Bald leuchtet nachts nicht mehr viel in Kornwestheim. Foto: dpa

Halbnachtschaltung:
Innerorts und teils auch außerhalb der Bebauung werden Straßenlaternen abgeschaltet.

Kornweshteim - Im Mai des vergangenen Jahres ist in der Weststadt jede zweite Straßenlaterne abgeschaltet worden. Es sollte ein Testlauf sein, der nach Einschätzung von Bürgermeister Daniel Güthler gut verlaufen ist. Es habe nur einige wenige Beschwerden gegeben, auf sieben „blauen Karten“ hätten Bürger die Sparmaßnahme kritisiert. „Wir können den Weg aus unserer Sicht weitergehen“, schloss er am Donnerstagabend die Testphase ab.

Die Entscheidung pro Halbnachtschaltung fiel mit der äußerst knappen Mehrheit von 7:6. Das Zünglein an der Waage spielte Oberbürgermeisterin Ursula Keck (parteilos). Nein-Stimmen kamen von den fünf Mitgliedern der Fraktionen Freie Wähler sowie Grüne/Linke. Außerdem votierte CDU-Stadträtin Elvira Saverschek gegen weniger Licht. Nächtens wird, sobald die technischen Voraussetzungen geschaffen sind, in allen Wohnstraßen und in einigen Außenbereichen von 23 bis 5 Uhr jede zweite Straßenlaterne ausgeschaltet. Ausgenommen seien die Straßen, in denen Tempo 50 erlaubt ist, erläuterte Güthler im VFA. Die Umstellung auf die Halbnachtschaltung kostet einmalig 20 000 Euro, eingespart werden jährlich 72 000 Euro. Allerdings müssen auch die Stadtwerke mitspielen, die für die Straßenbeleuchtung verantwortlich zeichnen. Güthler zeigt sich aber optimistisch, dass der Vertrag, der pro Lichtpunkt eine Pauschale vorsieht, schnell geändert werden kann. Die Testphase in der Weststadt hat sich für die Stadt finanziell noch nicht ausgewirkt. Obgleich jede zweite Leuchte von 23 bis 5 Uhr ausgeschaltet war, wurde der ursprüngliche Preis an die Stadtwerke gezahlt.

Massive Kritik kam zum einen von Grünen-Stadtrat Thomas Ulmer, seines Zeichens Kriminalhauptkommissar. Die Halbnachtschaltung sei ein großer Fehler. Er verwies auf die Broken-Windows-Theorie, wonach die Kriminalität dort ansteige, wo es dunkle Ecken gebe. Andere Städte in der Region würden zusätzliche Beleuchtungen installieren, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen. Explizit kritisierte er das Abschalten jeder zweiten Leuchte in der Aldinger Straße Richtung Pattonville. „Ruckzuck ist da mal einer im Gebüsch“, sagte Ulmer. Auch Theresia Liebs (Freie Wähler) erboste sich ob der Pläne. „Es geht hier um die Fußgänger. Wer im Auto sitzt, hat Licht“, sagte sie und erinnerte an die Zeitungsausträger und Schichtarbeiter, die nachts gezwungenermaßen unterwegs seien. „Es kann doch nicht sein, dass die einstmals reiche Stadt Kornwestheim es nicht hinkriegt, nachts das Licht einzuschalten.“

Die Beeinträchtigungen halten sich in Grenzen, meinte indes SPD-Stadtrat Prof. Walter Habenicht. Sein Fraktionskollege Walter Specht, selbst Bewohner der Weststadt, wusste zu berichten, „dass es nirgends so dunkel ist, dass man über den Randstein fällt“.