Im Jahr 2004 ging es mit der „Netten Toilette“ erstmalig los: Klaus Albrecht (links), Besitzer des Fino in Kornwestheim, stellte damals seine Restauranttoiletten zur Verfügung. Jens Bartmann vom Bund der Selbstständigen war beim Fototermin mit dabei. Foto: Archiv/factum

Lokale öffnen ihre Sanitäranlagen für alle: Das Projekt war eingestellt worden. Bald lebt es wieder auf.

Kornwestheim - Klaus-Dieter Holzscheiters Mission ist klar umrissen: Der Freie-Wähler-Stadtrat setzte sich in den vergangenen Jahren immer wieder dafür ein, dass Kornwestheim mehr und bessere öffentliche Toiletten bekommt. Gerade jetzt in Corona-Zeiten sei es besonders schwierig, irgendwo seine Notdurft zu verrichten, teilte Holzscheiter unlängst wieder im Gemeinderat seine Bedenken mit. „Wo doch alles zu hat.“

Nicht allein deswegen, aber wohl auch wegen Holzscheiters regelmäßigen Mahnungen hat die Verwaltung nun einen Schritt geplant, um die Toiletten-Situation in der Innenstadt zu verbessern. Ja, es stimmt, man wolle die „Nette Toilette“ wieder ins Leben rufen, bestätigt Lisa Herfurth von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt. „Die Stabstelle Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing hat sich des Themas angenommen, ein neues Konzept erarbeitet und befindet sich momentan in der Akquise von Unternehmen“, erläutert sie.

Die Idee hinter der „Netten Toilette“ ist dabei eigentlich ziemlich einfach: Örtliche Lokale und Geschäfte erklären sich bereit, auch für Spaziergänger und Passanten, die nicht bei ihnen einkaufen, ihre Sanitäranlagen bereitzustellen – und symbolisieren das mit einem Aufkleber. Von der Stadt erhalten sie dafür monatlich eine Aufwandsentschädigung.

„Wir sind aktuell mit der Bäckerei Siegel in Kontakt“, erklärt Eyleen Dellori aus der Stabstelle. Insgesamt sollen drei bis vier Unternehmen an neuralgischen Punkten im Stadtgebiet als Kooperationspartner gefunden werden. „Zu den bereits bestehenden öffentlichen Toiletten im Hirschgarten, dem Alfred-Kercher-Bad, in der Bahnhofsunterführung und dem Rathaus können wir dann ein breit gefächertes Angebot zur Verfügung stellen“, ist Dellori überzeugt.

Die „Nette Toilette“ hat übrigens in Kornwestheim eine gewisse Tradition, es gab das Projekt nämlich bereits etliche Jahre. Schon 2004 hatte es der damalige Stadtmarketingverein mit angeregt, wie sich Jens Bartmann erinnert, der seinerzeit auch Vorsitzender des Bundes der Selbstständigen in Kornwestheim war und die Idee in anderen Städten wahrgenommen und für gut befunden hatte.

Vor einigen Jahren wurden die „Netten Toiletten“ dann allerdings in Kornwestheim erst einmal wieder abgeschafft. Der Grund war schlichtweg das Geld. Das Projekt kostete die Stadt zwar zuletzt pro Jahr nur etwa 6000 Euro jährlich – für die Lizenzgebühren, vor allem aber für die Aufwandsentschädigungen, die die teilnehmenden Betriebe erhalten haben. Aber bekanntermaßen strengte Kornwestheim ab 2014 einen intensiven Sparprozess an, dem auch die „Netten Toiletten“ zum Opfer fielen.

Jens Bartmann findet es positiv, dass das Projekt nun wieder aufgenommen wird. Mehr noch: „Es ist eine Notwendigkeit, das wieder anzubieten“, ist er überzeugt. Er selbst ärgert sich regelmäßig über die „Wildpinkler“ im Stadtgebiet, das „Gängle“ hinter seinem eigenen Fotogeschäft bezeichnet Jens Bartmann gar als die „größte Pipi-Ecke Kornwestheims“.

Die Stadtverwaltung jedenfalls freut sich über Unternehmen, die mitmachen wollen und Kontakt aufnehmen, um ins Gespräch zu kommen. Wann es – wieder – losgehen könnte mit der „Netten Toilette“? „Sobald sich Interessenten gefunden haben, kann das Projekt umgesetzt werden“, sagt Dellori.