Auf Abstand: auch künftig dürfen Zuschauer in die Osthalle, wenn auch weniger als bisher. Foto: Archiv/Peter Mann

Die Verwaltung hatte am Freitag verfügt, dass bei Sportveranstaltungen keine Besucher mehr erlaubt seien. Nun macht die Stadt aber eine Kehrtwende.

Kornwestheim - Die E-Mail der Stadtverwaltung erreichte den Stadtverband für Sport am vergangenen Freitag. Ihr Inhalt: das Verbot jeglichen Publikums bei sportlichen Veranstaltungen aller Art. Es war die Reaktion auf die steigenden Coronazahlen im Landkreis Ludwigsburg. Das Verbot betrifft „sowohl die Turn- und Sporthallen als auch die Kunst- und Rasenplätze“, wie es in der Mitteilung im Wortlaut heißt – gepaart mit der Bitte, das Schreiben an die Mitgliedsvereine weiterzuleiten.

Die Reaktionen auf den Erlass reichten von totalem Unverständnis bis hin zur Zustimmung. Hauptkritikpunkt war, neben der Kurzfristigkeit, die Ungleichbehandlung, die einige Vereinsvertreter empfanden. Denn während am Wochenende Fuß-, Basket- oder Handball wieder hinter verschlossenen Türen und Stadiontoren stattfinden müssten, dürften Kulturveranstaltungen wie geplant über die Bühne gehen – natürlich mit Hygiene- und Abstandskonzept, aber eben auch mit Publikum.

Nun kommt ans Licht: Es war alles ein großes Missverständnis. Wie die Stadt Kornwestheim mitteilt, diente als Grundlage für die Verfügung ein Rundschreiben des Städtetags vom 16. Oktober. Das sei jedoch nicht eindeutig formuliert gewesen, was sich aber erst im Nachhinein herausgestellt habe. Ein Zuschauerverbot sei zu verhängen, sobald der Schwellenwert von 35 neu gemeldeten Coronafällen pro 100 000 Einwohnern im Kreis überschritten werde, empfiehlt der Städtetag. Dass dies aber nur für den Spitzensport gelte, sei aus dem Schreiben nicht hervorgegangen. Nach telefonischer Rücksprache mit dem Städtetag hat die Stadt das Verbot mit sofortiger Wirkung zurückgenommen. „Wir wollen in der Sache auch ein Stück weit auf Nummer sicher gehen“, sagt Janis Schickardt, Abteilungsleitung Gebäudewirtschaft bei der Stadt Kornwestheim, auf Anfrage unserer Zeitung. Zum Ende der vergangenen Woche sei eine gewisse Dynamik entstanden, auf die die Stadt habe reagieren müssen. „Uns ist bewusst, dass die Kurzfristigkeit der Entscheidung bei den Vereinen Unmut ausgelöst hat. Wir haben uns deshalb schon am Freitag mit den Verantwortlichen in Verbindung gesetzt“, sagt Schickardt.

„Es gab sogar eine Entschuldigung von der Stadt“

Leidtragende der kurzfristig getroffenen Regelung waren die Fußballer des SV Pattonville. „Unsere erste Mannschaft hatte ihr Spitzenspiel gegen den GSV Pleidelsheim. Dafür hatten wir schon viele Vorbereitungen getroffen“, sagt SVP-Vorstand Michael Uhse. Bei den Pattonvillern ist der Ärger zu Wochenbeginn aber wieder verraucht. Uhse hatte am Montag ein Gespräch mit Oberbürgermeisterin Ursula Keck. „Da konnten wir das klären, und es gab sogar eine Entschuldigung von der Stadt“, sagt Uhse.

Da die 3. Handballliga zum Amateurbereich zählt, darf man auch beim SVK vorerst wieder Zuschauer in die Halle lassen – wenn auch nach der aktuellen Verordnung des Landes Baden-Württemberg nur 100 statt wie bisher 250. „Wir freuen uns, dass es nur ein Missverständnis war und die Stadt den Fehler einräumt“, sagt Abteilungsleiter Andreas Postl. Die Kommunikation mache das aber nicht besser. „Diese Kurzfristigkeit können wir nicht nachvollziehen“, so Postl, „der Anstieg der Zahlen kam ja nicht überraschend.“ Das Heimspiel des SVK am Freitagabend war aufgrund eines Corona-Verdachtsfalls in der Mannschaft ohnehin abgesagt worden.

Bis es am Montagnachmittag zur Rücknahme des Verbots kam, hatten viele Betroffene ihrem Ärger bereits Luft gemacht. Marcus Gessl, Vorsitzender des Stadtverbands für Sport etwa, antwortete am Montag mit einer gepfefferten E-Mail. Die Mitteilung habe die Sportvereine sehr getroffen und für entsprechende Verärgerung gesorgt, schrieb er. Irritiert sei man zudem darüber, dass kulturelle Veranstaltungen vom Verbot ausgenommen seien.

Skizunft-Basketballer spielen auch weiterhin ohne Zuschauer

Die geharnischte Antwort ist inzwischen Makulatur. Und bei einigen Vereinsvertretern stieß das Zuschauerverbot sogar auf Verständnis. „Ich verstehe die Entscheidung“, hatte SVK-Fußball-Abteilungsleiter Uwe Sülzle zu Protokoll gegeben, noch bevor die Verwaltung die Anordnung wieder kippte. Die Kicker tragen ihre Heimspiele seit Kurzem auf dem Kunstrasen aus, der Rasen im Stadion ist zu stark beschädigt. „Im Stadion hätten wir genug Platz, das wäre überhaupt kein Problem“, so Sülzle, „aber die mehr als 100 Zuschauer beim vergangenen Heimspiel, und dazu noch fast alle auf einer Seite. . . das fand ich selbst schon bedenklich.“

Auch Sülzle kritisiert den Zeitpunkt, an dem die Mitteilung kam: „Etwas Vorlauf wäre gut gewesen. Zum Glück hatten unsere Aktiven kein Heimspiel.“ Bei Begegnungen des Frauenteams und der Jugendmannschaften seien ohnehin nicht so viele Zuschauer vor Ort.

Bereits vor der Mitteilung der Stadt hatten die Basketballer der Skizunft Kornwestheim ihrerseits reagiert und einen Verzicht auf Zuschauer bei ihren Heimspielen beschlossen. „Es gab die Empfehlung vom Verband, dass die Vereine ab einem Inzidenzwert von 35 auf Publikum verzichten sollen“, sagt Skizunft-Abteilungsleiter Mustafa Mesanovic, „darauf haben wir uns im Verein verständigt und behalten das auch nach der Aufhebung des Verbots bei.“