So geht’s zu beim Dreh für einen waschechten Kinofilm. Foto: Marius Venturini

In der Stauffenbergstraße sind Aufnahmen für den Kinofilm „Die Verantwortlichen“ entstanden. Die Handlung dreht sich um Missbrauchsverdacht innerhalb der katholischen Kirche.

Kornwestheim - Was passiert denn hier?“ fragen sich die Anwohner in der Stauffenbergstraße im Osten Kornwestheims. Da parken massenhaft Kleinbusse und Transporter einer Mietwagenfirma in der Sackgasse in Richtung Schrebergärten. Menschen mit Kameras und Scheinwerfern wuseln teils hektisch durch die Gegend. Sogar ein Verpflegungswagen ist aufgebaut worden.

Klar: es muss sich also um eine Filmproduktion handeln. Aber was? Ein neuer Tatort? Vielleicht eine neue Folge von Soko Stuttgart? Nein. Alles falsch. Es ist ein veritabler Kinofilm, für den dort gedreht wird. „Genauer gesagt nehmen wir hier in Kornwestheim Fahrszenen auf einem Motorroller auf“, präzisiert die Produzentin Julia Kleinhenz, während sie sich in der Mittagssonne eine Zigarette dreht. Im Aufenthaltsbereich – ja, auch den gibt es, mit Bierbänken und -tischen – wartet sie auf die Rückkehr des Kamerateams.

„Die Verantwortlichen“ lautet der Titel des Spielfilmdebüts des 40-jährigen Regisseurs Gerd Schneider. Das Drama handelt von drei befreundeten Priestern, von denen einer in einen Missbrauchsfall verwickelt wird. Im kommenden Jahr soll der Streifen in den Kinos laufen. Die Produktion ist eine Zusammenarbeit der AV Medien Penrose GmbH und dem SWR, dem Bayerischen Rundfunk und dem Kultursender Arte.

Genauere Auskunft könnte Gerd Schneider selbst geben. Der ist aber momentan noch unterwegs mit der Filmcrew. „Kornwestheim hat schöne Alleen, da wird gerade gedreht“, gibt Julia Kleinhenz derweil zu Protokoll. Sie berichtet außerdem: „Heute Morgen haben wir schon mit einer ferngesteuerten Kameradrohne Luftaufnahmen gemacht.“

Gefilmt wird in Stuttgart und Umgebung. Im Haus der Wirtschaft, im Automobilclub, in einer Gaststätte, in der Universität. Und, das Thema gibt es vor, auch in diversen Kirchen. Für eine Szene muss das Team hingegen weiter reisen. „Nach Göttingen, für den Dreh in einem Gefängnis“, sagt Kleinhenz. Das habe in Baden-Württemberg nicht geklappt, aber das Land Niedersachsen habe es möglich gemacht.

Inzwischen hat auch Felix Eisele auf der Bierbank Platz genommen. Er ist der Ausführende Produzent – der sogenannte „Executive Producer“ – des Films. „Heute sind wir mit rund 40 Mann hier“, sagt er, „allerdings ohne die drei Hauptdarsteller.“ Dafür ist Sandra Borgmann vor Ort. Sie bringt tatsächlich Erfahrung aus den Soko- und Tatort-Reihen mit und spielt in „Die Verantwortlichen“ die Rolle der Vera Rubin, der Mutter des vermeintlichen Opfers.

Nun ist auch das Drehteam zurück, mit dem Spezial-Trailer, an dem ein Motorroller befestigt ist. „Alles hat super geklappt“, lobt Gerd Schneider, „wir haben super Bilder, mit den hohen Häusern in der Stauffenbergstraße und den Alleen mit Feld und Wald.“ Denn es ist keine Verfolgungsjagd, was dort gefilmt wird. „Es sind hauptsächlich glückliche Momente“, sagt Felix Eisele, um gleich zu relativieren: „Aber ein tragischer ist auch dabei.“

Und jetzt, in einer der raren Pausen, kann auch der Regisseur etwas zu seinem Film erzählen: „Es geht nicht darum, die katholische Kirche anzuprangern. Vielmehr ist es eine Geschichte um falsch verstandene Loyalität, Freundschaft und Charakterstärke.“ Die ganze Story ist eingebettet in die Verwicklung der Kirche in Missbrauchsfälle. „Es geht auch nicht um den Missbrauch an sich, denn der findet überall statt“, führt Schneider weiter aus, „es geht vielmehr um den Umgang damit, denn der ist das eigentlich Skandalöse.“ Schneider selbst bringt dabei persönliche Einblicke ins Kirchenleben mit. Er hat ein mit Diplom abgeschlossenes Theologie- und Philosophiestudium, entschied sich 1998 jedoch statt für das Priesteramt für eine Laufbahn bei Film- und Fernsehen – was ein erneutes Studium erforderte.

Die Kameracrew hat sich wieder auf den Weg gemacht. Die Aufnahme von Vorbeifahrten steht an. „Für diese Szenen, die wir im Moment drehen, geht das Wetter einfach nicht besser“, zieht Felix Eisele ein Zwischenfazit und zwinkert in die Sonne.