Eines der Kornweible der Freien Narrenzunft zieht beim Umzug 2017 durch die Straßen der Stadt. Künftig wird es nur noch alle zwei Jahre dazu kommen. Foto: Christine Biesinger

Der Fasnets-Umzug soll in Zukunft nur noch alle zwei Jahre durch die Straßen der Stadt ziehen. Die Narren wollen die hohen Kosten nicht mehr tragen.

Kornwestheim -

Der Kornwestheimer Fasnets-Umzugs fällt in diesem Jahr aus. Das teilte der Ausschuss der Kornwestheimer Fasnet mit, in dem die drei örtlichen Narrenvereine sich abstimmen. „Erst in der Kampagne 2019 wird es wieder einen Umzug geben“, sagt der Ausschuss-Präsident Martin Türk. In Zukunft solle der Umzug also alle zwei Jahre stattfinden, ergänzt er. Der Hauptgrund für die Entscheidung der Narren ist finanzieller Natur. „Es liegt an den Kosten“, erläutert Türk. Etwa dreieinhalb bis viertausend Euro koste der Fasnets-Umzug Jahr für Jahr: für Organisation und Gebühren, für Gema, Gagen und Material. Das Geld haben die drei beteiligten Kornwestheimer Vereine – die Narren-Oberliga, die Fasnet-Zunft und die Freie Narrenzunft – in der Vergangenheit aber nie vollständig wieder einnehmen können.

„Jeder Verein muss pro Jahr etwa 500 Euro zuschießen, damit wir die Kosten des Umzugs decken können“, betont Türk, der selbst auch Präsident der Oberliga ist. Zusätzlich seien viele der Vereinsmitglieder während des Umzugs ehrenamtlich im Einsatz, stellten ihre Arbeitskraft zur Verfügung. „Über den Daumen gepeilt benötigen wir vor, nach und während des Umzugs sicher rund 100 Helfer“, sagt Türk. „Das ist ein großer Aufwand.“ Und dann noch Vereinsgelder einzusetzen, das sei den Mitgliedern schwer zu vermitteln. Befeuert habe die Debatte übrigens, dass die Fasnets-Saison in diesem Jahr ohnehin sehr kurz und damit arbeitsintensiv sei. „Wir haben also im Ausschuss verschiedene Modelle überlegt“, berichtet Türk.

Der Umzug hätte auch ganz ausfallen können

Es habe sogar im Raum gestanden, den Umzug komplett einzustampfen, führt er aus. Am Ende haben die Narren sich dann für den zweijährigen Turnus entschieden. „So können wir Kosten und Aufwand reduzieren, und dennoch weiter Umzüge anbieten“, fasst Türk zusammen.

Dabei gibt es ja Finanzierungsmodelle. Sie funktionieren nur nicht so gut, wie die Narren es sich vorstellen. Vereinsmitglieder verkaufen an Ständen Getränke. Außerdem setzten die Organisatoren viel Hoffnung in die passenden Fasnet-Pins zum Umzug. Doch obwohl bei schönem Wetter gerne mal einige tausend Besucher die Kornwestheimer Straßen während des närrischen Großereignisses säumen, verkaufen die Vereine weniger der 2-Euro-Anstecker als sie müssten. Im vergangenen Jahr organisierte der Fasnet-Ausschuss in Zusammenarbeit mit der Stadt außerdem eine weitere Einnahmequelle: Nicht-Narrenvereins-Stände, die während des Umzugs am Streckenverlauf beispielsweise Glühwein verkauften, wurden mit je 50 Euro zur Kasse gebeten. Dafür gab es nicht nur Verständnis, sondern auch Kritik, beispielsweise von Anrainer-Geschäften. So oder so reichten die Einnahmen am Ende wieder nicht aus.

Und dann ist da noch die Stadt Kornwestheim selbst. Auch von dieser Seite aus würden sich die Narren über mehr Unterstützung freuen. Schlichte Kostenübernahmen wird es wohl nicht geben. Im Gegenteil: Der Gemeinderat hat ja eine großangelegte Haushaltskonsolidierung angestoßen, Kornwestheim will Millionen sparen. Die Verwaltung baut Kosten ab, auch andere Vereine müssen auf Zuwendungen verzichten.

Der Rathaussturm wird an die Nageltür verlegt

Immerhin: die Stadt trägt weiterhin 55 Prozent der so genannten Regiekosten für den Umzug, also beispielsweise den Auf- und Abbau von Absperrungen am Wegesrand über den Bauhof; wenn es auch einmal 66 Prozent waren. Dass man an anderen Stellen den Narren organisatorisch zur Seite steht, betont die städtische Pressesprecherin Eva Wiedemann. Beispielsweise habe die Verwaltung im vergangenen Jahr über Homepage, Facebook-Seite und per Pressemitteilung auf den Pinverkauf hingewiesen. „Auch beim Rathaussturm wurde dem Wunsch des Ausschusses Folge geleistet und der Sturm an die Nageltür des Rathauses verlegt“, ergänzt sie. So seien Kosten gespart worden für Straßenabsperrungen. „Weiterhin unterstützen Mitarbeiter des Gemeindevollzugdienstes ohne Kosten die Verkehrssicherheit beim Rathaussturm“, sagt sie zu der anderen wichtigen närrischen Veranstaltung.

Dennoch befürchten die Fasnets-Freunde eher weiter steigende Kosten. Vielleicht müssen sie in Zukunft – was von Entscheidungen des Stadtausschusses für Sport- und Kultur abhängt – künftig zusätzliche Rot-Kreuz-Kosten tragen. Vielleicht könne ja die Feuerwehr bei der Absperrung der Straßen helfen, schlägt Türk vor. „Das ist rechtlich nicht möglich“, erwidert Wiedemann. „Die Feuerwehr darf das nur im Notfall.“ Es sei natürlich schade, wenn eine so lange Tradition nun verändert werden muss, sagt die Sprecherin. Um so mehr freue es die Stadt, dass der närrische Umzug immerhin alle zwei Jahre stattfinden solle. Und in Zukunft? „Wenn es gelingt, die Finanzierung sicherzustellen, reden wir bestimmt im Ausschuss auch wieder über jährliche Umzüge“, sagt Türk. Er betont: „Karneval ist nicht nur Spaß. Er kann auch knallharte Arbeit sein.“