Die Polizei hat ihre städtische Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2020 vorgestellt.
Kornwestheim - Michael Neuweiler findet deutliche Worte: Der Leiter des Kornwestheimer Polizeireviers spricht von einer „unschönen Entwicklung“ in Sachen städtischer Kriminalität. Im Gemeinderat stellte Neuweiler am Donnerstag die aktuelle Kriminalitätsstatistik vor, sprach von einer Steigerung von rund acht Prozent, was die Straftaten im Stadtgebiet angeht. In absoluten Zahlen: 2019 gab es in Kornwestheim 1690 Delikte (davon 61,1 Prozent aufgeklärt), 2020 waren es 1818 (Aufklärungsquote: 63,1 Prozent). Auch im Fünf-Jahres-Zeitraum gesehen ist die Zahl gestiegen.
Die Schwerpunkte
Vor allem im Bereich Stadtmitte (792 Delikte), am Bahnhof (262) und im Wohngebiet östliche B 27 (280) hat die Polizei Schwerpunkte ausgemacht. Im Wohngebiet östliche B 27 nahm die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr stark zu (plus 80 Delikte). Auch im von Kornwestheim verwalteten Teil Pattonvilles gab es mehr Straftaten, 75 waren es, 22 mehr als im Vorjahr. Im Industriegebiet Nord kam es 2020 zu 46 Straftaten, im Gewerbegebiet Wilkin 77 zu 31 Straftaten, im „nördlichen Bereich“ Kornwestheims waren 38 und im Autokino, das separat betrachtet wird, gab es drei Delikte.
Die Tatverdächtigen
903 Tatverdächtige haben die Polizeibeamten in Kornwestheim ermitteln können, 390 davon nichtdeutscher Herkunft. 221 (24 Prozent) der möglichen Täter waren weiblich. 224 der Tatverdächtigen waren unter 21 Jahre alt, darunter 35 Kinder (vier Prozent). Neuweiler wies darauf hin, dass Tatverdächtige, die mehrfach in Erscheinung traten, nur einmal in der Statistik auftauchen.
Die Straftaten
Diebstähle gab es 2020 insgesamt 411, nur wenige mehr als im Vorjahr wobei die Zahl der Wohnungseinbrüche, die darunter fällt, (2020: 21, 2019: 11) gestiegen ist. Neuweiler wies auf die hohe Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte hin, die etwa in Pattonville zu Buche schlugen. Diese Zahl, darunter fallen auch Telefonbetrug und Cyber-Verbrechen, stieg von 290 im Jahr 2019 auf 340 an. Die Zahl der „Rohheitsdelikte“, darunter Körperverletzungen und Raub, stieg von 363 auf 376. Sorge bereitete Neuweiler hierbei die Zunahme von häuslicher Gewalt. Die Zahl solcher Fälle stieg von 69 auf 106 an. Die Zahl der Drogendelikte blieb mit 162 etwa auf dem gleichen Niveau. Die Fälle von Straßenkriminalität – sie umfasst ebenfalls etwa Körperverletzungen, aber auch Exhibitionismus oder Diebstahl im öffentlichen Raum – stieg um 92 auf 346.
Gründe für die Entwicklung
Der Revierleiter hatte auch einige Erklärungsansätze für das Mehr an Straftaten. Die Corona-Entwicklung spiele natürlich eine Rolle, etwa im Bereich der häuslichen Gewalt. „Zukunftsängste, Kurzarbeit, Home Office“, das setze die Menschen unter Druck. Eine Welle von Cyber-Delikten habe im vergangenen Jahr die Region heimgesucht, erläuterte er zudem. Und: Weil in Ludwigsburg und Stuttgart weniger Abendveranstaltungen stattfanden, habe sich ein Teil der Straftaten in die umliegenden Kommunen verlagert, hat er beobachtet.
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