Die fleißigen Naturschützer auf der neu errichteten Mauer (von links): Horst Allgaier, Ottmar Funk, Isabel Braun, Frank Lehmann, Thomas Roll. Foto: Peter Meuer

Naturschützer haben in Pattonville aus Steinen des alten Johannesgemeindehauses eine Trockenmauer als Biotop gebaut.

Alte Steine sind nicht immer völlig eben, sie gleichen sich in Höhe und Breite nicht auf den Millimeter. Sie haben auch mal Risse, bröckeln hier und da. Wenn sie aneinandergefügt und aufeinander gesetzt werden, dann entstehen Lücken und Vertiefungen und manchmal richtige Mini-Höhlen.

Aus Sicht kleiner Tiere sind diese Unvollkommenheiten ideal, um sich zu verkriechen, zu überwintern, sich niederzulassen. Ganze Wagenladungen voller alter Steine hatte die evangelische Kirchengemeinde Kornwestheim übrig, nachdem sie vor gut vier Jahren ihr Johannesgemeindehaus abreißen ließ. So führte dann eines zum anderen: Aus Steinen, die die Protestanten bereit stellten, bauten Kornwestheimer Naturschützer in Eigenarbeit nun eine lange Trockenmauer – als Biotop am Pattonviller Flugplatz.

Preisgünstiges Projekt

Mitglieder der Vereine des Dachverbands für Natur und Umwelt Kornwestheim griffen in den vergangenen Monaten regelmäßig frühmorgens – mittags wird es auf dem Gelände oft sehr heiß – zu Schubkarre, Schaufel und allerlei Werkzeugen mehr. Sie schnitten Steine zu und setzten diese, begradigten die Böschung, füllten mit Schotter auf. Neben den Ehrenamtlichen der Mitgliedsvereine (zum Dachverband gehören Bürgerverein, die Ortsgruppe des Naturschutzbundes, die Ökologiegruppe und der Schwäbische Albverein) halfen auch Flieger mit, die in der Flugbetriebsgemeinschaft Pattonville organisiert sind. Frank Lehmann, ihr Vorsitzender, begradigte etwa mit dem Bagger die Böschung, an der die Mauer entstand.

Ihr oft sandsteiniges Weiß und Beige erinnern noch an das Johannesgemeindehaus. Doch statt Mitgliedern der Kirchengemeinde sollen hier nun eben andere Gäste einziehen. „So genau weiß man natürlich nicht, wie viele und welche Tiere ein solches Habitat annehmen“, sagt Ottmar Funk von der Ökologiegruppe Kornwestheim. Aber, so führen er und Horst Allgaier vom Bürgerverein aus: Man hofft auf Eidechsen, etwa Zauneidechsen, eventuell auf Blindschleichen – und auf Amphibien, auf Kröten und Frösche, die in der Mauer gut überwintern könnten.

Auch für die Flieger eine „tolle Sache“

Die Planungen für die Mauer begannen schon vor Jahren, doch als die Naturschützer los legen wollten, kam Corona dazwischen. Zwei Jahre lang lag das Projekt mehr oder weniger auf Eis, bevor die Ehrenamtlichen dann im Frühjahr dieses Jahres ernst machten. Gekostet hat das ganze Projekt dabei kaum etwas – vor allem dank der evangelischen Kirchengemeinde. „Ein paar Liter Diesel haben wir natürlich verfahren“, sagt Frank Lehmann schmunzelnd. Und Horst Allgaier berichtet, dass er dann und wann Vesper für die Helfer sponserte. Generell sei aber quasi kein Geld in die Mauer geflossen.

Ein paar letzte Handgriffe sind noch zu tun, so wollen die Naturschützer Blumen über der Mauer aussähen. Einzugsbereit ist das Luxus-Resort für Amphibien und Reptilien aber nun.

Übrigens steht es nicht ohne Grund am Flugplatz Pattonville – und dort auf Stuttgarter Gemarkung. Schon seit Jahrzehnten gibt es hier auf dem Areal, auf dem früher amerikanische Pioniere arbeiteten, Naturschutz-Projekte. Die Stadt Stuttgart ließ beispielsweise einen Weiher anlegen, als Ausgleichsmaßnahme für das Katharinenhospital. „Der Bereich hier muss frei bleiben, das ist ein Sicherheitsbereich“, sagt Frank Lehmann, „wegen des Flugbetriebs.“ Deswegen sei dort Raum für die Natur und Projekte wie die Trockenmauer. „Auch für uns Flieger ist das eine tolle Sache“, betont er.