Darüber hinaus würden die Holdergassen immer lobend hevorgehoben, wenn es um die touristischen Reize von Marbach gehe. Und jetzt wolle man hier den Autoverkehr durchschleusen.

Der Vereinsvorsitzende betont, dass im Grunde alle Nachbarn so denken. 96 Prozent aller Holdergässler hätten die Protestnote unterschrieben, die dem Bürgermeister Jan Trost und den Fraktionsvorsitzenden am 20. Dezember vor der nächsten Gemeinderatssitzung übergeben werden sollen. „Uns ist an einem sachlichen Austausch gelegen. Und die Hoffnung ist groß, dass man unseren Argumenten Gehör schenkt“, sagt Peter Zell, dem bewusst ist, dass ein Durchfahrtsverbot ohne entsprechende Kontrollen ein stumpfes Schwert wäre. „Eine Überprüfung muss möglich sein. Die Gurtpflicht wird schließlich auch überwacht“, sagt er.

Der Bürgermeister Jan Trost beteuert, dass in der Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen sei. Man müsse das Ergebnis der ersten Verkehrszählung abwarten, das im Januar vorliegen solle. Dann wisse man, wie viel Durchgangsverkehr sich tatsächlich durch die Altstadt schlängelt. Sollte der Anteil sehr hoch sein, werde man darauf reagieren und anders vorgehen als aktuell geplant. „Wir wollen ja nicht, dass während der Sperrung in den Holdergassen Land unter herrscht“, betont er. Zudem werde selbst bei einer reinen Sperrung des Knotenpunkts vor dem Pfundhaus sowohl am Cottaplatz als auch an der Ludwigsburger Straße schon auf die Baustelle hingewiesen – damit nicht mehr Verkehr als absolut nötig in den Holdergassen ankommt.