Längere Schlafenszeiten auch für den Teddy: Die Kinderhäuser sollen erst später öffnen. Foto: dpa/Friso Gentsch

Kürzere Öffnungszeiten in den Kinderhäusern: Nun befassen sich auch die Stadträte damit.

Am 19. Mai soll der Gemeinderat entscheiden, ob die Stadt Kornwestheim zum Kindergartenjahr 2024/25 keine 10,5-Stunden-Betreuung mehr anbietet. Bis dahin gilt es für die Stadtverwaltung aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen, denn bei der Vorberatung am Donnerstagabend im Verwaltungs- und Finanzausschuss hatten die Stadträte viele Fragen. Ob es eine Mehrheit für den Vorstoß der Verwaltung und die Reduzierung des Angebots gibt, das lässt sich noch nicht absehen.

Wie ist die Ausgangssituation? In drei Kinderhäusern bietet die Stadt Kornwestheim eine 10,5-Stunden-Betreuung an. Verbunden ist das mit Öffnungszeiten von 7 bis 17.30 Uhr. Zwölf Gruppen gibt es mit dieser langen Betreuungszeit. Allerdings: Mangels Personal kam es in den vergangenen Monaten immer wieder dazu, dass die Kinderhäuser erst später öffneten oder früher schlossen. Zudem mussten die Eltern während der Corona-Zeit durch eine Bestätigung vom Arbeitgeber nachweisen, dass sie auch wirklich auf diese Betreuungszeiten angewiesen sind.

Was ist geplant? Schon zum nächsten Kindergartenjahr will die Stadt die Zahl der Gruppen mit der XXL-Betreuung von zwölf auf drei reduzieren. In zwei Jahren soll dieses Modul dann ganz eingestellt werden. Somit können laut einer Übersicht der Stadt fast alle Kinder mit einer 10,5-Stunden-Betreuung in ihren Häusern bleiben, bevor sie in die Schule gehen. Nur ganz vereinzelt, so Fachbereichsleiterin Birgit Scheurer, müssten Kinder in die Einrichtung eines privaten Trägers wechseln, wenn die Eltern auf die 10,5 Stunden angewiesen sind. Neu eingeführt werden stattdessen Neun-Stunden-Gruppen, die es bisher noch nicht gibt. Zudem sollen die Kindergärten und Kindertagesstätten frühestens um 7.30 Uhr öffnen.

Warum soll das Angebot reduziert werden? In einer Umfrage hat die Stadt bei den Eltern aus den drei Kinderhäusern nachgefragt, welche Wünsche und welchen Bedarf sie an Betreuung für ihren Nachwuchs haben. Knapp die Hälfte der Eltern beteiligte sich daran, ein Drittel sprach sich für eine Beibehaltung des 10,5-Stunden-Moduls aus. 72 Prozent befürwortete eine Öffnung der Einrichtungen erst um 7.30 Uhr. Diese Ergebnisse hat die Stadt zur Grundlage genommen, das Angebot zusammenzustreichen. Wer künftig eine Betreuung von über neun Stunden benötige, der werde bei den privaten Trägern fündig, sagt Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Die Stadt habe sich bewusst für eine Trägervielfalt entschieden, die auch in dieser Frage zum Tragen kommen solle. „Wir wollen uns gegenseitig abgrenzen und ergänzen“, so Keck. Dass die Eltern dort mehr zahlen müssten, liege auch daran, dass sich der Gemeinderat bewusst dagegen entschieden habe, sich bei den Gebühren am Landesrichtsatz zu orientieren. Eine Betreuung von maximal neun Stunden, so die OB weiter, passe auch besser zum städtischen Profil, das sich an den „traditionellen Zeiten“ orientiere, sagt die Oberbürgermeisterin, die zudem betont, dass es einen Rechtsanspruch auf die 10,5 Stunden nicht gebe.

Wie viele Stellen sind nicht besetzt? Nach 15 weiteren Erzieherinnen und Erziehern sucht die Stadt Kornwestheim derzeit. Vor einiger Zeit seien es noch 30 gewesen, berichtet die OB. Die Stadt bemühe sich darum, eingehende Bewerbungen möglichst schnell zu bearbeiten. Innerhalb von zwei Wochen soll alles geklärt sein. „Das ist unser Schmankerl“, so die OB. Zudem punkte man unter anderem mit Fortbildungsangeboten.

Was sagen die Eltern? Einige waren am Donnerstagabend zur Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses ins K gekommen. Sie sagten im Gespräch mit unserer Zeitung nach der Sitzung, dass sie eine Reduzierung der Betreuungszeiten ablehnen. Wenn sich bei Umfrage ein Drittel für eine Beibehaltung ausspreche, dann sei das eine durchaus bemerkenswerte Zahl, argumentierten sie.

Was sagen die Stadträte? Sie hatten, viele Fragen, die teils in der Sitzung beantwortet wurden oder deren Antworten noch bis zur Gemeinderatssitzung nachgeliefert werden sollen. Canan Balaban (Grüne) äußerte sich kritisch zu dem Vorhaben. Eine 10,5-Stunden-Betreuung sei kein Modul, das man den privaten Trägern überlassen sollte. Ihr Fraktionskollege Daniel Joppien fragte, ob sich die Stadt auch über alternative Modelle Gedanken gemacht habe. Florian Wanitschek wünschte sich genauere Informationen zu der Umfrage unter den Eltern.