Pit Ruge ist seit 20 Jahren der kreative Kopf der Kürbisausstellung. Foto: imago

Die Kürbisausstellung in Ludwigsburg begeistert jedes Jahr mit tollen Figuren. Für diese ist bereits seit 20 Jahren der selbe Künstler verantwortlich. Wer ist der Mann?

Ludwigsburg - Beethoven würde dieses Jahr 250 Jahre. Kein Wunder, dass der Bonner Komponist auch bei der Kürbisausstellung im Blühenden Barock auftaucht. Schließlich dreht sich bei der 21. Auflage alles um die Musik. Konzipiert hat die Gemüse-Skulpturen-Schau Pit Ruge. Der 53-jährige Künstler und Fotograf stellt den Figurenpark seit 20 Jahren her.

Auf dem Gartengelände unterhalb des Ludwigsburger Residenzschlosses sind noch bis in den November hinein große Kürbisfiguren zu sehen. Neben dem musikalischen Wegbereiter der Romantik kommt auch der Rock ’n’ Roller Elvis Presley, oder aber ein überdimensionierter Ghettoblaster zu Ehren.

Pit Ruge wuchs in Marbach auf und ist seit der zweiten Kürbisausstellung der Kopf hinter den Skulpturen. Obwohl er mittlerweile in Berlin wohnt, kehrt er jedes Jahr für drei Monate in die Heimat zurück, um die Figuren herzustellen.

Die genaue Planung ist entscheidend

Der erste Schritt hierzu beginnt bereits Ende November, kaum ist die Vorgänger-Veranstaltung geschlossen. Das Motto der kommenden Ausstellung wird beschlossen und Ruge entwirft unzählige Objekte. In einer weiteren Kreativrunde wird ausgesiebt. „Ich hätte in diesem Jahr lieber David Bowie dabeigehabt“, sagt der Fotograf. DOch am Ende zählt der Kompromiss. Über Bildrecherchen konzipiert Ruge die Skulpturen. Über die Jahre hat sich der 53-Jährige Maßtabellen angelegt. Zusätzliche Hilfsmittel sind Bücher über Proportionslehre und Anatomie. Das sei wichtig, um die Stabilität der Kürbisgestalten zu gewährleisten. Schließlich wiegt allein der Kopf mancher Figuren etwa 80, eine ganze Figur oftmals 700 Kilogramm.

Arbeiten mitten im Cleebronner Wald

Zum Bau der Objekte zieht sich der Künstler von Mai an für drei Monate in seine Waldwerft nach Cleebronn zurück. Dort, unter Bäumen, wohnt er mitsamt seinen Arbeitern. „Das ist sehr intensiv. Wir haben quasi keinen Kontakt zur Außenwelt und sind nur noch wir“, sagt Ruge. Meist werden drei bis vier Figuren parallel gebaut, nach drei bis vier Wochen sind sie fertig. Für die Schnitzarbeit ist fast ausschließlich Ruge selbst zuständig. Eine Arbeit, „die ich nicht mehr missen möchte“, sagt Pit Ruge.

Den Kern der Objekte, ihr Gerüst, besteht zum Großteil aus Holz, für einige größere, eckige Teile werden auch Rahmen aus Stahl angefertigt. Die einzelnen Elemente einer Figur werden oft erst im Blüba zusammengesetzt, sagt Ruge: „Bei Personen zum Beispiel sind die Beine, der Oberkörper und der Kopf eigene Module.“ Die Kürbisse werden mit stabilem Volierendraht befestigt. Dazu muss bei jedem Kürbis per Bohrmaschine der Strunk durchbohrt werden. Das Gemüse selbst wird mit Kabelbindern am Draht festgebunden. Ein ziemlicher Aufwand, wie der 53-Jährige verdeutlicht: „Es gibt Figuren mit 1500 Kürbissen. Am Ghettoblaster aus dieser Ausstellung hängen aber zum Beispiel ungefähr 3000 Kürbisse.“ Gehen die Früchte kaputt oder bekommen einen Sonnenbrand, werden sie ausgetauscht.

Aufwendige Handarbeit

Wie erzielt man Wirkung mit Kürbis-Figuren? Wichtig sei es, mit den Farben der pflanzlichen Exponate möglichst große Kontraste zu setzen, sagt Ruge. Damit lassen sich Einzelheiten wie etwa ein Gürtel hervorgehoben. Wo welche Farbe benutzt wird, sei oft Gefühlssache. Trotzdem gibt es Einschränkungen: „Wenn bei einer Figur die Farbe in den Köpfen der Besucher schon vorhanden ist, dann muss sie da auch hin“, sagt Ruge. Fast alle Kürbisse stammen vom Obsthof Eisenmann in Marbach-Rielingshausen.

Von Ausstellung zu Ausstellung

Sind die Objekte fertig, werden sie zunächst auf der Jucker Farm in der Schweiz ausgestellt. Erst im darauffolgenden Jahr finden die Figuren ihren Weg nach Ludwigsburg. Wenn sie dort ihre Aufgabe erfüllt haben, geht es für sie auf den Spargelhof Klaistow in Brandenburg. Pit Ruge zufolge sind die Figuren etwa sieben bis acht Jahre lang auf Ausstellungen zu sehen.

Anschließend werden die Objekte eingelagert. Hin und wieder werden einzelne Figuren danach noch für private Ausstellungen hervorgeholt oder ersetzen kaputte Skulpturen.