Doppelter Beginn: für die Studierenden und für Kornwestheim als Hochschulstandort. Foto: Werner Waldner

Die Knowledge Foundation der Hochschule Reutlingen hat ihren Betrieb auf dem Salamander-Areal in Kornwestheim aufgenommen

Kornwestheim - Einer solchen Begrüßung haben sich andere Erstsemester vermutlich nicht erfreuen dürfen. Der Treppenaufgang war mit goldenen Konfetti gesäumt, Luftballons wiesen den Weg zur Begrüßung im ersten Obergeschoss, Häppchen wurden gereicht und die Oberbürgermeisterin des neuen Hochschulstandorts schaute auch noch vorbei. Gestern starteten die Studenten des neuen Bildungsgangs „Science Digital Engineering & Management“ der zur Hochschule Reutlingen gehörenden Stiftung Knowledge Foundation mit ihrer wissenschaftlichen Ausbildung auf dem alt-ehrwürdigen Salamander-Areal. Zur großen Universitätsstadt langt es für Kornwestheim allerdings noch nicht. Lediglich acht Studenten konnten gestern begrüßt werden. Die Corona-Pandemie hat im Vorfeld einiges durcheinandergebracht, sodass sich weniger Studenten als erwartet für den Studiengang eingeschrieben haben.

Aber die wenigen durften sich gestern großer Wertschätzung erfreuen. Oberbürgermeisterin Ursula Keck bot den jungen Studenten sogar an, sie einmal höchstpersönlich durch Kornwestheim zu führen. Zunächst aber machte sie den acht Studenten deutlich, an was für einem geschichtsträchtigen, gleichwohl aber auch zukunftsweisenden Ort sie ihr Studium aufnehmen. Das Areal stehe symbolisch für den Aufschwung der Stadt Kornwestheim, für das Wachsen eines Unternehmens von einer kleinen Werkstatt hin zu einer Weltfirma, aber auch für den Niedergang des Betriebs. Die Geschichte der Firma Salamander verdeutliche, dass Unternehmen immer mit der Zeit gehen müssten. Die Oberbürgermeisterin wünschte den Erstsemestern, dass sie in ihrem Berufsleben erkennen, wann Veränderungen notwendig sind, und dass sie, um die umzusetzen, auch die Mitstreiter finden. Informationsmappen und eine Kornwestheim-Tasse gab’s gratis zu den aufmunternden Worten, und vermutlich hätte manch ein Erstsemester gerne gleich ein Seminar bei der Oberbürgermeisterin belegt.

Straffer Stundenplan

Aber das ist im Stundenplan nicht vorgesehen. Da geht’s um Themen aus den Bereichen Informatik, digitale Wirtschaft und digitales Ingenieurwesen – eine Mixtur, die laut Prof. Jochen Brune von der Knowledge Foundation gut fürs Berufsleben rüstet. Das Studium werde nicht die Frage beantworten können, wie die Zukunft aussieht. „Wer Ihnen das sagt, dem glauben Sie nicht. Es kommt ganz anders“, gab Brune den Erstsemestern mit auf den Weg. Die verschiedenen Dozenten stellten sich den Studierenden gleich gestern vor – teils persönlich bei der Begrüßungsveranstaltung, teils über Video.

In den vergangenen Wochen hatte die Hochschule die Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss von Bau 10 für den Studienbetrieb hergerichtet. Über 600 Meter Kabel wurden verlegt, um den Lehrenden und Lernenden ein möglichst leistungsstarkes W-Lan zur Verfügung stellen zu können. Technisches Equipment ist angeschafft worden, sodass gleich morgen mit den Vorlesungen begonnen werden kann. Heute und in der kommenden Woche geht’s unter anderem um Lerntechniken und wissenschaftliches Arbeiten, um Mathematik, Englisch und Engineering Mechanics.

Das Privileg, die ersten Studenten auf dem Salamander-Areal zu sein, haben die acht jungen Leute allerdings nicht. In den vergangenen Wochen nutzten Masterstudenten von Aldi Süd die Räumlichkeiten. Sie haben den Studiengang „International Retail Management“ belegt. Und auch das Oktett von „Science Digital Engineering & Management“ kann sich nicht ganz auf die wissenschaftliche Ausbildung konzentrieren. Sie alle absolvieren ein duales Studium, das heißt, sie verbringen nur einen Teil ihrer Ausbildung an der Hochschule, arbeiten aber ansonsten in Unternehmen.

Mehr Studierende 2021

Sechs Betriebe haben für ihre Nachwuchskräfte Plätze an der Knowledge Foundation auf dem Salamander-Areal belegt: MHP, Stadtwerke Ludwigsburg/Kornwestheim, Alcatel Lucent Enterprise, Lapp Kabel, Dürr und Roche. Fürs kommende Jahr, so Geschäftsführer Daniel Geigis, haben schon weitere Unternehmen einen Platz gebucht. Unter anderem Bosch, Kärcher, Mann + Hummel, Usu, WGV und Siemens wollen ihre Dualen Studenten nach Kornwestheim schicken. Und auch die Stadtverwaltung Kornwestheim hat sich einen Platz gesichert, sodass der nächste Jahrgang auf jeden Fall größer wird. Es gebe, sagt Daniel Geigis, Kapazitäten für 20 bis 30 Studenten.