Vive la France mit Volker Beker: Die Lego-Schau feiert mit diesem Szenario die deutsch-französische Freundschaft. Foto: factum/Granville

„Faszination Lego“ im Ludwigsburger Schloss geht am 26. Januar in eine Neuauflage

Ludwigsburg - Über das Phänomen Mega-Kreuzfahrtschiffe kann man geteilter Ansicht sein. Doch der Cruiser-Gigant, der jetzt mitten in Ludwigsburg Anker gesetzt hat, ist über moralische Zweifel erhaben: Er besteht aus Tausenden von Lego-Steinchen. Sein Erschaffer, der 17-jährige Lorenz Exner von den Ludwigsburger Klötzlebauern, tüftelte ein halbes Jahr lang daran, gestaltete die Decks detailreich und mit Witz. „Und Lego-Steinchen“, sagt Volker Beker, einer der Strippenzieher der neuen Lego-Ausstellung im Schloss, „sind unter Recycling-Aspekten sogar relativ ökologisch. Sie werden, vor allem in Süddeutschland, seit 60 Jahren von Generation zu Generation weitervererbt.“

Dass es jetzt eine eigene Ludwigsburger Gruppe der in Ulm beheimateten Klötzlebauer gibt, die sich im Vereinsheim des VfB Tamm trifft, ist eines der Überraschungskapitel in der erstaunlichen Erfolgsgeschichte der „Faszination-Lego“-Ausstellung im Residenzschloss. Der Ludwigsburger Ableger ist in der neuen Auflage der Schau, die am 26. Januar beginnt, prominent vertreten. Etwa mit Simon Meyers Nachbau des Klosters von Choziba im Westjordanland, das sich spektakulär an eine senkrechte Felswand schmiegt.

Fast 500 000 Lego-Steine haben Tüftler aller Generationen für die Schau verbaut. Sie arbeiteten sich an Star-Wars-, Dino- und Ninjago-Welten oder berühmten Bauten wie der Oper in Sydney mit ihrer aufgefächerten Muschel-Optik ab. Aus Anlass des Themenjahres „Frankreich und der deutsche Südwesten“, das die Staatlichen Schlösser und Gärten in diesem Jahr feiern, gibt es einen ganzen Frankreich-Raum mit „Tour-de-France“-Radlergruppe, Paris im Kleinformat und einer Métro-Station, die in den Sockel der Ausstellungsfläche eingebaut ist.

Die Klötzlebauer werkeln auf Teppichböden, an Wohnzimmer- und Esstischen oder in eigens eingerichteten Werkstätten. „Gerade die großen Dioramen und Bauwerke kann man nur in Abschnitten bauen und selten zuhause aufstellen. Da ist es für uns besonders schön, wenn sie ein-, zweimal im Jahr in voller Pracht gezeigt werden“, erzählt der 50-jährige Udo King aus Kirchheim/Teck. „Und das in so tollem Ambiente.“ In Hallen oder Einkaufszentren zeigen sie ihre Exponate lieber nicht. „Da fehlt oft der Respekt. Die Leute haben oft nichts Besseres zu tun, als ihre gebrauchten Taschentücher in die Modelle zu werfen.“

Dass sein Hobby in den Augen von Nicht-Lego-Infizierten etwas spleenig anmuten könnte, ficht ihn nicht an. Als seine Kinder ins Konstruier-Alter kamen, stellte ihm seine Mutter die längst vergessene Lego-Kiste aus seiner eigenen Kindheit hin. „Da war sogar noch das letzte Raumschiff dabei, das ich gebaut hatte“, sagt er mit leuchtendem Blick. Seither lodert die Lego-Leidenschaft wieder in ihm – und findet zum Beispiel in dem raumgreifenden Nachbau des Harry-Potter-Zauberschlosses Hogwarts seinen Ausdruck. Auch seine Frau steckt Lego-Steinchen. „Jeder macht aber seine eigenen Sachen“, sagt der Außendienstler in der Gärtnerbranche.

Aufwendiger als das Bauen selbst ist oft das Vorbereiten, jedenfalls, wenn markante Bauwerke Pate stehen. „Man behilft sich mit vielen Detailfotos“, berichtet Volker Beker von den Ulmer Klötzlebauern, „und muss trotzdem manchmal mehrfach hinfahren, wenn man sich bei manchen Ecken nicht sicher ist. Das Spannende an Lego ist: Wenn Sie zehn Leuten dasselbe Foto als Vorlage geben, kommt zehn Mal etwas anderes heraus.“

Um an die benötigten Massen an Bausteinchen in passenden Formen und Farben zu kommen, sind neben Börsen und Flohmärkten tauschfreudige Mitstreiter das A und O. „Zum Glück gibt es bei uns eine gute Moral, man zieht einander nicht über den Tisch“, sagt Beker. „Ich kenne andere Gruppen, die mit Lego zu tun haben, bei denen geht es ruppiger zu.“ Die Klötzlebauer haben sich bewusst nicht im Verein organisiert. „Es soll ja Spaß machen“, meint Beker, der sich als „Vereinsmeierei-geschädigt“ bezeichnet, trocken.

Spaß macht das Klötzchen-Spektakel auch Stephan Hurst, dem Leiter der Schlossverwaltung. Stieg doch die Besucherzahl in drei Jahren von 19 000 auf 29 000. „Es kommen auch junge Familien, die wir sonst nicht automatisch erreichen“, sagt er. „Und die Kinder sind unsere Besucher von morgen.“ Zur Schärfung des Profils als Familien-Winterausflugsziel gibt es diesmal ein erweitertes Workshop-Angebot, das auch Samstagstermine umfasst, und Marco Bissoli vom Café Schlosswache stimmt seine Speisekarte auf die Schau ab – mit eigens kreierten Klötzleswaffeln.