Euronics schließt Ende August. Foto:  

Euronics schließt, auch das Ladenlokal vom Schuhgeschäft Schantz war zur Vermietung ausgeschrieben.

Kornwestheim - Sie wären wohl noch einige Zeit über die Runden gekommen, sagt Heiko Liebscher. Doch am Ende sprachen einfach zu viele Gründe für ihre Entscheidung, das Fachgeschäft für Elektroartikel und Haushaltsgeräte in der Güterbahnhofstraße zu schließen. Die Gewinnmargen werden immer geringer, die Leute vergleichen fortlaufend im Internet und erwarten die niedrigsten Preise auch vom Fachhändler ums Eck. Selbst die Geschäfte der eigenen Genossenschaft unterbieten sich gegenseitig mit niedrigen Preisen. Und qualifiziertes Personal? Das zu finden und halten, sei noch dazu schwierig. „Stattdessen stehen wir dann sechs Tage die Woche hier, bei acht oder zehn Tagen Urlaub im Jahr“, sagt Liebscher.

Leicht hätten sie es sich nicht gemacht. „Man hängt ja schon daran, wenn man einen Laden aufgebaut hat. Und dennoch: Ende August werden Liebscher und sein Partner Olaf Peters ihr Euronics-Fachgeschäft in der Güterbahnhofstraße dichtmachen. Im Jahr 2011 hatten sie das Geschäft von Walter Bendak in der Christofstraße übernommen, 2014 noch vergrößert, indem sie das Geschäft in die Gewerbeeinheit in der Güterbahnhofstraße verlegten.

„Wir suchen uns nun Jobs, wollen in Angestelltenverhältnisse“, berichtet Liebscher. Er betont, dass die Garantieleistungen der bei ihm gekauften Geräte natürlich von den Herstellern erfüllt würden.

Euronics ist nicht der einzige Kornwestheimer Laden in der Innenstadt, der dieser Tage aufhört. Auch das Bekleidungsgeschäft Mode-Fee an der Ecke Stuttgarter Straße/Zeppelinstraße hat vor wenigen Tagen seine Pforten geschlossen. Die Geschäftsinhaberin hat aus Altersgründen geschlossen.

Außerdem waren die Gewerbeflächen vom Schuhhaus Schantz zwischenzeitlich auf einer Immobilienbörse im Internet zur Vermietung ausgeschrieben. Geschäftsinhaber Andreas Schantz mag sich auf Nachfrage unserer Zeitung aber zu einer Schließung des Traditionsgeschäftes offiziell nicht äußern.

Kornwestheims Erster Bürgermeister Dietmar Allgaier, zuständig für die Wirtschaftsförderung in der Stadt, bedauert die sich abzeichnende Entwicklung. „Das ist äußerst schade“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Sortimentsvielfalt der City sinke damit. Die Wirtschaftsförderung werde wie in der Vergangenheit auch das Gespräch mit den Eigentümern der Immobilien suchen und die Hilfe der Stadt anbieten. Ziel sei es ein Sortiment zu finden, das zu Kornwestheim passe.

Dass es nicht leicht wird, Nachfolger zu finden, das weiß Allgaier nur zu gut. Der Erste Bürgermeister ist auch Geschäftsführer der Städtischen Wohnbau, und in dieser Funktion hat er nach einer Nachfolge-Lösung für die „Mode-Fee“ im Welle-und-Woge-Haus suchen müssen. Es sei nicht leicht gewesen, einen Mieter zu finden, berichtet Allgaier. Nunmehr wird ein Tochterunternehmen der Stadt in die Räumlichkeiten einziehen. Die Stadtwerke Ludwigsburg/Kornwestheim eröffnen dort ein Service-Center, um die eigenen Produkte zu vermarkten. Dem Thema Innenstadt will sich Dietmar Allgaier mit seinem Team nun jedenfalls verstärkt widmen. Das war ohnehin vorgesehen, weil der Stadt die Aufgaben zufallen, die bis dato der Stadtmarketingverein erfüllt hat. Der hat sich aber aufgelöst. „Wir geben die Innenstadt nicht auf“, betont Allgaier. Man fühle sich auch den Kunden verpflichtet, die die kurzen Wege zu schätzen wüssten und ihre Einkäufe in der Kornwestheimer Innenstadt erledigen wollten.

Jens Bartmann sieht die Entwicklung mit Sorge. Er ist nicht nur Vorsitzender des Bundes der Selbstständigen Kornwestheim, sondern selbst Innenstadthändler – er betreibt das Fotofachgeschäft Ringfoto Bartmann in der Bahnhofstraße. Das lokale Fachgeschäft ohne Internethandel habe es heute doppelt so schwer, sagt Bartmann. Der Satz „All business is local“, also aller Handel, alles Geschäft ist lokal, der stimme heute einfach nicht mehr. Was in Kornwestheim gerade passiere, sei darüber hinaus generell nicht gut für den Branchenmix. Generell sei es schwierig, dem Leerstand entgegenzuwirken, sagt der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen. „Und ich habe Angst vor weiterem Leerstand.“ Richtig gut ließen sich heute aber nur noch große Gewerbeeinheiten – ab 400 Quadratmetern – mit entsprechenden Parkmöglichkeiten vermarkten, so Bartmann weiter.

Konkrete Lösungen zu finden, um den Leerständen in der Innenstadt – unter anderem steht seit Jahren schon die einstige Drogerie Müller in der Bahnhofstraße leer – entgegenzuwirken, das sei schwierig, sagt Bartmann. Der Stadt macht er keinen Vorwurf. „Andere Städte kämpfen mit ähnlichen Problemen, wie etwa Ludwigsburg in seiner Seestraße.“ Zumal baulich in Kornwestheim ja durchaus etwas passiert sei, etwa mit der Neugestaltung des Holzgrundplatzes. Indes müssten hier mehr Veranstaltungen stattfinden, auch für eine Verlegung des Dienstagswochenmarktes als Frequenzbringer an die Bahnhofstraße spricht er sich aus.

Grundsätzlich, so sagt Bartmann, müsse man in einigen Jahren noch einmal ergebnisoffen darüber reden, wie das Wette-Center künftig bespielt wird. Außerdem, so der Vorsitzende der Kornwestheimer Gewerbetreibenden, sollten neue Gewerbeflächen, so sie genehmigt würden, eine Mindestgröße haben. Ansonsten könne es sogar besser sein, zurückzubauen und damit Grünflächen zu schaffen, statt kleine Flächen zuzupflastern. Das nämlich helfe zumindest dem Stadtklima, mache die Innenstadt kühler. „Und auch das sorgt ja schließlich für eine höhere Aufenthaltsqualität.“