„Intikam“ bedeutet auf Türkisch so viel wie „Rache“ oder „Vergeltung“. Foto: z

Das Gebäude in der Kornwestheimer Bahnhofstraße ist nicht zum ersten Mal verunstaltet worden.

Kornwestheim - Unbekannte haben in der Nacht auf den 27. November die Atib-Moschee in Kornwestheim besprüht. An die Front des Gebäudes in der Bahnhofstraße schmierten sie in schwarzen Lettern das Wort „Intikam“, was auf Türkisch so viel wie Rache oder Vergeltung bedeutet. Die Polizei hat die Ermittlungen übernommen, eine Anzeige liegt vor.

Gegenüber unserer Zeitung bestätigte Peter Widenhorn, Pressesprecher im Polizeipräsidium Ludwigsburg, dass der Fall an die Staatsschutz-Abteilung der Kripo weitergegeben worden sei, da es sich möglicherweise um eine politisch motivierte Tat handele. „Hinweise auf den oder die Täter gibt es aber noch keine“, so Widenhorn.

Es ist nicht der erste Angriff auf die Moschee. Mitte August 2015 hatten Unbekannte Schriftzüge der kurdischen Arbeiterpartei PKK auf das Gebäude gesprüht und mehrere Fensterscheiben eingeschlagen. 2500 Euro hatte der Schaden damals betragen, die Täter wurden nie gefasst. Die PKK gilt in Deutschland wie auch in mehreren anderen Ländern als terroristische Vereinigung. Atib wiederum ist ein Dachverband der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa mit Sitz in Köln – und aufgrund seiner Nähe zur türkischen Erdogan-Regierung nicht gänzlich frei von Kritik.

„Das passiert nicht zum ersten Mal und wie es aussieht auch nicht zum letzten Mal“, schreibt Abdulcelil Akyüz, der stellvertretende Atib-Vorsitzende, in einer Stellungnahme zu dem Vorfall in Kornwestheim. Auch er verweist seinerseits auf den vorhergegangenen Anschlag aus dem Jahr 2015. Man sei besorgt, dass es zu noch schlimmeren Zuständen kommen könnte. „Als Gemeindemitglieder fühlen wir uns nicht in Sicherheit“, so Akyüz.

In der Moschee in der Bahnhofstraße ist auch das Vereinsheim des TDSV Kornwestheim untergebracht. Dessen Fußballmannschaft trägt ihre Partien in der Kreisliga A aus. „Wir verurteilen den Angriff auf die Atib-Moschee. Wir lehnen jegliche Form von Gewalt ab, insbesondere aus politisch- und religiös-extremistischen Milieus“, heißt es in einer Stellungnahme, die der Club auf Facebook veröffentlicht hat.

„Überwiegend in PKK-Kreisen oder im rechten Lager“ verortet auch Abdulcelil Akyüz die Täter – und kritisiert gleichzeitig, dass „die Moscheegemeinden, die ständig Opfer von Gewalttaten werden, im Mittelpunkt von Verbotsdebatten stehen“. Als Atib werde man sich weiterhin für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in diesem Land einsetzen und verurteile alle, die Menschen aufgrund ihrer Religion oder Rasse ausgrenzten und anfeindeten.

„Eine lückenlose Aufklärung der Tat sollte selbstverständlich sein“, fordert die Atib Kornwestheim auf Facebook – neben einem Aufruf an „die Politik, sich klar und deutlich zu solidarisieren“.