Produkte aus dem Weltladen gibt es im Martinushaus sowieso. Foto: Jacqueline Fritsch

Die Kirchengemeinde muss fair gehandelte und regionale Produkte anbieten.

Das relativ frisch eingeweihte Martinushaus der katholischen Kirchengemeinde ist mit einer Wärmepumpanlage und Solarzellen ausgestattet. Das integrierte Café verkauft fair gehandelte Produkte – Soziales und Nachhaltiges steht in der Gemeinde weit oben. So lag es nur nahe, dass sich mit dem Umbau des Martinushauses die Idee entwickelt hat, dass St. Martinus zur offiziellen „Fairen Gemeinde“ wird. „Uns geht es dabei nicht um den Titel, sondern es soll eher eine Motivation sein, auf diesen Aspekt zu achten“, sagt Pfarrer Franz Nagler.

Mehr als 100 katholische und evangelische Einrichtungen im Land tragen bereits den Titel Faire Gemeinde. Dieser wird von der gleichnamigen ökumenischen Initiative verliehen, der unter anderem die Evangelische Landeskirche Württemberg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart angehören.

Bereits im Juni hat der Kirchengemeinderat (KGR) von St. Martinus einstimmig beschlossen, sich als Faire Gemeinde zu verpflichten. Im Erntedankgottesdienst am Sonntag wird der Gemeinde offiziell mitgeteilt, dass sie diesen Titel nun trägt – im Anschluss gibt es Zwiebelkuchen aus regionalen Produkten und Neuen Wein im Martinushaus. „Die Grundlage für unsere Entscheidung war, dass wir Martinus und seinen Ansichten folgen wollen“, sagt Franz Scheuermann, Vorsitzender des KGR.

Zwar sei die Gemeinde schon immer darauf bedacht, die Umwelt zu schonen und zu schützen, aber nicht in diesem Maße. „Es bekommt schon noch einmal eine andere Dimension, wenn man sich dazu verpflichtet und es öffentlich macht“, sagt Scheuermann.

Aber wozu genau verpflichtet sich die Gemeinde? Zunächst muss bei Veranstaltungen fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt und mindestens ein weiteres Produkt aus fairem Handel angeboten werden. Jedes Jahr muss es zudem eine Bildungsveranstaltung zum Themenbereich „Fair handeln bei uns und weltweit“ geben. Und dann gibt es noch eine Liste von Kriterien, aus denen sich jede Faire Gemeinde drei individuelle Aufgaben aussuchen kann. St. Martinus hat sich dafür entschieden, bei Festen Mahlzeiten aus regionalen beziehungsweise fair gehandelten Zutaten sowie ein vegetarisches Essen anzubieten. Einwegflaschen und Einweggeschirr wird es nicht mehr geben. Außerdem braucht die Gemeinde eine Verkaufsstelle für Produkte aus dem Weltladen. Dieses Kriterium ist mit dem Café M im Martinushaus sowieso schon erfüllt.

„Eine Veränderung im Verhalten wird bei uns eigentlich nur sein, dass wir bei Veranstaltungen kein Wegwerfgeschirr mehr haben“, sagt Franz Nagler. Bisher sei das aus praktischen Gründen verwendet worden.

Im Kirchengemeinderat zeichnen sich künftig der Vorsitzende Franz Scheuermann sowie Jacqueline Avagliano verantwortlich, ein Auge auf das neue Projekt zu haben. „Wir möchten die Faire Gemeinde bewusst darstellen und leben“, sagt Franz Scheuermann.

Die Auszeichnung als Faire Gemeinde läuft nicht aus und muss nicht erneuert werden. „Die Klimaproblematik lässt sich ja auch nicht zeitlich begrenzen“, sagt Franz Nagler.

Kornwestheim -