Jonas Rau arbeitet mit der Abteilung Jugend zusammen, die Uschi Saur leitet. Foto: Jacqueline Fritsch

Jonas Rau ist neuer Mobiler Jugendarbeiter in Kornwestheim.

Kornwestheim - Wie die meisten jungen Menschen hat sich auch Jonas Rau irgendwann gefragt, was er eigentlich vom Leben erwartet. Bei ihm war das während des Studiums und er hat mit seinen Eltern viel darüber gesprochen. Nun möchte er für Jugendliche da sein, die niemanden haben, mit dem sie so etwas thematisieren können – als Mobiler Jugendarbeiter.

Manchen Jugendlichen ist die Umstellung schwergefallen. Plötzlich gab es mit Jonas Rau jemand Neues, mit dem sie über ihre Probleme reden sollen. „Am Ende entscheiden die Klienten, ob wir zusammenpassen oder nicht“, sagt Rau. Sowieso haben die Jugendlichen alles selbst in der Hand: Sie bestimmen, ob sie überhaupt zur Mobilen Jugendarbeit gehen, wie oft und wann sie den Kontakt wieder sein lassen. „Manche begleitet man über ein Jahr und dann verschwinden sie vom Erdboden. Damit muss man auch klarkommen“, sagt Rau.

Eine Mobile Jugendarbeit „hat nicht jeder“

Jonas Rau ist der einzige Mobile Jugendarbeiter in Kornwestheim. „Ich freue mich, dass wir überhaupt eine Mobile Jugendarbeit haben, das hat nicht jeder“, sagt Uschi Sauer, Leiterin der städtischen Abteilung Jugend. Das Spannende und Schwierige an diesem Job: „Man muss immer den schmalen Grat finden zwischen Erwachsener sein, Ansprechpartner sein und doch irgendwie Freund des Jugendlichen sein“, sagt Rau. Diese Balance zwischen Nähe und Distanz kann Rau gut halten – er ist ein offener, lustiger Mensch, der aber älter und erwachsener wirkt als seine 25 Jahre vermuten lassen.

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Jonas Rau hat an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg studiert und einen Bachelorabschluss in Religions- und Gemeindepädagogik sowie Sozialer Arbeit erworben. „Gemeindediakon ist mein Traumjob“, sagt er. In seiner ersten Stelle nach dem Studium will er aber erst Erfahrungen in sozialer Arbeit sammeln. Daher fiel die Wahl auf die Mobile Jugendarbeit. „Ich bin total zufrieden damit“, sagt er. In Kornwestheim sei er mit offenen Armen empfangen worden, als er im Mai die Stelle antrat. Inzwischen habe er drei Stadtführungen bekommen und fühle sich richtig wohl. „Ich mache gerne lange Mittagspausen, man kann sich hier echt gut aufhalten“, sagt er.

Mehr als Jugendzentrum oder Schulsozialarbeit

Die Mobile Jugendarbeit ist ein Angebot, das mehr leisten soll als zum Beispiel das Jugendzentrum oder die Schulsozialarbeit. So betreut Jonas Rau nicht nur Jugendliche, sondern auch junge Erwachsene bis 27 Jahren. „Er kann sich um individuelle, komplexere Probleme kümmern und bietet längerfristige Unterstützung an“, sagt Uschi Saur. Derzeit macht Rau sogenannte Einzelfallberatungen mit Jugendlichen zwischen 17 und 25 Jahren. Dabei geht es oft um Wohnungssuche, Jobsuche, Probleme mit der Polizei, mit Drogen oder mit der Familie. „Ich muss auf jedes Thema eingehen können“, sagt Rau. Einzelgespräche sind aber nur eines von vier Aufgabenfeldern.

Hinzu kommt das Streetworken, das heißt, dass sich Rau auf der Straße zeigt und auch selbst Jugendliche anspricht. Im Gemeinwesen sind gemeinsame Aktionen zum Beispiel mit dem Jugendzentrum angesiedelt. Und dann gibt es noch die Gruppenarbeit, an der Rau derzeit fleißig plant. „Ich habe die Idee, ein mobiles Outdoor-Fitness-Training anzubieten“, sagt er. Dazu sollen Sportgeräte am ESG-Gelände, wo Rau sein Büro hat, aufgestellt werden. „Ich muss attraktive Angebote machen, damit die Jugendlichen herkommen“, sagt er. Außerdem würde er für Gruppen gerne einen Kochkurs anbieten. „Aber das lässt Corona gerade noch nicht zu. Die Jugendlichen wollen in ihrer Freizeit keine Maske aufsetzen und das kann ich verstehen“, sagt er. Aber die Idee könne er ja später noch umsetzen.