Treues Gefährt: Mareike Gerhardt mit dem E-Bike der Bücherei Foto: /Sophia Herzog

Bücherfans müssen nicht auf Lesestoff verzichten: Die Stadtbücherei liefert Medien bis zur Haustür.

Kornwestheim - Ungewöhnlich leer sind die Flure der Kornwestheimer Stadtbücherei, die wie die meisten Einrichtung ihre Türen wegen der Corona-Pandemie schließen musste. Statt lernwilliger Schüler und Buchliebhabern huschen zur Zeit nur die Büchereimitarbeiter durch die Räume im K. Wirklich ungeliebt und ungelesen stehen Lindgren, Fitzek und Tolkien aber nicht in den Regalen – für ausreichend Lesestoff sorgt die Bücherei trotz Pandemie derzeit mit einem Liefer- und Abholservice.

Schon zu Anfang des zweiten Teil-Lockdowns im Dezember organisierte die Stadtbücherei unter der Leitung von Mareike Gerhardt einen Lieferservice. Seitdem können Kornwestheimer mit Büchereiausweis im Online-Katalog nachschlagen, welche Medien sie interessieren, und bis zu fünf Medien entweder telefonisch oder per Mail bestellen. Die Büchereimitarbeiter liefern das Gewünschte bereits am Folgetag in das ganze Kornwestheimer Stadtgebiet. Das würde, zumindest teilweise, sogar CO2-neutral gehen: Für die Liefertouren nutzen die Mitarbeiter ein Lastenrad mit Elektromotor, das ursprünglich für die Versorgung von zu kleinen Bibliotheken umgerüsteten Telefonzellen der Stadt genutzt werden sollte. Die Anschaffung hatte das Land mit einem Zuschuss in Höhe von rund 570 Euro gefördert. In Pandemiezeiten schwingen sich die Mitarbeiter hin und wieder für die Bücher-Lieferungen auf das Rad. Bei niedrigen Temperaturen oder wenig Bestellungen kommt aber auch mal das Auto zum Einsatz.

In dieser Woche hat die Bücherei außerdem einen zusätzlichen Service eingerichtet: Seit Dienstag können die Bestellungen auch abgeholt werden. Zweimal am Tag öffnen die Büchereimitarbeiter für jeweils zwei Stunden die Türen zum Foyer des Kulturzentrums. Die Bücher, CDs oder DVDs liegen für die Kunden dort in namentlich gekennzeichneten Körben bereit. Die Lieferung sei zwar nach wie vor möglich, die Anfragen würden aber trotzdem deutlich abnehmen, berichtet Mareike Gerhardt. „Viele nutzen das Abholen auch, um zwischendurch einen kleinen Spaziergang zu machen“, fügt sie hinzu. Das Lastenrad ist auch deshalb gerade nicht an jedem Tag im Einsatz.

Immerhin: Der Fernbetrieb der Bücherei komme bei den Kornwestheimern insgesamt gut an, berichtet Gerhardt. Besonders Familien würden auf diesem Wege an neue Unterhaltung für die Kinder kommen. Einige Kunden hätten inzwischen sogar wetterfeste Kisten vor der Haustür installiert, in denen die Mitarbeiter die Lieferungen ablegen können. „Manchmal deponieren die Kunden dort auch Süßes als Dankeschön für unsere Mitarbeiter“, sagt Gerhardt. Um die Rückgabe der Medien müssen sich die Kunden gerade nicht kümmern: Alle Fristen werden automatisch auf Ende Februar gesetzt. „Die Bücher gehen uns trotzdem nicht aus“, bestätigt Gerhardt. „Wir hätten eher ein Problem, wenn alle unsere Medien hier im Haus wären.“ Büchereien arbeiten mit einer sogenannte Absenzquote, kalkulieren also weniger Platz für die Medien ein, als nötig wäre – genug Stauraum für alle Bücher, CDs, DVDs und Co. wäre in den Regalen der Stadtbücherei sowieso nicht.

Und auch die Sorge, dass die Bücherei mit ihrem Angebot den lokalen Buchhandlungen in schweren Zeiten wie diesen Konkurrenz machen würde, beschwichtigt Gerhardt. Wer Kunde bei der Bücherei sei, würde mehr Bücher neu kaufen als Menschen, die sowieso wenig mit Lesen am Hut hätten. Außerdem beschaffe die Stadtbücherei neue Exemplare direkt vom Bücherlurch.