Lisa Eckhart bei einem Auftritt Foto: dpa

Der Auftritt der umstrittenen Künstlerin Lisa Eckhart ist gesetzt, Sicherheitsbedenken hat die Stadt nicht.

Kornwestheim - Längst nicht jede Stadt von der Größe Kornwestheims hat ein modernes Kultur- und Kongresszentrum wie das K. Man hat sich ergo daran gewöhnt, dass auch bekanntere Künstlerinnen und Künstler regelmäßig hier vorbeischauen. Lisa Eckharts Besuch – die Kabarettistin kommt am 15. November ins K – hat dennoch ein besonderes Moment. Seit Tagen diskutiert halb Deutschland kontrovers über ihr Werk und ihre Person. Dass Eckharts Auftritt im K gesetzt ist und auch auf großes Interesse stößt, bestätigt Claudia Münkel, Fachbereichsleiterin Kultur und Sport und Betriebsleiterin des K.

Aber wofür steht die 27-jährige Provokateurin Eckhart da überhaupt im Feuer? Eigentlich schon 2018 passierten mehrere, nun ja, provokante Sätze Eckharts ohnehin loses, österreichisches Mundwerk. Unter anderem zur Causa Weinstein (Filmproduzent, jüdischer Herkunft, Sexualstraftäter, wenn auch 2018 noch nicht verurteilt) formulierte sie Sätze wie: „Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld. Und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“

Ist das nun große Kabarett-Kunst, unnötig-platte Grenzverletzung oder rassistisch und antisemitisch? Ist es in Ordnung oder gar notwendig, das zu boykottieren, oder ist das intolerante Cancel Culture? Dass diese Fragen gerade jetzt in großer Debatte auftauchen, hängt unter anderem damit zusammen, dass Eckhart vom Hamburger Literaturfestival Harbour Front ausgeladen wurde und der Spiegel darüber berichtete, zudem veröffentlichte sie dieser Tage ihren Roman Omama.

Die Ausladung vom Festival (die später widerrufen wurde, aber da wollte Eckharts Verlag dann nicht mehr) wurde mit dem Aspekt Sicherheit begründet, man befürchtete gar Krawalle linker Gruppen. Sicherheitsbedenken wegen ihres Besuchs in Kornwestheim – übrigens wird sie bald auch in Stuttgart und Markgröningen auftreten – hat man in der Stadtverwaltung indes nicht. „Bislang sind keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen geplant“, berichtet Münkel. Zentral-Kornwestheim ist eben nicht das Schanzenviertel und das K nicht die Rote Flora, mag man es auch noch so rot anstrahlen dieser Tage.

„Sollten im Vorfeld noch Bedenken für die Durchführung der Veranstaltung auftreten, werden die bisherigen Sicherheitsmaßnahmen umgehend erweitert“, ergänzt Münkel. Sie fügt hinzu, bislang seien weder Kritik noch Forderungen, Eckhart nicht auftreten zu lassen, an das Team des K herangetragen worden.

Wie die städtische Kulturexpertin die Causa Eckhart bewertet? „Sie ist eine der aktuell bekanntesten Kabarettistinnen und regelmäßig unter anderem bei ‚Nuhr im Ersten’ zu sehen“, sagt Münkel. „Natürlich stellt sich bei Kabarett immer wieder aufs Neue die Frage, wie weit Satire gehen darf“, betont sie. „Das ist es allerdings auch, was Satire ausmacht. Deshalb sollten die Theater und die Bühnen, auf denen Kabarett gezeigt wird, auch nicht vorschnell ihr eigener Zensor sein.“ Ach: Eine Frage ist im K doch noch zu klären. Tritt Eckhart wie geplant mit ihrem Programm „Die Vorteile des Lasters“ im Theatersaal auf? Oder wird ihr Auftritt, nicht zuletzt coronabedingt, in den großen Festsaal verlegt?