Auch das Gurgeln will geübt sein: Dorothea Karagiorgos Foto: Werner Waldner

„Sprech-Fit“ heißt ein Programmpunkt im Ganztagsangebot der Schillerschule.

Sie dürfen Kaugummi kauen und Witze erzählen. Sie dürfen sich Stoffhunde zuwerfen und behaupten, dass es bei Müller Rabatt für eine Packung Stifte gibt. Sie dürfen wie ein Pferd schnauben und wie eine Schlange zischen. Es ist kein gewöhnlicher Unterricht, den Dorothea Karagiorgos am Donnerstag zum Abschluss des Schultages den Jungen und Mädchen gibt. Sie lernen, wie man kurze Vorträge hält, wie man richtig Witze erzählt und wie man sein Gegenüber von seiner Meinung überzeugt.

45 Minuten lang beschäftigen sich die Kinder mit gesprochener Sprache

Das Rechnen lerne man in der Schule, sagt Dorothea Karagiorgos, das Schreiben und Lesen ebenfalls. Aber wie sieht es mit dem Sprechen aus? Das den Kindern nahezubringen, hat sich die 45-Jährige, die Sprechkunst und Sprecherziehung in Stuttgart studiert hat, mit der Arbeitsgemeinschaft Sprech-Fit zum Ziel gesetzt, die sie donnerstags in der Schillerschule anbietet. 45 Minuten lang beschäftigen sich die Jungen und Mädchen mit der gesprochenen Sprache. „Sie sollen wissen, wie ihr Instrument, die Stimme, funktioniert. Und sie sollen es benutzen und einsetzen.“

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Los geht’s mit ein paar kleinen Übungen. Was fällt den Jungen und Mädchen alles zum Begriff „Erdbeere“ ein. Lecker, süß, rot, gelb, grün, echt gut, gesund – es ist einiges, was die Kinder mit dem Begriff assoziieren. Sprechen dürfen sie aber erst, wenn sie einen der kleinen Hunde Speaky oder Audi in der Hand halten. Auch das versucht die Kornwestheimerin ihren Schützlingen klarzumachen: Wer gut sprechen will, der muss auch gut zuhören können. Und er muss warten können, bis er an der Reihe ist. Aber zuhören – das ist nach mehr als sieben Stunden Unterricht für die Kinder gar nicht so einfach.

Lernen, die Stimme richtig einzusetzen

Werbepause. „Stifte – kauft Sie bei Müller mit 20 Prozent Rabatt“. Mia preist die Schreibwerkzeuge in höchsten Tönen an. Ein anderes Kinder schwärmt für Barilla-Spaghetti. „Wenn man sie kocht, sind sie sehr lecker.“ Rabatt gibt’s auch bei ihr. Die Kinder, sagt Dorothea Karagiorgos, sollen im Sprech-Fit auch lernen, ihre Stimme richtig einzusetzen – laut zu werden, wenn’s angebracht ist, leise zu sprechen, wenn Spannung erzeugt werden soll. Mit dem Erzählen von Witzen üben sie, der Stimme verschiedene Klangfarben zu geben – eine etwas tiefere für den Lehrer („Wer kann mir sagen, zu welcher Familie der Blauwal gehört?“) und eine kindliche für Fritzchen („Ich weiß nicht, welche Familie einen Blauwal hat.“).

Was der 45-Jährigen aber auch ganz wichtig ist: Die Jungen und Mädchen sollen sich trauen, ihre Meinung zu sagen. Und sie sollen für ihre Argumente werben. Deshalb bestimmen die Kinder für jedes Schuljahr ein Thema, das ihnen besonders am Herzen liegt. In diesem Jahr ist es der Zustand der Schultoiletten. Demnächst werden die Jungen und Mädchen Schulleiterin Ute Maucher vortragen, warum dringend etwas gemacht werden muss – und was. Dabei geht es auch darum, wie man die Mitschüler anleiten kann, die Toilette stets sauber zu hinterlassen. Derzeit üben sie, ihre Argumente nicht nur vom Blatt abzulesen, sondern auch die Zuhörer anzuschauen, langsamer zu sprechen. Das Gelernte anzuwenden, sei enorm wichtig, sagt Dorothea Karagiorgos, die ihre Diplomarbeit zum Thema „Spielen, sprechen, lernen“ verfasst hat – geschrieben allerdings, nicht gesprochen. . .