Stets mit einem verkaufsoffenen Sonntag verbunden: die Automeile. Foto: Archiv/Horst Dömötör

Die Ladenöffnungen gefallen der Dienstleistungsgewerkschaft überhaupt nicht.

Kornwestheim - Verkaufsoffene Sonntage sind der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ein Dorn im Auge. Landauf, landab geht sie gegen die Kommunen vor, die den Sonntagsverkauf genehmigen. Nun hat Verdi auch Kornwestheim ins Visier genommen. Den mit der Automeile verbundenen verkaufsoffenen Sonntag, den der Gemeinderat erst in der vergangenen Woche für dieses Jahr genehmigt hat, möchte Verdi gerne gestrichen sehen, so Geschäftsführer Cuno Brune-Hägele im Gespräch mit unserer Zeitung.

Sollte Verdi noch gegen die Sonntagsöffnung 2019 vorgehen wollen, dann drängt die Zeit. Er ist für den 31. März vorgesehen – zur Automeile 2019. Allenfalls mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung ließe sich das wohl noch verhindern. „Wenn wir dieses Jahr nichts machen, dann spätestens 2020“, so Brune-Hägele.

Bund der Selbstständigen hat kein Verständnis

Schon im vergangenen Jahr hatte die Gewerkschaft mit einer Klage gedroht, als der Gemeinderat einen verkaufsoffenen Sonntag zum Stadtfest genehmigte. Aber: Bei der Androhung blieb’s, die Gewerkschaft schaltete nicht die Gerichte ein. Für die Ankündigung von Verdi, den verkaufsoffenen Sonntag in Kornwestheim anzufechten, hat Jens Bartmann vom Bund der Selbstständigen (BDS), der die Automeile ausrichtet, kein Verständnis. „Das ist aus meiner Sicht lächerlich“, meint er. Er könne verstehen, dass in Städten mit einigen verkaufsoffenen Sonntagen wie Ludwigsburg genauer hingeschaut wird. Mancherorts werde die Möglichkeit inflationär genutzt. „In einer Stadt wie Kornwestheim mit nur zwei solchen Terminen im Jahr schießt Verdi aber total übers Ziel hinaus“, sagt Bartmann. Der Inhaber eines Fotogeschäfts hat die Erfahrung gemacht, dass seine Beschäftigten sogar gerne an solchen Tagen arbeiteten. „Die Stimmung in der Stadt ist dann immer gut.“

Außerdem seien verkaufsoffene Sonntage im Wettbewerb mit dem Internet und dem Online-Handel wichtig. Die Automeile 2019 werde auf jeden Fall stattfinden. Sollte es künftig aber nicht mehr möglich sein, parallel den verkaufsoffenen Sonntag auszurichten, dann schwinde die Motivation, solche Veranstaltungen dauerhaft zu organisieren.

In Ludwigsburg entfällt im Juli ein verkaufsoffener Sonntag

Mit der Stadt Ludwigsburg trifft sich Verdi am 20. März vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim. Verdi hält die Regelungen zum Sonntagsverkauf in der Barockstadt für unzulässig und hat dagegen geklagt. In diesem Jahr verzichten die Ludwigsburger Einzelhändler bereits auf einen ursprünglich vorgesehenen verkaufsoffenen Sonntag. Der Shopping-Sonntag zum Naturvision-Festival im Juli entfällt. Ludwigsburg hofft so, die Dienstleistungsgewerkschaft besänftigen zu können. Der Gewerkschaft geht es nach eigenen Angaben darum, die Beschäftigten in den Läden vor übergroßen Belastungen zu schützen. Sie verweist auch auf die engen Grenzen, die das Bundesverwaltungsgericht für verkaufsoffene Sonntage gesetzt hat. Erlaubt sind diese lediglich als Anhängsel für publikumsträchtige oder besonders traditionsreiche Feste. Das Fest muss dabei im Mittelpunkt stehen und als eigenständiger Publikumsmagnet funktionieren.

Auf dieser Grundlage hat Verdi unter anderem gegen Sindelfingen geklagt und gewonnen. Stuttgart verzichtet, ebenfalls wegen der Gewerkschaft, seit Jahren auf verkaufsoffene Sonntage.

In Kornwestheim gab’s in den vergangenen Jahren in der Regel immer zwei verkaufsoffene Sonntag – zur Automeile im Frühjahr und zur Kirbe im Herbst. Übrigens: Nicht nur Verdi missfallen die verkaufsoffenen Sonntage, auch die katholische Martinus-Gemeinde hat die Stadt wissen lassen, dass sie davon gar nichts hält.