Umstritten: Glyphosat Foto: dpa-Zentralbild

In einem Antrag wollen sie das Unkrautvernichtungsmittel von städtischen Flächen verbannen, um die Bürger zu schützen. Der Stoff soll krebserregend sein.

Kornwestheim - Schon vor den Sommerferien betonten die Kornwestheimer Sozialdemokraten, dass sie für das Restjahr 2018 noch einige Ideen in petto haben. Mehrere Anträge würden bald im Rathaus eintrudeln, kündigte der Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz den Gestaltungswillen der Genossen an.

Mittlerweile hat die SPD-Fraktion ihren Worten Taten folgen lassen. Umweltschützer dürfte vor allem ein Antrag freuen, der den Herbizidwirkstoff Glyphosat von städtischen Flächen verbannen soll; die SPD hat ihn gemeinsam mit der Fraktion Grüne/Linke ausgearbeitet. Findet der Antrag in dieser Form in den städtischen Gremien – er kommt voraussichtlich bei der nächsten Sitzungsrunde auf die Tagesordnung – eine Mehrheit, dann darf auf den Flächen, die der Stadt gehören, der Wirkstoff nicht mehr zum Einsatz kommen. Auch dürften ihn Unternehmen nicht mehr einsetzen, die von der Stadt zur Pflege von Gärten, Wiesen und Sportanlagen beauftragt werden oder Landwirte, die städtische Flächen gepachtet haben. Spätestens beim Abschluss neuer Pachtverträge würde das jeweils vorgeschrieben werden, betont Gritz.

„Wir wollen die Bevölkerung schützen und die Artenvielfalt erhalten“, begründet Gritz, und Ralph Rohfleisch, Fraktionsvorsitzender von Grüne/Linke, springt ihm bei: „Die Gesundheit der Menschen zu schützen hat Priorität, auch können sich solche Pestizide indirekt negativ auf die Fauna auswirken.“ Man wolle auch auf kommunaler Ebene ein Zeichen setzen, so Rohfleisch.

Denn: Glyphosat gilt als zwar effektives Unkrautvernichtungsmittel, das in der Landwirtschaft zum Einsatz kommt. Es gibt aber auch Stimmen unter Experten, die es als krebserregend einstufen, wenn auch verschiedene Untersuchungen und Studien in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Bewertungen kamen.

Deutschlandweit wurde ein Verbot mehrfach kontrovers diskutiert, zugelassen sind in der Republik aber weiterhin etliche glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel. Auch deswegen ist es aus Kornwestheimer Sicht nur möglich, auf jenen Flächen das Mittel zu verbieten, auf die man Zugriff hat. Den Weg, den die Kornwestheimer SPD und die Grünen beschreiten wollen, sind indes schon andere deutsche Kommunen gegangen. Laut dem Bund für Naturschutz und Umwelt hatten schon im März 2018 an die 200 Städte und Gemeinden das Mittel auf eigenen Flächen verboten.

Nur mit den Stimmen der SPD, der Grünen und der Linken-Stadträtin Annegret Jeziorski wird allerdings wohl keine Mehrheit im Gemeinderat für den Antrag zustande kommen. Zumindest einige Stadträte der CDU/FDP-Fraktion oder der Freien Wähler müssten mitziehen. In beiden Fraktionen will man sich in das Thema noch einarbeiten. Gabi Walker, die Vorsitzende der Freien Wähler, steht Bio-Lebensmittel persönlich positiv gegenüber, wie sie sagt. „Aber wir brauchen noch mehr Informationen darüber, wo Glyphosat hier überhaupt verwendet wird.“ Eine Fraktionsmeinung gebe es noch nicht. Der CDU-Vorsitzende Hans Bartholomä sagt, dass man mit Martin Ergenzinger und Hans-Joachim Schmid in den eigenen Reihen viel landwirtschaftliche Kompetenz habe, die entsprechend auch die Sicht der Bauern abdecken könne. „Wir sind noch in der Sondierung, und gespannt darauf, was die Verwaltung sagt“, so Bartholomä weiter. „Wir werden die Sachargumente prüfen“, ergänzt er, „weit weg von Emotionen.“