Welche Möglichkeiten bleiben für die Rockfabrik? Die Alternative in Bietigheim hat sich zerschlagen. Foto: factum/Simon Granville

Nächste Nackenschlag für die Verantwortlichen der Rofa: Der Eigentümer des DLW-Geländes will keine Vergnügungsbetriebe auf dem Areal.

Ludwigsburg/Bietigheim-Bissingen - Es wäre auch zu schön gewesen, wenn die Rockfabrik ausgerechnet in Bietigheim-Bissingen ihre Wiederauferstehung gefeiert hätte. Allein, es wird nicht dazu kommen. Die Kultdiscothek wird in der zweitgrößten Stadt im Kreis Ludwigsburg kein neues Zuhause finden – zumindest nicht auf dem ehemaligen Gelände des Bodenbelagshersteller DLW (Deutsche Linoleum-Werke).

Der Eigentümer teilt auf Nachfrage unserer Zeitung mit, dass es weder Kontakt zu den Rofa-Verantwortlichen gegeben habe, noch dass Interesse daran bestehe auf dem 90 000 Quadratmeter großen Areal eine Discothek anzusiedeln. Was genau geplant ist, verraten die Besitzer nicht, nur eben keine „Vergnügungsangebote“. Die baurechtlichen Vorschriften verbieten es.

Für Johannes Rossbacher ist die Neuigkeit nach zahlreichen Absagen ein erneuter Rückschlag. Der Rofa-Geschäftsführer räumt ein, dass es keinen Kontakt zu den Eigentümern gegeben habe. Bis zuletzt ging er dennoch davon aus, in Bietigheim-Bissingen möglicherweise die Rockfabrik, die Ende des vergangenen Jahres in der Ludwigsburger Weststadt schließen musste, irgendwann wieder eröffnen zu können. Die Idee kann er nun beerdigen.

War also alles nur ein großes Missverständnis? Es scheint so. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Rofa-Chef Hoffnungen in das Gelände unweit des Bogenviertels gesetzt hatte. Im Dezember hatten er und seine Kollegen das Gelände gemeinsam mit einem Projektentwickler besichtigt, schon da war klar, es würde viel Zeit und Arbeit brauchen. Dabei hatten die Rofa-Chefs eigentlich nach einer schnellen Lösung gesucht. Rossbacher war trotzdem einigermaßen angetan von der Idee, nach Bietigheim umzuziehen. Der kurze Weg zur S-Bahn und der Industriecharme der Gebäude gefielen ihm. „Wir sind nur davon ausgegangen, dass das, was der Architekt uns gesagt hat, stimmt“, sagt Rossbacher nun. Offenbar war der Auftritt des Mannes so überzeugend, dass ihm die Rofa-Macher Glauben schenkten. Zu unrecht, wie sich nun zeigt. Die Planer äußern sich zu der Besichtigung im Dezember nicht – und ebenso wenig zu Rossbachers Interpretation.

Den Kontakt zu dem Projektentwickler hatte Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht hergestellt, nachdem absehbar war, dass es keine Zukunft für die Rockfabrik in Ludwigsburg geben wird.

Knecht hatte sich schon im Wahlkampf zum Verbleib der Discothek in der Barockstadt bekannt und nichts unversucht gelassen, einen alternativen Standort zu finden – allerdings erfolglos.

In Bietigheim gestaltet sich die Situation ähnlich wie in Ludwigsburg. Wo Gewerbe angesiedelt werden soll, hat eine Disco keinen Platz. Den Bebauungsplans extra dafür zu ändern, sei nicht vorgesehen, sagt Pressesprecherin Anette Hochmuth. „Selbst wenn es eine Änderung gäbe, wäre die Rofa nicht die erste Wahl.“ Zuletzt hatte sich auch Oberbürgermeister Jürgen Kessing (SPD) bei einem Bürgergespräch zu dem Thema geäußert. „Wir haben das aus der Presse erfahren“, sagte der OB. Er glaube nicht daran, dass sich die Discothek ansiedeln werde, weil die Rofa-Chefs einen schnellen Umzug anstreben und das hier nicht möglich sei. „Wir machen hier doch nicht eine ruhige Wohnlage, um dann die Rofa-Besucher durchlaufen zu lassen“, so Kessing. Im Bogenviertel, auf der anderen Seite der Bahnlinie, ist ein neues Quartier geplant, in dem Wohnraum für 1500 Menschen entstehen soll.

Für die Rockfabrik schwinden die Möglichkeiten. Auch die ehemalige Party-Location Pflaumenbaum an der Sternkreuzung in Ludwigsburg, wo übergangsweise eine Miniausgabe der Rofa hätte entstehen können, ist vom Tisch. Und auch die Objekte, die Johannes Rossbacher in letzter Zeit besichtigt hat, sind keine Alternative. „Ein paar Nummern habe ich, die ich noch nicht abtelefoniert habe“, sagt Rossbacher. Er klingt dabei nicht mehr ganz so zuversichtlich. Ohnehin hat er derzeit genug zu tun, das alte Gebäude vollends auszuräumen und die Firma abzuwickeln.

Weil einige der ehemaligen Mitarbeiter bereits neue Jobs gefunden haben, fehlt es an Händen, die mit anpacken. Eigentlich müssten die Räume an der Grönerstraße bis zum 31. Januar leer sein. Diese Deadline hat der Eigentümer gesetzt. „Das schaffen wir aber wahrscheinlich nicht.“ Ob Rossbacher und Kollegen das Equipment irgendwo nochmal aufbauen und eine Disco eröffnen, scheint mehr als fraglich. Gestiegen sind die Chancen nach der Absage aus Bietigheim nicht.