Die Waffen waren teils gut versteckt. Foto: dpa/Oliver Killig

In mindestens 23 Fällen sollen Pistolen, Revolver und Munition illegal den Besitzer gewechselt haben.

Kornwestheim - Das Geschäft florierte – und flog am Ende auf. Nun sitzen ein 40-jähriger Kornwestheimer, sein 64-jähriger Vater sowie ein 43 Jahre alter Mann aus Nürnberg auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Trio 23 Verstöße gegen das Waffengesetz vor. Zwischen Juni und September 2017 sollen zahlreiche Pistolen und Revolver sowie Munition unterschiedlicher Art den Besitzer gewechselt haben. Nach ihrer Festnahme im Herbst 2017 saßen die beiden Kornwestheimer zunächst in Untersuchungshaft, inzwischen sind sie wieder auf freiem Fuß – was sich nach der aktuellen Verhandlung aber erneut ändern könnte.

Die Anfragen nach Waffen habe fast jedes Mal der Sohn entgegengenommen, die Käufer stammten aus der Umgebung, aber auch aus der Türkei und Frankreich. Einige der Kunden, die bis zu 2500 Euro für eine Waffe bezahlten, mussten sich bereits in separaten Verfahren verantworten. Der Mann aus Nürnberg ist zudem angeklagt, weil er in den Urlaub einige Munitionslieferungen in die Türkei mitgenommen haben soll – was er bestreitet. Im Raum steht eine sechsstellige Summe, die sich vor allem Vater und Sohn mit ihren illegalen Geschäften erwirtschaftet haben sollen.

Am zweiten Prozesstag am Donnerstag sagten nun einige Zeugen aus. Der Verhandlungsauftakt am Dienstag war vor allem für die Verlesung der umfangreichen Anklageschrift sowie den Abgleich der Personalien genutzt worden. Zudem hatte es ein – am Ende ergebnisloses – Verständigungsgespräch zwischen Verteidigung und Richterin gegeben.

Nun also die Zeugen, sieben waren geladen, sechs erschienen. Rasch vorbei war die Befragung eines 54-jährigen Kornwestheimers, der im Juli des vergangenen Jahres zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war, weil er illegal eine Schusswaffe nebst Munition besessen hatte. Von ihm erhoffte sich die Kammer Hinweise. So soll er etwa den Kontakt zu einem Interessenten aus der Schweiz – Codename „Käseverkäufer“ – weitergegeben haben. Er selbst verneint das.

Mehr Details förderten die Aussagen der an den Ermittlungen beteiligten Polizei- und LKA-Beamten zu Tage. Einer von ihnen schilderte, wie im Oktober 2017 ein fingierter Waffenkauf zweier verdeckter Ermittler über die Bühne gegangen war. Die beiden, einer davon ein französischer Polizist, waren von dem Sohn vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus per SMS zu einer Gartenhütte in der Nähe des Kornwestheimer Funsportzentrums in der Bogenstraße gelotst worden. Dort wartete der Vater, der den Beamten insgesamt fünf Waffen plus Munition verkaufte und dafür mehr als 11 000 Euro einstrich. Die Revolver und Pistolen, die die Kornwestheimer im Angebot hatten, waren entweder fabrikneu oder laut dem ermittelnden LKA-Kommissar „bei einem Schützenverein in der Nähe ausgemustert und abgeschrieben worden. Ich weiß auch nicht, wie das gehen soll“.

Zwei weitere Polizeibeamte berichteten unter anderem von verschiedenen Waffenverstecken, in denen die Angeklagten ihre Ware sowie viele Tausende Euro gehortet hatten: im Schrank einer Gartenhütte, im Schlafzimmerschrank unter Kleidern, in einem Verschlag unter einer Tiefkühltruhe. Auf letzteres Versteck waren die Ermittler erst nach dem Hinweis des Beschuldigten gestoßen. Unter anderem fanden sich darin ein geladener Revolver sowie eine Pistole der Marke Beretta mit vollem Magazin und durchgeladen.

Die Verhandlung wird am Dienstag, 8. Dezember, fortgesetzt, danach ist noch ein weiterer Termin geplant.