Kirchenmusikerin Andrea Kulin spielt mit Begeisterung Orgel, allerdings nicht mehr lange in Kornwestheim. Foto: Archiv/Mateja Fotografie

In der evangelischen Kirchenmusik in Kornwestheim steht bald ein Umbruch an. Von Januar an müssen sich die evangelischen Christen jedenfalls auf Neuerungen einstellen.

Kornwestheim - In der evangelischen Kirchenmusik in Kornwestheim steht bald ein Umbruch an. Das hat einerseits mit personellen Veränderungen zu tun, aber andererseits auch mit strukturellen Überlegungen. Von Januar an müssen sich die evangelischen Christen jedenfalls auf Neuerungen einstellen.

Die Gläubigen werden sich an neue Gesichter gewöhnen müssen. Kirchenmusikerin Andrea Kulin wird die Stadt nämlich zum Jahresbeginn verlassen. Sie hat ein Stellenangebot in Bissingen angenommen, sie selbst wohnt in Bietigheim. Zwei Jahre lang war Kulin in Kornwestheim tätig. Nach ihrem Selbstverständnis ist ein guter Kirchenmusiker ein Allrounder. „Ich bin sehr gerne Organistin. Ich möchte ins Bewusstsein bringen, dass die Orgel ein ganz wunderbares Instrument ist“, sagt sie. Deshalb greift sie nicht nur mit Begeisterung in die Tasten, sondern organisierte auch eine Konzertreihe in der Martinskirche zum Thema, die an diesem Wochenende ihren Abschluss findet. Sie betreute unter anderem mehrere Projektchöre und den in Pattonville beheimateten Gospelchor. Die Kantorin ist auch Mitgründerin der Band „Higher“.

Wichtig war es ihr, die Menschen aus der evangelischen Gemeinde bei Konzerten und Projekten einzubinden. Dank der Musik könne man die Leute auf einer emotionalen Ebene ansprechen, meint sie.

Pfarrer Horst Rüb findet es sehr schade, dass Andrea Kulin geht. „Darüber sind wir traurig. Sie hat ganz fantastische Arbeit geleistet“, sagt er. Er könne ihre Entscheidung allerdings verstehen. Derzeit hat die evangelische Kirchengemeinde Kornwestheim die Stelle Kulins neu ausgeschrieben. Gesucht wird ein Diplom-Kirchenmusiker oder eine Diplom-Kirchenmusikerin. Der Nachfolger soll unter anderem ebenfalls die Gottesdienste begleiten, vor allem in der Johannes- und Martinskirche, den Gospelchor und die Band leiten, eigene Konzerte geben und weitere organisieren. Bis zum 8. Januar können Interessierte noch ihre Bewerbungen einreichen. Für Ende Januar sind die Vorstellungsgespräche eingeplant. Pfarrer Rüb vermutet, dass es jedoch noch bis Ostern dauern könnte, bis der neue Stelleninhaber im Amt ist.

Der Schwerpunkt des Jobs soll künftig auf der Popularmusik liegen. Rüb erklärt dies folgendermaßen: „Wenn die Bauarbeiten an der Johanneskirche beendet sind, soll es dort mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst mit moderner Musik geben. Dort gibt es dann keine Orgel mehr. Der neue Bewerber muss dafür eine Vorliebe mitbringen.“

Die Veränderungen in der evangelischen Kirchenmusik sind jedoch noch weitgreifender. Burkhart Zeh, Chorleiter des Paulussingkreises, wird sich am kommenden Sonntag, 2. Dezember, bei einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschieden. Eva-Maria Geßmann, Organistin und Leiterin der Martinskantorei, geht bald in die Altersteilzeit. Sie wird nur noch die Orgel spielen. Christian Kamm und Sabine Baumert bleiben als Organisten erhalten.

Verwaisen werden die drei evangelischen Kirchenchöre in der Stadt allerdings nicht, denn es ist eine große Fusion geplant, kündigt Pfarrer Rüb an. „Wir wollen im Januar eine gemeinsame Kantorei schaffen“, sagt er. „Kornwestheimer Kantorei“ lautet der Name des neuen Gesangsgebildes. Dieser Chor soll in besonderen Gottesdiensten singen und Konzerte geben. Er wird reihum in den Kirchen zu hören sein. Bis ein Nachfolger gefunden ist, der sich um die neue Kantorei kümmern kann, wird Andrea Kulin die Leitung übergangsweise übernehmen. „Den Wechsel in der evangelischen Chorlandschaft werde ich bis dahin begleiten“, bestätigt sie. Unterstützung bekommt die neue Kantorei vom Gospelchor, der stärker als bislang die Gottesdienste musikalisch mitgestalten und vor allem in der dann umgebauten Johanneskirche zu hören sein wird.

Nach Ansicht von Horst Rüb wird das Zusammenführen der drei Chöre nicht einfach. Der Pfarrer sieht die Veränderung jedoch als Chance. „Wir hoffen, dass sich zusätzliche Sänger melden. Es wäre der ideale Zeitpunkt, um neu einzusteigen“, meint er. Geprobt wird immer mittwochs von 19.45 bis 21.45 Uhr im Paulusgemeindehaus. Der erste Termin ist der 9. Januar. Dann soll die Choralkantate „Gott ist gegenwärtig“ erstmals einstudiert werden. Interessierte sind eingeladen, vorbeizuschauen.