Das Areal aus der Luft. Foto: Archiv/Kuhnle

Die Planungen für die umstrittenen Gebäude können weiter gehen.

Kornwestheim - Die vielen Zuhörer, die in den (viel zu) kleinen Sitzungssaal im Rathaus gekommen waren, zogen enttäuscht von dannen. Mit deutlicher Mehrheit und gegen die Stimmen der zwei Freie-Wähler-Stadträte hat sich der Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstagabend dafür ausgesprochen, das Bauvorhaben Rothackerhof voranzutreiben. Zwischen Mühlhäuser Straße und Wiesengrund will die Firma Pflugfelder Immobilien neun Mehrfamilienhäuser mit 75 Wohnungen errichten. Die Stadträte folgten damit der Empfehlung der Stadtverwaltung, die sich auch für das Bauvorhaben ausgesprochen hat.

Ursprünglich wollte der Investor zehn Häuser bauen. Dass es nunmehr noch neun sein sollen, sei ein „tragfähiger Kompromiss“, sagte Baubürgermeister Daniel Güthler, der darauf verwies, dass Pflugfelder nicht nur Eigentumswohnungen schaffe, sondern per städtebaulichem Vertrag verpflichtet werde, knapp 20 Prozent der Wohnungen preisgünstig zu vermieten und sich finanziell am Bau eines Kindergartens zu beteiligen. Zudem zahlt das Ludwigsburger Unternehmen für die Errichtung von 23 Stellplätzen nordwestlich des Kreisels an der Mühlhäuser Straße, an der allerdings auch zehn Parkplätze an anderer Stelle wegfallen. Güthler betonte, dass die Stadt es als ihre Aufgabe ansehe, Bauflächen auszuweisen. „Wir gehen dabei nicht an die Maximalgrenzen.“

Ein von Pflugfelder in Auftrag gegebenes Gutachten zeige, dass das Areal entgegen landläufiger Meinung fürs Klima in der Stadt keine Bedeutung habe, sondern lediglich für die unmittelbare Nachbarschaft. Durch die auf dem Gelände befindliche Scheune und mehrstöckige Häuser am westlichen Rand sei das Areal schon jetzt von Windeinflüssen geschützt. Der Wind nutze eher die Mühlhäuser Straße als Schneise.

Im städtebaulichen Vertrag soll Pflugfelder auch verpflichtet werden, für eventuell auftretende Schäden durch Veränderungen im Grundwasserspiegel aufzukommen. Um bei Starkregen Überschwemmungen zu verhindern, wird im Bereich der Tiefgarage ein Behälter eingebaut, der Wasser – quasi als Puffer – aufnehmen soll. Zudem, so kündigte Güthler an, stelle die Stadt im südwestlichen Bereich ein Areal als Überflutungsfläche zur Verfügung, das in den 1970er-Jahren als Baugrundstück für einen Kindergarten ausgewiesen worden war.

Der Baubürgermeister räumte ein, dass mehr Verkehr auf die Mühlhäuser Straße zukommen werde. Er geht von 420 Fahrten zusätzlich pro Tag aus. Das könne die Straße aber verkraften.

Der Verkehr ist der Grund dafür, dass die Freien Wähler Nein zu den Plänen sagen. „Das wird katastrophal“, kündigte Stadtrat Klaus-Dieter Holzscheiter an, und Fraktionskollege Markus Kämmle verlangte, dass der Investor pro Wohnung zwei Stellplätze nachweisen muss. Das werde das Bauen verteuern, mahnte Güthler.

Alle anderen Fraktionen befürworten die Pläne, teils aber mit Bauchschmerzen, wie beispielsweise Thomas Ulmer, Vorsitzender der Fraktion Grüne/Linke, sagte. Es sei ihnen nicht leicht gefallen, Ja zu sagen zur Versiegelung einer so großen Grünfläche. Aber auf der anderen Seite fehle es einfach an Wohnraum in der Stadt.

Es sei ein „Kompromiss im Sinne der ganzen Stadt“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz. Für die Sozialdemokraten sei wichtig, dass auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen werde. Von einem „erheblichen sozialen Pfund“ sprach Hans Bartholomä (CDU), der einen „gelungenen städtebaulichen Entwurf“ in den Plänen erkennt. Er hob hervor, dass die Stadt durch das Einbringen des Areals, das für einen Kindergarten vorgesehen sei, Gemeinbedarfsfläche opfere.

All das mochte die Anwohner, die in der Sitzung kein Rederecht hatten, aber nicht überzeugen. Sie warten nun darauf, dass ein Entwurf des Bebauungsplans verabschiedet wird, um den unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls dagegen juristisch vorzugehen.