Sally Grayson empfängt in ihrem Atelier im Alten Dorf. Dort arbeitet auch ihr Mann Markus Merkle. Foto: Birgit Kiefer

Mit Sally Grayson kommt auch ein Stück Kornwestheim ins Fernsehen: Die Künstlerin, die bei „Voice of Germany“ antritt, hat hier ihr Atelier.

Kornwestheim - Kornfelder und eine darüber hin- und herflitzende Schwebfliege – bei diesem alltäglichen Anblick wachten die Kornwestheimer Zuschauer der Sat.1-Castingshow „Voice of Germany“ am Sonntagabend vermutlich noch nicht auf. Aber dann: Das war doch gerade die Martinskirche? Und das ist der Brunnen davor mit dem Antlitz von Philipp Matthäus Hahn. Und für alle, die es immer noch nicht verstanden hatten: als Sahnehäubchen obenauf erschien als letzter, unzweifelhafter Hinweis auf den Monitoren das gelbe Schild mit dem Kornwestheim-Schriftzug: Ortsbesuch des Fernsehens bei Sally Grayson, die am Donnerstagabend vergangener Woche dank ihrer starken Stimme die nächste Runde in dem Fernsehformat erreicht hat. Sie öffnet in dem Trailer ein altes Holztor, überwuchert von Efeu und lädt ein, ihre Familie kennen zu lernen.

Die Amerikanerin aus Michigan überzeugte mit ihrer Gesangseinlage – einer rockigen Version von „The Lovecats“ von The Cure – drei der vier Coaches von The Voice of Germany und hatte die freie Wahl, zu welchem Team sie für die weitere Show gehören wolle. Die 40-Jährige entschied sich für Michi und Smudo von den Fantastischen 4. In Kornwestheim lebt sie allerdings nicht, auch wenn bei der Ausstrahlung der Eindruck entstehen konnte. Mit Mann und ihren siebenjährigen Zwillingen ist sie schon vor einer Weile von Stuttgart nach Winzerhausen gezogen. Aber in jener Stadt, um die herum Kornfelder liegen und in der die markante Dorfkirche steht, haben sie und Markus Merkle, ihr Gatte, ihr Atelier. Fast untergegangen ist bei der Kandidatenvorstellung nämlich, dass die 40-Jährige nicht nur genial singen kann, sondern auch Kunst macht. Derzeit beschränkt sich diese vor allem auf Collagen, weil, wie sie sagt, „das auch zwischenrein beim Wäschewaschen geht“. Seit die Kinder da sind, ist nicht mehr so viel Zeit verfügbar. Die wird schließlich auch dringend benötigt für die musikalischen Projekte der Winzerhäuserin, die seit ihrem 15. Lebensjahr Gitarre spielt. Beim Blick ins Atelier, eine alte Scheune im Alten Dorf von Kornwestheim, haben die Kameras sie für die Einspielung auch kurz beim Collagieren festgehalten. Die Künstlerin übernimmt beispielsweise Aufträge für Buch- oder CD-Cover. Die CD für die Stuttgarter Band Black Swift hat sie gestaltet, mit einer eigenen Collage zu jedem Song auf der kleinen Scheibe. Kein Wunder: Black Swift ist ihre eigene Combo, bei der Sally Grayson singt und Gitarre oder auch mal Akkordeon spielt. Die Songwriterin der Truppe ist sie zudem.

Die Scheune, in der das Künstlerpaar arbeitet, ist zugig und vollgestopft mit Kunst und Krempel. Auf Sallys Arbeitstisch stapeln sich aus alten Zeitschriften, auf Flohmärkten zusammengesammelt, herausgeschnittene Köpfe, Augen, Blumen, ein wildes Sammelsurium wie aus einem surrealistischen Traum. Markus Merkle kreiert grafische Werke, bei denen er aktuell mit Schwarz auf weiß auskommt, aber auch skurrile Objekte, die aus Fundstücken zusammengefügt scheinen. Er hat gerade den mit 10 000 Euro dotierten Hannes-Burgdorf-Preis gewonnen, was den beiden Künstlern etwas Luft verschafft.

Sally Grayson hat in Minnesota Malerei studiert, Merkle in München Bildhauerei bei Olaf Metzel. Kennen gelernt hat sich das kreative Paar in Indien, wohin Sally Grayson gezogen ist, um für eine Hilfsorganisation die medizinische Versorgung mittelloser Menschen zu verbessern. Statt wie geplant drei Jahre dort zu bleiben, folgte sie nach einigen Monaten Markus Merkle nach Deutschland.

Den Auftritt bei The Voice sieht Sally Grayson als riesen Chance. Talentscouts hatten bei ihr angefragt, ob sie bei der Castingshow mitmachen möchte. „Ich habe es eigentlich nicht so mit Popmusik, aber mir wurde versprochen, dass ich authentisch bleiben kann. Das ist mir wichtig“, begründet sie ihre Zusage. Authentisch kam sie auch bei den Blind Auditions, bei denen die Jurymitglieder die Sänger zunächst nur hören, sie aber nicht sehen, rüber. Neben dem Team Fanta hätten auch Andreas Bourani und Samu, der finnische Sänger von Sunrise Avenue Sally Grayson unter ihre Fittiche genommen. Samu versprach sogar genau das, was sich die Winzerhäuserin von der Sendung erhofft: „Du brauchst nur eine kleine Fahrstuhl, und mit diese kleine Fahrstuhl du kannst eine schöne Reise machen – zu den Penthouse“, und den Fahrstuhl gebe es in seinem Team. Grayson hofft genau auf diesen kleinen Anstoß, um ihre Fangemeinde zu vergrößern. Sie entschied sich allerdings nicht für Samu, sondern für Fanta 4. Eine gute Wahl? Die folgenden Sendungen werden es zeigen.