Der Prozess vor dem Amtsgericht Ludwigsburg wird fortgesetzt. Foto: picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Ein Ehepaar ist der gewerbsmäßigen Hehlerei angeklagt.

Kornwestheim - Wie kommt bei der Firma Weckerle in Eislingen an der Fils gestohlene Kosmetik in die Wohnung eines Kornwestheimer Ehepaares? Der 28-Jährige und seine zwei Jahre ältere Ehefrau sind vor dem Amtsgericht in Ludwigsburg der gewerbsmäßigen Hehlerei angeklagt. Sie werden beschuldigt, hochwertige Lipgloss, Lippenstifte und Make-up im Wert von 9000 Euro in den ersten beiden Monaten des vergangenen Jahres über Facebook zum Kauf angeboten zu haben. Zudem soll das Paar am 18. Januar 2019 auf einem Parkplatz an der Rosensteinstraße in Kornwestheim Diebesgut verkauft haben.

Türkisches Viagra sichergestellt

Für den Diebstahl kommen der 28- und die 30-Jährigen wohl nicht in Frage. Da steht ein Mann aus Schorndorf in Verdacht, in dessen Lager die Kosmetika zwischengelagert worden waren. Das Ehepaar hatte über eine Kleinanzeigenplattform Kontakt aufgenommen und sich sein Lager angeschaut. Es kam zu einem Gespräch über, wie es der Angeklagte formulierte, „Restposten“ an Markenkosmetik. Der Schorndorfer habe ihm Kosmetik für seine Frau „schmackhaft gemacht“, so der 28-Jährige. Er kaufte, und zwar reichlich. In der Wohnung hätten sich die Kosmetik-Boxen nur so gestapelt und die Versandtaschen zum Verkauf schon bereit gelegen, schilderte ein als Zeuge geladener Polizeibeamter, der bei der Wohnungsdurchsuchung dabei war. Sichergestellt worden sei auch türkisches Viagra, das für den EU-Markt nicht zugelassen ist.

Auf die Schliche gekommen sind die Ermittler den beiden Kornwestheimern, weil zwei Beschäftigte der Firma Weckerle die gestohlene Kosmetik als Online-Bestellware entdeckt hatten. „Es war Ware dabei, die vier bis fünf Wochen vorher bei uns produziert wurde“, so eine 53-Jährige als Zeugin. „Es war definitiv Ware aus unserem Haus.“ Sie informierte den Personalchef des Unternehmens, der seinerseits die Polizei einschaltete. Die Weckerle-Mitarbeiterinnen fragten derweil bei den Anbietern nach, woher die Ware stamme. „Aus einer Geschäftsauflösung“, lautete die Antwort aus Kornwestheim.

Früherer Polizist spielt den Käufer

Neben der Polizei nahm sich auch der 73 Jahre alte Weckerle-Werkschutzbeauftragte des Falles an. Der ehemalige Kripo-Beamte bat seine Frau, sich als interessierte Käuferin auszugeben. Es gelang ihm, einen Scheinkauf in Kornwestheim zu tätigen. Beim zweiten Mal war die Polizei dabei und die Falle schnappte zu.

Zu einem Urteil ist es vorm Amtsgericht in Ludwigsburg noch nicht gekommen, ein Fortsetzungstermin auch noch nicht benannt worden. Das Gericht will zunächst Informationen über den Schorndorfer Händler einholen, der auch im Verdacht steht, die Kosmetika gestohlen zu haben. Der Verteidiger des 28 Jahre alten Ehemanns versprach dem Richter: „Im Verfahren gegen den Dieb bringe ich Ihnen dann den Kronzeugen.“